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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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hast du nach der Pubertät einen echten Dachschaden.«
    Cassie reißt entrüstet den Mund auf, aber statt einer Widerrede wirft sie Petra zum Glück nur einen vernichtenden Blick zu und marschiert wütend aus der Küche. Ich höre das protestierende Quietschen der Federn, als sie sich im Wohnzimmer aufs Sofa schmeißt, und dann werden wir mit den trotzigen Klängen von Avril Lavigne beschallt.
    Ich stehe auf und schiebe die Küchentür zu, was den Krach wenigstens ein bisschen dämpft. »Danke, dass du eingegriffen hast.«
    »Höre ich da Sarkasmus heraus?«
    »Nein, das musste ihr doch jemand sagen.«
    »Aber nicht auf meine extrem einfühlsame Art, was? Hab bloß keine Scheu, mal ein Machtwort zu sprechen, Nat. Wenn Cassie eine Weile hierbleibt, hat sie sich an gewisse Regeln zu halten. Je mehr du ihr durchgehen lässt, desto mehr testet sie aus. Kinder brauchen Grenzen, gegen die sie rebellieren können.«
    »Das weiß ich, aber es ist so schwer. Als ob sie nur bei mir ihre Grenzen austesten würde. In den Ferien wohnt sie ja oft bei ihrer besten Freundin, bei Emily. Ich habe ein paarmal mit Emilys Mutter gesprochen, um Finanzen und praktische Dinge zu regeln, und mich bei ihr bedankt. Da hat sie immer richtig von Cassie geschwärmt, hat gemeint, Cassie sei ein kleiner Engel und es sei immer so ein Vergnügen, sie im Haus zu haben.«
    »Du tust unter sehr schwierigen Bedingungen dein Bestes, Nat.«
    »Meinst du? Tue ich wirklich mein Bestes? Ich bin mir da gar nicht so sicher. Ich habe sie doch quasi im Stich gelassen. Ich weiß, dass Cassie mich nicht in ihrer Nähe haben will, also habe ich mich ferngehalten, aber das ist doch nicht richtig, oder? Ach, keine Ahnung … Ich bin einfach noch nicht alt genug für eine fünfzehnjährige Tochter.«
    »Theoretisch wärst du das schon.«
    »Na gut, aber dann wäre ich bei ihrer Geburt doch selbst noch ein Kind gewesen. Ich meine bloß, dass ich es mir vielleicht zu leicht gemacht habe. Ich bin ihr Vormund – vielleicht sollte ich einfach darauf bestehen, dass sie in den Ferien nach Hause kommt. Wie sollen wir denn eine Beziehung aufbauen, wenn wir uns nie sehen? Sie will nicht herkommen, und ich lasse sie, weil es mir das Leben leichter macht, wenn ich sie nicht hier habe. Dabei ist es doch ihr Zuhause. Weißt du, ich finde es im Moment ganz komisch, dass sie hier ist, aber sie war hier schon zu Hause, lange bevor ich eingezogen bin. Und wenn mich das schon so umhaut, wie muss es ihr dann erst gehen? Hat das arme Kind überhaupt noch Boden unter den Füßen? Ich darf doch nicht zulassen, dass sie in den Ferien immer von einer Freundin zur nächsten zieht.«
    »Sei nicht so streng mit dir, Nattie«, beruhigt Petra mich. »Du hattest genug eigene Probleme, um die du dich kümmern musstest.«
    »Aber das ist es ja gerade. Ich muss mich auch um Cassie kümmern. Ich habe die Verantwortung für sie. Und bisher habe ich das einfach ignoriert.«
    Eine Stunde später kommt Cassie wieder in die Küche. Ohne uns zu beachten, bedient sie sich am Kühlschrank und nimmt sich einen Becher griechischen Joghurt und eine Flasche Orangensaft. Dann schnappt sie sich noch eine Tüte Salt-and-Vinegar-Chips aus dem Schrank und verschwindet wieder. Ich höre, wie sie die Holztreppe hinaufstampft und dann ihre Zimmertür zuknallt.
    Petras Gesichtszüge sind hart. »Sie tut so, als würde das Haus ihr gehören«, sagt sie missbilligend.
    »Theoretisch ist das ja auch so.«
    Fragend sieht Petra mich an.
    »Es wird treuhänderisch verwaltet, bis sie achtzehn ist. Bis dahin darf ich hier wohnen, und dann kann sie mich sofort auf die Straße setzen, wenn sie das möchte. Vorausgesetzt, ich halte so lange durch.«
    »Bestimmt kann sie’s gar nicht abwarten.«
    »Zuerst wollte ich wieder in meine alte Wohnung ziehen, aber dann habe ich sie doch vermietet.«
    »Das wusste ich gar nicht.«
    »Ich habe es nur zwei Tage ausgehalten. Ich war hin- und hergerissen, wollte hierbleiben und wollte weg. Ich wusste nicht, was das kleinere Übel war – dass alles mich an Rob erinnerte oder dass fast gar nichts mich an ihn erinnerte. Dann habe ich entschieden, dass dieses Haus hier für mich richtig ist, zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls. Und so ist es auch einfacher, wenn Cassie in den Schulferien mal nach Hause kommt. Bisher wollte sie das allerdings nicht – und jetzt ist sie ja auch nicht aus freien Stücken hier.«
    »Bleibt sie denn?«
    »Du meinst, ob sie zu einer Freundin abdampft, so wie sonst? Das

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