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Wiederkehr des Bosen

Wiederkehr des Bosen

Titel: Wiederkehr des Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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alten Hexenmeister waren ihre Gedanken wie ein offenes Buch.
    Sie war wie ein großes, wunderbares Geheimnis, hatte Karsh immer gedacht, eines, das man stets aufs Neue lesen konnte und das jedes Mal wieder neue Freuden und Überraschungen versprach.
    Ileana war häufig launisch, aber sie hatte auch plötzliche und dann sehr heftige Aufwallungen von Freundlichkeit. Sie war ungeheuer selbstbezogen, würde aber ihr Leben einsetzen, wenn es um etwas ging, das sie für richtig hielt. Außerdem sagte sie frei und offen, was sie dachte - und ihre Worte waren scharf wie ein Schwert -, doch manchmal fiel es ihr schwer, zu benennen, was sie meinte, und noch schwerer, das zu benennen, was sie fühlte. Karsh hatte Ileana großgezogen. Sie hatte ihre Eltern nie gekannt und wusste nicht einmal, wer sie waren, aber sie hatte ihre unterschiedlich ausgeprägten Charaktere geerbt. Die unklare Herkunft der jungen Frau war ein ständiges Thema zwischen ihr und Karsh. Vom Krankenbett aus beobachtete der Zauberer sie. Ileana war groß gewachsen, hatte aschblondes Haar, trug ein langes Samtcape und elegante Winterstiefel. Sie zerhackte Kräuter, die für seine Mittagsarznei benötigt wurden.
    »Habt Ihr nichts anderes zu tun, als meinen Rücken anzustarren?«, murrte sie. »Fürchtet Ihr etwa, dass ich Eure Medizin vergifte ? Ihr wisst doch genau, dass ich das nicht tue, jedenfalls so lange nicht, wie Ihr mir nicht erzählt habt, woher ich komme und warum ausgerechnet Ihr mein Vormund wurdet. Ich meine, nach allem, was ich für Euch getan habe, solltet Ihr jetzt wenigstens ein bisschen dankbar sein und mir das erzählen.« Ein paar Wochen zuvor war Karsh gekidnappt worden. Und Ileana hatte ihr Leben riskiert, um ihn zu befreien. Jetzt musste sie ihn gesund pflegen. Gründe genug, so fand sie, ein Anrecht darauf zu haben, mehr von ihren Eltern zu erfahren.
    Karsh kratzte sich am Kopf und unterdrückte ein Lächeln. Wo früher ein dichter Lockenschopf gewesen war, befand sich jetzt nur noch ein dünner weißer Flaum - wie das kahl gewordene Lieblingsplüschtier eines Kindes. »Meine liebe Hexe ...«
    »Nennt mich Göttin!«, fauchte Ileana, wie er es auch erwartet hatte.
    »Also, dann eben Göttin, wie Ihr wollt«, erklärte Karsh um auf Ileanas Bemerkung einzugehen. »Mein Wohlergehen spielt keine große Rolle mehr. Es geht jetzt um die Zwillingsschwestern, die wir unter allen Umständen schützen müssen. Ihre magischen Fähigkeiten haben enorm zugenommen, ebenso ihr Verlangen, anderen zu helfen und andere zu schützen ...«
    »Und gleichzeitig werden sie auch immer dreister«, unterbrach ihn Ileana.
    »In der Tat«, gab Karsh ein wenig spöttisch zu. »Sie werden ihrem Vormund immer ähnlicher.« Vor fünfzehn Jahren, an dem Tag, an dem die Zwillinge geboren wurden, verschwand ihre Mutter und ihr Vater wurde ermordet. Damals hatte niemand verstanden, warum der mächtige Karsh den Großen Rat von Coventry Island gedrängt hatte, ausgerechnet Ileana, die ja selbst noch ein Teenager war, zum Vormund der Zwillinge zu bestimmen. Die gesamte Hexengemeinde hatte Karsh für verrückt gehalten, weil er das Wohlergehen der Kinder in die Hände einer so unreifen und verantwortungslosen Person legte. Aber Karsh selbst war Ileanas Vormund und hatte dem Rat versichert, dass er sie bei dieser furchtbar schwierigen Aufgabe anleiten würde - obwohl er schon damals großes Vertrauen in ihr Talent hatte und sie für eine gute Hexe hielt.
    Und tatsächlich war es ihnen gemeinsam gelungen, das Leben der beiden kleinen Hexen zu schützen - entgegen jeder Wahrscheinlichkeit. Denn der Onkel der Zwillinge, Lord Thantos, hatte seit dem Tag, an dem er ihren Vater ermordet hatte, nach den beiden Mädchen gesucht. Karsh und Ileana hatten die beiden Mädchen getrennt - ein Kind war in Montana aufgewachsen, das andere in Massachusetts. Doch jetzt lebten beide in Massachusetts, in der reizenden, am Meer gelegenen Kleinstadt Marble Bay. Ileana brachte Karsh den Trank. »Schaut Euch nur mal an«, seufzte sie traurig, als er den Kräutertrank zu sich nahm. »Ihr seid nur noch Haut und Knochen. Wenn dieser Verrückte Euch wenigstens Eure Medizin gegeben hätte! Oder wenn ich Euch nur früher befreit hätte! Wenn ich nur rechtzeitig gekommen wäre, als Ihr von seinem schwachsinnigen Bruder gefangen genommen wurdet!«
    Damit meinte sie die beiden Onkel der Zwillinge, Lord Thantos und seinen üblen, dümmlichen Bruder Fredo. Sie hatten Karsh gekidnappt - ein Versuch, die

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