Wiederkehr des Bosen
um dann mit dir sehr viel Geld zu verdienen ...«
»Ich sollte für ihn stehlen?« Alex war wie vor den Kopf geschlagen.
Karsh hatte genickt und gesagt: »Sara war entsetzt. Sie hatte entdeckt, wie ihr Mann wirklich war, und wusste, dass sie ihm nie mehr vertrauen würde, wenn er in deiner Nähe war. Sie hatte eigentlich gar keine andere Wahl.«
»Und deshalb warf sie ihn hinaus«, stellte Alex fest. »Sie beschloss, sich allein durchzuschlagen - als allein erziehende Mutter. Und sie beschloss auch, dass du nur eine Seite von Ike kennen lernen solltest. Seine dunkle Seite. Sie wollte sicher sein, dass du nie von dir aus nach ihm suchen würdest, wenn sie selbst nicht mehr lebte.« Und Alex begriff, dass sich Sara bewusst für ein armseliges Leben und gegen eine bequeme Existenz entschieden hatte, für Einsamkeit statt Liebe, vielleicht sogar für Tod statt Leben. Wahrscheinlich war auch das übermäßige Rauchen, das ihre Gesundheit ruiniert und zu ihrer schweren Erkrankung geführt hatte, den Umständen ihres Lebens zuzuschreiben gewesen ... »Und das alles nur, um mich zu schützen«, staunte Alex laut.
»Das war ihr Schicksal. Sie war deine Beschützerin, Artemis. Dafür habe ich sie ausgesucht.« Alex war aufgewacht. Karsh war verschwunden. Sie wischte sich die letzten Tränen ab und wandte sich Cam zu, um ihr die Neuigkeiten mitzuteilen, die ihr der Hexenmeister enthüllt hatte. Aber der Sitz neben ihr war leer.
Als Alex eingeschlafen war, hatte Cam versucht zu lesen, Musik zu hören, einen Film anzuschauen, den sie bereits gesehen hatte - aber nichts hatte sie von ihren Gedanken ablenken können.
Und während wir bei ihr waren, verlor sie den Verstand, hörte sie Ileana sagen. Und dann war da auch noch Fredos Piepsstimme: Sie wurde verrückt... Sie musste eingesperrt werden!
Die Erfahrungen der letzten Monate sagten ihr: In ihrer Welt schien nichts dem Zufall überlassen, nicht, seit sie und Alex einander gefunden hatten. Was bedeutete das alles? Was sollte sie mit diesen Entdeckungen anfangen? Langsam und systematisch versuchte Cam, die Puzzleteile zusammenzusetzen, sich alles in Erinnerung zu rufen, was sie jemals über ihre Mutter erfahren hatten. Ihr Name war Miranda. Sie war gut zu anderen gewesen, war schön, war bewundert worden und war wie wild verliebt in ihren Mann - oder vielleicht wie verrückt verliebt?, fragte sich Cam bedrückt. In Aron hatte Miranda den perfekten Partner gefunden, den brillanten, grauäugigen Hexer Aron, der dem Zeitungsartikel zufolge Mitbegründer eines »Technologieimperiums mit einem Wert von vielen Millionen Dollar« gewesen war - dasselbe Unternehmen, das jetzt seinem Bruder Thantos gehörte. Miranda hatte Aron an dem Tag verloren, an dem die Zwillinge geboren wurden. Karsh und Ileana hatten den Ermordeten gefunden. Und Mirandas Schmerz war in Wahnsinn umgeschlagen. Seither war Miranda weg, verschwunden. Weder Karsh noch Ileana wussten, was aus ihr geworden war. Sie nahmen an, dass Miranda tot war - verloren für alle, die sie liebten.
Nur Thantos verhielt sich anders. Ihr Onkel mochte bösartig sein, aber er behauptete beharrlich, er könne die Zwillinge zu Miranda bringen. Cam musste sich immer wieder klar machen, dass dies nicht hieß, Miranda sei noch am Leben. Thantos, diese Giftschlange, würde sie vielleicht einfach zu Mirandas Grab führen - oder er würde ihren Geist heraufbeschwören. Sie und Alex hatten schließlich auch am heiligen Bach durch reinen Zufall den Geist ihrer Großmutter heraufbeschworen. Wahrscheinlich meinte Thantos das und nichts anderes. Je mehr Cam darüber nachdachte, desto sicherer wurde sie, dass ihre Vermutung stimmte. So musste es sein. Wenn Miranda noch am Leben wäre, hätte sie schließlich längst nach ihren Töchtern gesucht. Aber niemand hatte jemals klar und unmissverständlich behauptet, dass Miranda tot sei. Und ihre Leiche war niemals gefunden worden.
Cam fröstelte, obwohl sie die Fleecedecke über sich geworfen hatte, die die Fluggesellschaft jedem Passagier zur Verfügung stellte. Ihr Blick war verschwommen und ihr Kopf schmerzte. Wahrscheinlich denke ich zu viel nach, versuchte sie sich einzureden. Aber plötzlich kam eine Vision wie ein Bumerang zu ihr zurück, die sie schon einmal gehabt hatte. Wie lange war das her gewesen ? Ein paar Monate?
Blendende Helligkeit. Eine Frau, von weißem Licht umhüllt. Über ihren Rücken hing ein langer kastanienbrauner Zopf. Sie stand nur da und sah und beobachtete und wartete
Weitere Kostenlose Bücher