Wieder nur ein Spiel
die Krankenschwester wiederkam - mit einem schreienden Jamie auf dem Arm!
„Ich glaube, der kleine Schatz hat schreckliche Sehnsucht nach seiner Mummy”, meinte sie lächelnd und reichte ihn Emily
“Wer hat sich denn die ganze Zeit um ihn gekümmert?” fragte sie besorgt.
“Der ältere Herr, der kurz nach Ihnen und Ihrem Mann hier angekommen ist.
Leider spricht er kein Wort Englisch. Er stand die ganze Zeit draußen an der Rezeption und hat vergeblich versucht, das Baby zu beruhigen.”
Ach, du meine Güte! dachte Emily entsetzt. Ausgerechnet Mateus Santos, der eingefleischte Junggeselle, der von kleinen Kindern keine Ahnung hatte!
Kurz nachdem Jamie aufgehört hatte zu weinen, ging die Tür auf, und Duarte kam herein. Er verharrte kurz in der Bewegung, als er Jamie in Emilys Armen sah. Die Krankenschwester nickte. Duarte freundlich zu und verließ dann diskret den Raum.
Emily hatte plötzlich das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben. “Hast … hast du Jamie schon gesehen?”
“Nein”, antwortete Duarte finster. “Mateus hatte ihn bei sich im Wagen. Ich musste mich um dich kümmern.”
Jamie blickte kurz zu Duarte auf, dann drückte er sein kleines Gesic ht an ihren Hals. “Es … es tut mir Leid”, entschuldigte sich Emily stockend, “er … fremdelt im Moment ein bisschen.”
Da wurde Duartes Miene noch finsterer. “Das wundert mich nicht im Geringsten! Wie konntest du es wagen, mit meinem Sohn in einem schäbigen Wohnwagen durch die Gegend zu ziehen wie die Zigeuner? Und mich dann auch noch in die peinliche Situation zu bringen, dass ich mich vor der Polizei rechtfertigen muss, wenn ich Jamie sehen will? Glaubst du, mit einer simplen Entschuldigung wäre das alles abgetan?”
2. KAPITEL
“Die Polizei?” wiederholte Emily erschrocken. “Was hat sie damit zu tun?”
“Deine Arbeitgeberin Mrs. Barker hat sie informiert, weil sie befürchtete, ich könnte dir etwas antun! Und jetzt stehen zwei Polizeibeamte vor der Tür und warten auf eine Erklärung!”
“Duarte … ich …“
“Solltest du es wagen, irgendwelche Lügen über mich zu verbreiten, dann werde ich vor dem Gericht das alleinige Sorgerecht für Jamie durchsetzen, hast du das verstanden?”
Panik erfasste Emily, als sie den Zorn und die tiefe Feindseligkeit in Duartes Augen sah. Wie hatte sie nur auf eine Versöhnung hoffen können? Da er schon vor acht Monaten bereit gewesen war, ihr Jamie wegzunehmen, musste er jetzt umso entschlossener sein, seine Drohung wahr zu machen. Damals hatte Duarte zwar nicht ihr direkt gesagt, was er vorhatte, doch Emily hatte es von ihrer Freundin Bliss erfahren, die zufällig sein Gespräch mit einem Rechtsanwalt mit angehört hatte.
Duarte meinte es also ernst, bitter ernst sogar. Und das Schlimmste dabei war, dass Emily sich trotz allem immer noch zu ihm hingezogen fühlte. Sie brauchte ihn nur anzusehen, und schon stieg heißes Begehren in ihr auf. Duarte war er der attraktivste und sinnlichste Mann, dem Emily je begegnet war. Deshalb konnte sie auch bis heute nicht verstehen, weshalb ein so gut aussehender und noch dazu steinreicher Mann ausgerechnet ein so gewöhnliches Mädchen wie sie geheiratet hatte. Aber Emily hatte vieles in ihrer kurzen Ehe mit Duarte nicht verstanden. Dass er zum Beis piel sein Herz mit seiner Jugendliebe Izabel begraben hatte, war Emily erst viel später klar geworden.
„Hast du mich verstanden, Emily?” wiederholte Duarte scharf und brachte sie damit in die Gegenwart zurück.
“Ja.” Emily senkte resigniert den Kopf und schmiegte sich an Jamie, der inzwischen eingeschlafen war. Unzählige Male hatte sie sich gefragt, ob Bliss Duartes Unterredung mit dem Rechtsanwalt vielleicht nur falsch verstanden oder ob sie, Emily, auf Duartes im Zorn ausgesprochene Worte nur überreagiert hatte. Wie dem auch war, Duarte schien entschlossen zu sein, seinen Sohn zu behalten, ganz gleich, mit welchen Mitteln.
“Ich habe nicht die Absicht, dir Jamie wegzunehmen”, sagte Duarte unvermittelt, als hätte er ihre Gedanken gelesen. “Er braucht seine Mutter.”
“Tatsächlich?” erwiderte Emily spöttisch, um ihre Angst zu verbergen.
“Mrs. Barker ist mit ins Krankenhaus gefahren”, erklärte Duarte, ohne auf Emilys spitze Bemerkung einzugehen. “Sie hat uns angeboten, sich so lange um Jamie zu kümmern, bis du entlassen wirst. Allem Anschein nach kommt sie gut mit ihm zurecht.”
Emily nickte nur, und im nächsten Moment ging auch schon die Tür auf, und Alice
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