Wiedersehen an der Cote dAzur
begann Suki, „bald platze ich vor Neugier. Was hast du für mich?“
Die Agentin strahlte. „Wenn du willst, kannst du in den nächsten fünf Jahren fünf Millionen Euro verdienen.“
„Wie bitte?“
„Es ist die Chance deines Lebens, Honey!“ Carly sprühte vor Begeisterung. Dann holte sie noch einmal Luft und frag te: „Sagt dir der Name Formidable was? “
„Warte, hast du Formidable gesagt? Und meinst du den Kosmetikkonzern?“
„Aktuell sind sie an zweiter Stelle – aber sie wollen Marktführer werden. Und sie bieten dir einen Fünf-Jahres-Vertrag. Die Anfrage kam jetzt am Wochenende. Ist das nicht unglaublich?“
Suki starrte ihre Agentin mit aufgerissenen Augen an. „Und das ist kein Witz? “
„Honey! Sie wollen dich! Und zwar exklusiv!“
„Das heißt, ich könnte dann keine anderen Aufträge mehr annehmen?“
Carly zuckte die Achseln. „Das nicht. Aber dafür zahlen sie ja auch anständig.“ Sie hob euphorisch eine Hand. „Du sollst das Gesicht von Formidable werden. Unser Notar hat sich den Vertrag auch schon angesehen. Und er hatte nichts einzuwenden. Absolut nichts.“
Suki schwirrte immer noch der Kopf. „Aber warum ich?“
Carly nippte an ihrem Tee. „Die haben wohl die Bilder von dir für die Sonnencreme-Werbung gesehen. Und rothaarige Frauen sind gerade angesagt!“
Fünf Minuten später war Suki wieder bei klarem Verstand. Sie dachte an die anstrengenden Castings, bei denen Models für einen bestimmten Auftrag gesucht wurden. An Piers und daran, wie lange sie ihn wohl noch finanziell unterstützen musste. Und auch daran, dass sie auf dem Catwalk zunehmend gegen jüngere Konkurrentinnen anzutreten hatte. Jetzt war sie noch nicht zu alt, aber wie würde es in ein paar Jahren aussehen?
Dann trank sie den Rest ihres Tees und fragte ruhig: „Wann und wo muss ich unterschreiben?“
Als Suki am darauffolgenden Montag die eindrucksvolle Londoner Hauptniederlassung des Formidable – Konzerns betrat, lag der Vertrag unterschriftsreif im Konferenzraum. Ein grau melierter Notar im Businessdreiteiler, der sie seit ihrer Ankunft mit unverhohlener Bewunderung angestarrt hatte, reichte ihr gerade freundlich einen Füllhalter .
„Wenn Sie bitte hier unterzeichnen würden, Miss Franklin.“
Sie räusperte sich, ergriff den Stift und hoffte, dass man ihr nicht anmerkte, wie aufgeregt sie war, während sie schwungvoll ihre Unterschrift unter das Dokument setzte, das immerhin über die nächsten fünf Jahre ihres Lebens bestimmte.
Carly stupste sie plötzlich von der Seite an und riss sie aus ihren Gedanken.
„Nachdem nun die Formalitäten über die Bühne sind, könnten wir doch eigentlich anstoßen, oder nicht?“ Die Agentin blickte fragend zum Notar und zog eine Flasche Champagner aus ihrer Tasche. „Gläser werden Sie ja wohl haben, hoffe ich.“
Der Notar lächelte. „Wir hatten schon etwas vorbereitet. So ein Vertrag ist für uns auch nicht alltäglich.“ Er blickte auf seine Uhr. „Ich würde nur noch gern auf unseren neuen Besitzer warten. Er müsste eigentlich jeden Augenblick kommen.“
„Oh, den würde ich auch gerne kennenlernen“, bemerkte Carly unbekümmert. „Wie ist er denn so?“
Der Notar lächelte nachsichtig. Amerikaner pflegten eindeutig einen anderen Geschäftsstil als Briten. Dann räusperte er sich und sagte ruhig: „Ich bin nicht befugt, Ihnen diesbezüglich Auskunft zu erteilen.“ Er blickte gerade erneut auf seine Uhr, als sich die Tür des Konferenzraums öffnete.
Sie hätte nicht erklären können warum, aber in dem Moment, als sich die Tür öffnete, wusste Suki, wer der Besitzer war. Nicht mal hinzusehen brauchte sie.
Außer sich vor Empörung, starrte sie in seine spöttischen Augen. „Du heimtückischer, hinterhältiger, intriganter Mistkerl!“ Ihre Stimme überschlug sich fast.
„Suki!“ Carly war aschfahl geworden.
„Miss Franklin, ich bitte Sie …“ Der Notar schien vor dem Nervenzusammenbruch.
Suki ignorierte beide. „Wenn du immer noch meinst, du bekämst alles, was du willst, dann hast du dich getäuscht! Aber gründlich!“ Ihre Nasenflügel bebten. „Was fällt dir überhaupt ein? Nachdem ich es abgelehnt habe, deine … deine Geliebte zu sein, versuchst du mich nun mit einem miesen Trick zu kaufen. Das ist doch wirklich das Letzte! Aber dagegen werde ich mich wehren, Pasquale!“
Sie war jetzt so in Rage, dass sie außer ihm niemanden mehr wahrnahm. Zornig griff sie nach dem Vertrag und zerriss ihn demonstrativ.
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