Wie wollen wir leben
übernehmen, auch bei der Pflege der älteren Familienmitglieder, sagen einige, zur allgemeinen Dienstpflicht sollten nur die jungen Männer herangezogen werden, die Frauen würden später sowieso ihren Part übernehmen.
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Aber es ist der Prozess angestoÃen worden, dass Familienaufgaben auch stärker von Männern bewältigt werden, etwa mit den Vätermonaten. Und dieser Prozess muss weitergehen, da bin ich sehr dafür, das sagte ich schon. Deshalb sollten alle junge Menschen, egal ob Männer oder Frauen, eine längere Zeit für das Gemeinwesen arbeiten.
Ãber den Waffeneinsatz am Hindukusch, die RAF und Versöhnung
Sie waren in einer Zeit Soldat, in der man nicht Soldat sein wollte, Sie haben einen Krieg mitmachen müssen. Dennoch die Frage, so absurd sie Ihnen vielleicht erscheinen mag: Haben Sie als Soldat eine Erfahrung gemacht, die Ihnen im Nachhinein als hilfreich für Ihr Leben erschienen ist?
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Ja, die Erfahrung, unter schlimmsten Umständen existieren zu können.
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Das ist eine Kriegserfahrung.
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Das ist eine Kriegserfahrung. Unter harten Kriegsbedingungen, vorne an der Front, habe ich jeweils nur kurze Zeit gelebt. Dennoch wurde mir klar, dass ich mit vielen Situationen zurechtkam. Dies ist eine Erfahrung, die man mitnimmt.
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Von manchen Soldaten wurde später die Kameradschaft betont.
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Die gab es. Und das habe ich vor allem in der Gefangenschaft erlebt. Da kümmerte man sich gegenseitig umeinander und stützte den anderen ein bisschen, wenn er verzweifelt war oder keine Zigarette mehr hatte.
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Mit welcher Begründung schicken wir junge deutsche Männer an den Hindukusch, wo sie immer weniger willkommen sind und immer öfter ihr Leben lassen?
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Darüber wurde gerade im Zuge der Bundeswehrreform lebhaft diskutiert. Peter Struck hat, damals noch als Verteidigungsminister, den berühmten Satz gesagt: »Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.« Der ist nicht so falsch, wie manche behaupten, denn es ging um al-Qaida und die Taliban, die mit diesem weltweiten Terrornetzwerk in Verbindung stehen. Hätten die Taliban Afghanistan weiter beherrscht, so wäre dieses Land ein idealer Raum
für die Vorbereitung von weltweiten Anschlägen geworden. Die hätten sich durchaus auch gegen uns richten können. Deshalb â und ebenso, weil es einen entsprechenden Beschluss des UN-Sicherheitsrats gibt â halte ich unseren dortigen Einsatz grundsätzlich für gerechtfertigt. Dabei müssen wir auch die Situation in Pakistan im Auge behalten.
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Auch mit der Waffe in der Hand?
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Ja.
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Auf nationaler Ebene ist das einleuchtend, dann, wenn Angreifer und Angegriffene deutlich voneinander zu unterscheiden sind. Das gestaltet sich international etwas komplizierter, zumal wenn es noch unterschiedliche Völker betrifft. Dennoch sehen Sie durchaus eine Aufgabe darin, dass sich die Jugend Deutschlands im bewaffneten Kampf engagiert?
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In jedem Fall braucht man tragfähige Beschlüsse des Weltsicherheitsrats. Aber jeder Einsatz muss auch unter nationalen Aspekten und unter Bündnisgesichtspunkten geprüft werden. Die endgültige Entscheidung trifft dann ja erst der Bundestag.
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Im Weltsicherheitsrat befinden sich auch Länder, deren Bonität man in diesen Fragen durchaus in Zweifel ziehen kann. Zwar nicht gerade Libyen â¦
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In welchen Fällen haben solche Länder, die nicht Veto-Mächte sind, einen derartigen Beschluss des Sicherheitsrats erst möglich gemacht oder verhindert?
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Ist China ein unbescholtener Ratgeber?
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Aber es ist eine Veto-Macht und trotz aller menschenrechtlichen Kritik doch nicht mit den von Ihnen erwähnten Ländern vergleichbar.
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Nein, aber darf man fragen, ob China in Menschenrechtsfragen â¦
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Das darf und muss man natürlich erörtern. Aber man sollte auch einmal den Weg betrachten, den China auf diesem Gebiet seit der sogenannten Kulturrevolution Mao Zedongs zurückgelegt hat. Damals starben Millionen von Menschen.
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Ich könnte auch die Russische Föderation nennen. Muss man die Frage stellen, mit welchem Recht, mit welcher Autorität diese Länder über Menschenrechtsfragen in anderen Staaten bestimmten?
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Weil sie seit der Gründung der Vereinten Nationen aufgrund deren Satzung ständige Mitglieder des Sicherheitsrats sind.
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Ihr Freund Helmut Schmidt sprach
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