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Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Titel: Wiedersehen in Hannesford Court - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wenn sie ihren Verlobten verloren hatte.
    Der gut aussehende Mann, den ich vorhin bemerkt hatte, war ein Amerikaner namens Neil Maclean, den Bill eher vage als Industriellen beschrieben hatte. Jetzt sah ich, dass er älter war, als ich gedacht hatte: Ende vierzig, vielleicht sogar fünfzig, aber mit der Energie eines sehr viel jüngeren Mannes. Sein leicht gebräuntes Gesicht wirkte wach, seine Augen blickten forschend. Er begrüßte mich mit einem knappen Nicken.
    »Sehr erfreut, Captain Allen«, sagte er und streckte mir die Hand entgegen. »Margot hat erzählt, Sie hätten einen großen Teil der Show in Frankreich mitgemacht.« Seine Stimme war tief, er sprach fast akzentfrei. »Wie steht es mit Ihrer Zukunft?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Die Vorstellung, überhaupt eine Zukunft zu haben, war mir noch fremd.
    »Ehrlich gesagt, habe ich kaum darüber nachgedacht. Ich werde bis Neujahr hierbleiben. Und danach, wer weiß?«
    »Es wird Zeit, darüber nachzudenken.« Er sprach wie ich in leichtem Ton, doch seine Augen blickten ernst. »Nach allem, was Sie durchgemacht haben, braucht ein Mann doch irgendeine Beschäftigung.«
    Vermutlich hatte er recht. Und selbst wenn nicht, war sein Rat immerhin eine Abwechslung nach den üblichen Plattitüden: Ich nehme an, du willst jetzt erst mal richtig ausspannen, alter Junge. So als hätte ich eine besonders anstrengende Golfpartie hinter mir.
    »Kennen Sie die Stansburys schon lange?«, erkundigte ich mich.
    »Einige Jahre. Wir sind uns bei den Van Troosts begegnet. Und Sie? Ich nehme an, Sie sind ein alter Freund der Familie.«
    War ich das? Es schien noch gar nicht so lange her, dass ich der Neuankömmling gewesen war, der zu Fuß über die Felder nach Hannesford marschiert war, schwitzend und ein bisschen verlegen. Damals hatte ich mir gewünscht, ich wäre nicht hergekommen. Vielleicht galt ich nun als alter Freund, wenn auch nur ersatzweise. Man musste nur lange genug überleben, schon war man der älteste Freund von allen.
    »Ich kenne sie eine ganze Weile. Meine Mutter hatte mal im Sommer ein Haus in der Nähe gemietet, das war vier oder fünf Jahre vor dem Krieg.«
    Wenn man es so formulierte, klang es ordentlich und ziemlich konventionell, so gar nicht nach meiner Mutter, die Romane schrieb, Sittiche hielt und ihre eigene Überspanntheit genoss. Mein Vater war ein stiller, nüchterner Mann mit privatem Vermögen gewesen, nicht reich, aber wohlhabend, der sich für griechische Literatur interessierte. Kurz nach seinem Tod hatte meine Mutter eine Sekretärin namens Winifred eingestellt, deren Gesellschaft ihr sehr viel besser passte. Danach führte sie ein ziemlich schillerndes Leben, in dem sie mitsamt Winifred und den Sittichen zwischen London und Paris pendelte. Sie schrieb, wie sie wissen ließ, genau die Art von Büchern, die weder ihr Ehemann noch ihr Vater sie jemals hatten lesen lassen, und sie verkauften sich entsprechend. Ich hatte sie in jenem Sommer erst nach einigem Zögern in Hannesford besucht und mit der festen Absicht, nicht länger als eine Woche zu bleiben.
    Doch ich hatte nicht mit den Stansburys gerechnet. Harry und Margot waren weithin bekannte Gastgeber, und es kam nicht selten vor, dass Streuner wie ich in ihren Kreis hineingezogen wurden. Die erste Einladung nahm ich ohne große Begeisterung an, weil meine Mutter darauf bestand. Die Stansburys waren eine sehr vornehme Familie, und die Aussicht, mit ihnen zu picknicken, erschien mir ebenso langweilig wie beängstigend. Ich erwartete Steifheit, gute Manieren und höfliche Herablassung.
    Doch der Spaziergang durch die Wiesen hatte mich beschwichtigt. Aus der Masse der Butterblumen blickte man über den Fluss bis zu den violetten und grünen Hängen des Moors. Und die Kinder der Stansburys waren ganz anders als erwartet. Harry war blond, übermütig und flirtete dezent mit den jungen Damen; Margot war frivol, witzig und offenbar Bewunderung gewöhnt. Den Grund dafür hatte ich begriffen, nachdem sie mich das erste Mal aus strahlenden, lächelnden Augen angeschaut hatte.
    Als meine Mutter schließlich befand, dass ein Sommer am Mittelmeer Winifred und den Sittichen zuträglicher sei, war es längst keine Sohnespflicht mehr, nach Hannesford zu kommen. Die Stansburys hatten die Hände nach mir ausgestreckt, und ich hatte mich teils geschmeichelt, teils belustigt, teils wegen Margots Augen von ihnen ergreifen lassen.
    Erst kurz vor dem Abendessen kam es zu einer längeren Unterhaltung mit meinem

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