Wiederkehr des Bosen
müssen«, drängte Alex. »Dann hör mir mal zu. Erstens: Wenn Ike Fielding den Prozess gewinnt, dann werden wir getrennt. Zweitens: Ich jedenfalls gehe nach Montana. Nicht nur, um Evan zu helfen, der seit dem Kindergarten mein bester Freund ist, sondern auch, um herauszufinden, was Ike wirklich vorhat. Er hat eigentlich nichts mit mir am Hut - war auch noch nie der Fall. Aber ich muss ihn davon abbringen, den Prozess zu führen ... mit allen möglichen Mitteln«, fügte sie hinzu und betonte die letzten Wörter.
»Einschließlich Hexerei«, stellte Cam fest. »Hoch zwei«, sagte Alex.
Sag doch Ja. Mach doch endlich, redete Cam sich in Gedanken zu. Und plötzlich fiel ihr wieder ein, dass selbst Beth Fish, ihre beste Freundin, von Bree ganz zu schweigen, sich nicht in einer Million Jahre vorstellen könnte, wie es sich anfühlt, wenn man in seinem Innern so ganz anders ist als alle anderen. All die Jahre hatte Cam das in sich verschließen müssen. Bis sie dann auf eine Person traf, die nicht nur genau gleich aussah wie sie, sondern die auch genau wusste, was sie fühlte und ahnte, was sie dachte und fürchtete ...
»Okay, ich komm mit dir«, gab Cam endlich nach. »Ich bin dabei. Aber sie werden uns nie ...«
»Wer - Emily und Dave?«
Cam nickte. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, ihre Eltern - oder jedenfalls das Paar, das sie vierzehn Jahre lang für ihre Eltern gehalten hatte - mit dem Vornamen anzureden.
»Die lassen uns fahren«, sagte Alex zuversichtlich und ihre grauen Augen glänzten listig. »Ich bringe sie dazu, darauf kannst du Gift nehmen. Wenn ich mit ihnen fertig bin, werden sie uns auf Knien anflehen, nach Montana zu fahren.«
»Nein, hör auf! Du hast etwas vor und jetzt wirbelst du deine Gedanken durcheinander, damit ich sie nicht lesen und dich davon abhalten kann. Was willst du tun?«, sagte Cam ärgerlich. »Sag es mir sofort!«
»Ich muss nur noch eine Kleinigkeit bei Mrs Bass in der Gemeindebücherei von Crow Creek rückfragen«, sagte Alex und drehte sich wieder zum Computer um. »Du hast sie ja auch schon kennen gelernt.«
»Nur per E-Mail«, sagte Cam. »Was hat sie damit zu tun?«
»Was glaubst du denn, bei wem uns Emily und Dave lieber das Wochenende verbringen lassen - bei Eric Wax-man, einem windigen Filmproduzenten aus Hollywood, der bei der Oscar-Verleihung mit einem lebenden Bar-biepüppchen auftauchte, das nichts auf der Haut hatte außer aufgesprayten Graffiti? Oder bei Doris Bass, meiner Ersatzmama, einer reifen, gottesfürchtigen, angesehenen und strenggläubigen Dorfbibliothekarin?«
»Okay«, sagte Cam. »Darüber lassen wir Emily und Dave abstimmen.«
Kapitel 2 - ZWEI FÜR MONTANA
»Leute, ich freu mich galaktisch auf Boston!«, verkündete Alex an diesem Abend beim Essen.
»Galaktisch!«, äffte Dylan sie nach, Cams »kleiner« Bruder - der Junge, den Emily weniger als ein Jahr nach Cams Adoption zur Welt gebracht hatte. Bei Alex' Bemerkung war ihm versehentlich ein Rosenkohl problemlos durch die Kehle gerutscht, obwohl er vorher bei jedem einzelnen Stück schier einen Erstickungsanfall bekommen hatte. Dylan hasste Rosenkohl. Angewidert schüttelte er den Kopf, wobei die kleinen Ohrringe klimperten, die er an einem seiner Ohrläppchen trug. Sie blitzten durch sein wirres blondes Haar, in das er blaue Strähnen gefärbt hatte.
Alex ignorierte ihn. »Brees Dad sagte, weil es ihr Geburtstag sei, dürften wir bei ihr eine ganze Woche lang tun und lassen, was wir wollten. Er hätte keine Zeit, den Aufpasser zu spielen, dazu sei er viel zu beschäftigt.«
Emily warf Dave einen vielsagenden Blick zu, aber er zuckte nur die Schultern, denn er war von Alex' Bemerkung genauso überrascht wie seine Frau.
»Wo hast du denn das gehört?«, fragte Cam. Ihre Hand mit einer Gabel voll gummiähnlichem Kartoffelpüree blieb mitten in der Luft hängen. »Autsch!«
»Oh, tut mir Leid«, sagte Alex mit geheucheltem Bedauern. »Ich dachte, ich sei gegen das Tischbein gestoßen.«
»Was hat Brees Dad denn damit gemeint?«, fragte Emily besorgt.
»Nun, Mr Waxman hat wieder mal eine neue Freundin«, erklärte Alex bereitwillig. »Oder vielmehr zwei, um genau zu sein ...«
»Der muss voll durchgeknallt sein«, sagte Dylan voller Bewunderung.
Emily schüttelte ihre blonden Dauerwellen. »Zwei Freundinnen?«
Dave lachte, wobei die Enden seines dichten Schnurrbarts auf-und abhüpften.
»Und er hat einen Berg Arbeit«, fügte Alex hinzu. »Also werden wir ziemlich
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