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Wie wollen wir leben

Wie wollen wir leben

Titel: Wie wollen wir leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Maischenberger
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eine gemeinsame Erklärung zu beenden, die die Vorsitzende der Schiedskommission angeregt hat.
    Inhaltlich ist seine Gen-Theorie inakzeptabel, und seine Problemdarstellung erscheint mir einseitig und polemisch. Wie man das Thema kritisch, aber durchaus sachlich behandeln kann, hat Kirsten Heisig in ihrem Buch Das Ende der Geduld: Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter gezeigt. Ebenso Heinz Buschkowsky, der Neuköllner Bürgermeister, indem er für die Anwendung bestehender Sanktionsmöglichkeiten eintritt, sich um die Berliner Rütli-Schule kümmerte und in seinem Stadtbezirk eine Reihe anderer Modellprojekte voranbrachte, die Kindern und Jugendlichen nicht-deutscher Herkunft mehr Chancen geben.
    Außerdem: Warum hat Sarrazin nicht auch positive Beispiele erwähnt? München wäre so eines. Hier machen die Menschen mit Migrationshintergrund rund 30 Prozent der Einwohner aus, hier gibt es einen starken türkischen Bevölkerungsanteil. Und all das, was Sarrazin da schreibt, ist doch in München gar nicht vorzufinden. Natürlich wurde hier ebenfalls über den Bau einer weiteren Moschee gestritten. Aber in einer Art und Weise, in der man unter baurechtlichen Gesichtspunkten wohl ähnlich über ein anderes zu
entstehende Gebäude streiten würde. Noch ein Wort zum Titel: Deutschland schafft sich ab . Damit kritisiert er im Grunde auch die deutschen Mütter, weil sie weniger Kinder gebären als die Migrationsmütter. Ist sein Buch also ein Appell in dieser Richtung?
    Â 
    Ja, auch.
    Â 
    War es also auch ein Kampfbuch gegen deutsche Mütter?
    Â 
    Nein. Die richtigen Mütter sollen die richtigen Kinder bekommen, wenn ich ihn richtig verstanden habe.
    Â 
    Die richtigen deutschen Mütter?
    Â 
    Ja.
    Â 
    Das ist dann eine Art Auslese? Also, ich kann dem Buch wirklich nichts abgewinnen. Es mag ja sein, dass die eine oder die andere Tabelle etwas hergibt, die er da drin hat, aber …
    Â 
    â€¦ Sie müssen sich trotzdem noch einmal mit der Frage auseinandersetzen, warum das Buch von Sarrazin der Bestseller von 2010 war.
    Â 
    Das ist eine der Fragen, die ich nicht schlüssig beantworten kann. Eine andere Frage, auf die Sie vielleicht noch kommen, kann ich auch nicht beantworten. Nämlich warum der Herr von und zu Guttenberg eine solche öffentliche Begeisterung ausgelöst hat. Ich gebe ehrlich zu, es gibt Fragen, die kann ich einfach nicht beantworten.
    Â 
    Haben Sie denn Hypothesen, die sich einer Antwort nähern?
    Â 
    Ja. Bei Sarrazin, das sagte ich schon, ist es vielleicht der Umstand, dass er Leuten mit Vorurteilen – und die gibt es auf diesem Gebiet durchaus – den Eindruck vermittelt, es seien doch keine Vorurteile, sondern es seien zutreffende Tatsachen. So etwas kauft und liest man dann gern. Aber man kann erfreulicherweise sagen, dass das Buch bisher keine konkreten politischen Wirkungen ausgelöst hat. Wo ist denn die Politik in Richtung Migration seitdem verschlechtert worden?

    Â 
    Verbal. Selbst bei Sigmar Gabriel lässt sich nachweisen, dass es eine verbale Verschlechterung gegenüber Migranten gegeben hat.
    Â 
    Da müssten Sie mir zunächst sagen, was er konkret geäußert hat.
    Â 
    Im August 2010 legte Gabriel Sarrazin den Parteiaustritt nahe, im September sagte er dann: »Wer auf Dauer alle Integrationsangebote ablehnt, der kann ebenso wenig in Deutschland bleiben wie vom Ausland bezahlte Hassprediger in Moscheen.«
    Â 
    Diese Aussage ist ziemlich akzentuiert, aber zugleich tritt Sigmar Gabriel ja sogar für eine Migrantenquote in unserer Partei ein.
    Â 
    Den oben genannten anderen Gruppen hat er aber mit Ausbürgerung gedroht. Und Politik besteht auch aus Worten.
    Â 
    Sicher. Aber wenn man sagt, das ist das Buch mit höchstem Verkaufsrekord, darf man nach den Wirkungen fragen. Doch selbst politische Kräfte in unserem Land, die gern in dieser Richtung Dinge aufgreifen, haben sich bisher höchstens in der Frage verkämpft, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht. Aber bei konkreten Maßnahmen wird doch das, was Herr Buschkowsky vertritt und tut, eher unterstützt. Und das unterscheidet sich in der menschlichen Wahrnehmung der Migranten ganz deutlich von dem, wie Sarrazin mit ihnen umgeht. Außerdem: Die Zuwanderung von Fachkräften soll ja gerade jetzt erleichtert werden.
    Â 
    Ich bleibe noch bei diesem Autor. Es wurde vielfach die Einschätzung

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