Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
zögerte sie.
Silas’ braun getönte Augen blitzten, dann beugte er sich herunter. »Keine Sorge, ich färbe nicht ab.« Das bewies er ihr auch gleich, indem er seine Lippen auf ihre senkte.
Constanze legte die Arme um seinen Oberkörper und gab sich einen Moment dem innigen Gefühl hin. Viel zu schnell kamen sie an die Reihe.
Mit klopfendem Herzen wartete sie, bis die Stewardess ihnen die Bordkarten gab. Insgeheim war sie stolz auf sich, wie sorglos sie neben Silas stand. Seine Schminke färbte vielleicht nicht ab – seine unglaubliche Coolness jedoch schon. Das hatte sie bereits gegenüber Andrea bemerkt. Es hatte einiges für sich, mit dem Magier zusammen zu sein …
*
Silas blickte gähnend auf seine Uhr. Innerlich war er jedoch hellwach und spähte unauffällig über die Sitzreihen. Nach allem, was er bisher beobachtet hatte, wurden sie nicht verfolgt. Das hätte ihn auch schwer gewundert. Nicht einmal den besten Profis war es bisher gelungen, seiner Fährte zu folgen, und Michaels Männer waren alles andere als geschickt, wenn es darum ging, seine nächsten Schritte zu erahnen. Das hatte ihr stümperhaftes Verhalten bei seiner Gefangenschaft gezeigt. Andernfalls wäre es ihm nie gelungen, sich aus dem Kerker zu befreien. Ohne sich um den Trubel um sich herum zu kümmern, lehnte er sich zurück.
Als die Maschine sich eine halbe Stunde später in der Luft befand, lächelte er zufrieden. Der erste Schritt war getan. Jetzt mussten sie nur noch sicher in Holland landen und dort den nächsten Flieger zurück in die Schweiz erwischen. Eigentlich war dieser Reiseweg komplett unsinnig. Und genau das war es, was ihn so genial machte. Niemand würde auf die Idee kommen, dass sie hierher zurückkehrten. Von da ab ging es weiter über London nach Kanada. Und dort …
Sein Herz begann ungewohnt schnell zu klopfen. Naja, vielleicht nicht mehr ganz so ungewohnt. Das war immer so, wenn er daran dachte, was er in Kanada zu tun gedachte.
Er wollte Constanze heiraten. Nicht nur zur Show, sondern real. Silas hatte nicht den leisesten Zweifel an diesem Wunsch. Was er allerdings nicht ganz so sicher wusste, war ihre Reaktion darauf. Ob Constanze ihm überhaupt abkaufen würde, dass sie tatsächlich Mann und Frau wurden? Im Moment jagte eine außergewöhnliche Situation die nächste. Sie täuschten ihr Umfeld, was das Zeug hielt. Wahrscheinlich würde Constanze angesichts ihrer Lage nichts mehr überraschen. Sie stellte sich auf alles ein – selbst wenn er eine Zwischenlandung auf dem Jupiter vorgeschlagen hätte, wäre sie kommentarlos mit ihm gegangen. Ihre Flexibilität war erstaunlich und stand seiner in nichts nach.
Silas drehte den Kopf und betrachtete sie liebevoll. Constanze war, erschöpft von den Strapazen der letzten Tage, an seiner Schulter eingeschlafen. Zärtlichkeit stieg in ihm auf. Wie sollte er ihr das mit der Ehe am besten begreiflich machen? Er konnte nur hoffen, die Erfahrungen mit Michael würden sie nicht allzu sehr abschrecken. Noch nie war ihm eine Sache so richtig erschienen, noch nie so bedeutend wie diese Ehe.
Constanze murmelte und schlug blinzelnd die Augen auf. »Hast du etwas gesagt? Ich glaube, ich bin eingenickt.« Benommen schob sie sich eine Haarsträhne ihrer Perücke hinter das Ohr und setzte sich gerade hin.
»Nein, bisher nicht.« Silas verschränkte seine Hand mit ihrer und spielte mit ihren Fingern. Plötzlich konnte er keine Sekunde länger warten. »Aber wenn du schon wach bist …«, begann er und drehte sich zu ihr. »Ich wollte dich ohnehin etwas fragen.« Er beugte sich näher. »Hast du schon einmal darüber nachgedacht …« Silas verstummte. Nein, das war es nicht. Das klang blöd. Rasch startete er einen neuen Versuch. »Ich meine, könntest du dir vorstellen, dass wir … du und ich …« Kopfschüttelnd brach er ab.
*
Constanze blickte Silas verwundert an. Was war denn mit ihm los? So nervös kannte sie ihn nicht. Schlagartig war sie hellwach.
»Ist was passiert?«
Er fasste um ihr Kinn und bog ihr Gesicht wieder zu sich. »Nein. Alles okay. Ich wollte nur … ach, verdammt! Dass ich mich dabei so dämlich anstelle, hätte ich auch nicht gedacht.«
Constanze runzelte die Stirn. »Wobei denn?« Sie verstand immer noch nicht, was er ihr sagen wollte. Er sprach in absoluten Rätseln. Aber was deren Inhalt auch war, es musste etwas Wichtiges sein. Forschend blickte sie in seine Augen. »Worum geht’s dir eigentlich?«
»Um dich«, brachte
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