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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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meine Sympathie für Eleanor Brice in sich zusammenfällt, und ich bin wütend auf mich selbst, weil ich Cassie als Problem betrachtet habe, nicht als Menschen. Vermutlich kann ich mir gar nicht vorstellen, was das Mädchen seit Robs Tod auf dieser Schule durchgemacht hat.
    Auf dieser Schule – einer alten Schule im wahrsten Sinne des Wortes. Bloß keine Gefühle zeigen. Deine ganze Welt liegt in Trümmern, aber – wisch dir die Tränen ab, putz dir die Nase und mach ganz normal weiter. Es gibt Schlimmeres.
    Sie können sich nicht mal ansatzweise vorstellen, was Cassie durchgemacht hat. Und ich schäme mich zwar, aber ich muss zugeben, dass ich es mir nicht vorstellen wollte. Die Distanz zwischen uns war einfach so bequem für mich. Ich habe Cassie im Stich gelassen. Ich habe Rob im Stich gelassen.
    Mein Drang, wie ein Teenager loszukichern, hat sich in Luft aufgelöst. Kerzengerade sitze ich auf meinem Stuhl und versuche, die gleiche ruhige Autorität auszustrahlen wie Eleanor Brice.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Cassandra etwas so … Drastisches tut, ohne dass sie entsprechend provoziert wurde«, erkläre ich und lüge dabei, ohne mit der Wimper zu zucken. Nach allem, was ich selbst mit ihr erlebt habe, kann ich mir vorstellen, dass Cas völlig grundlos auch noch viel Drastischeres tun würde. »Ich hoffe, Sie haben Ihr Möglichstes getan, um wirklich alle Aspekte dieses Vorfalls aufzudecken, nicht nur Cassies Anteil daran.«
    »Wir haben mit Miss Lansford über ihr angebliches Mobbing gesprochen, ja.«
    »Und haben Sie Miss Lansford auch suspendiert?«, frage ich.
    »Leider haben wir in diesem Fall nur Cassandras mündliche Aussage gegen Miss Lansford, während gegen Cassandra ein – öffentlich sichtbarer Beweis für eine schwere Verfehlung vorliegt.«
    Eleanor Brice spricht die Worte schwere Verfehlung mit Grabesstimme aus, um den Grad ihrer Missbilligung kundzutun. Unwillkürlich werfe ich noch mal einen Blick auf das Beweismittel, das ich immer noch in der Hand halte. Das zusammengebastelte Foto ist einfach so urkomisch, dass ich nur mit Mühe und Not einen weiteren Lachanfall unterdrücken kann. Es klingt, als hätte ich einen Schluckauf. Zum Ausgleich versuche ich, eine tadelnde Miene aufzusetzen.
    »Uns bleibt keine andere Wahl, als Cassandra vorübergehend nach Hause zu schicken. Wir hoffen, dass sie die Zeit nutzt, um über die Schwere ihres Fehlverhaltens nachzudenken und auch über die Auswirkungen, die dieses Verhalten und ein möglicher Schulverweis für sie haben könnten – für ihre Zukunft auf Cheal und draußen in der Welt. Es täte uns sehr leid, wenn wir Cassandra verlieren würden, denn sie war eine ausgezeichnete Schülerin. Aber ein derartiges Verhalten können und wollen wir nicht dulden.«
    Obwohl die Schulleiterin mit mir über Cassie spricht, schaut sie dabei das Mädchen an und vergewissert sich, dass ihre Worte an die richtige Adresse gelangen.
    Cassie verzieht keine Miene und bleibt unbeteiligt.
    Dann blickt Eleanor Brice mich wieder an. »Wir hoffen, dass sie nach den Weihnachtsferien mit einer gebesserten Einstellung zu uns zurückkehrt. Die Suspendierung vom Unterricht gilt ab sofort. Cassandra, bitte hole deine Sachen. Mrs. Forester, würden Sie bitte im Sekretariat warten? Sie können Ihre Stieftochter dann gleich mit nach Hause nehmen.«
    »Und wenn mir das jetzt nicht passt?«, schnaufe ich ärgerlich. »Sie haben mich nicht vorab informiert. Was ist, wenn ich Cassie heute gar nicht mitnehmen kann?«
    Der Blick der Schulleiterin bleibt fest. »Und ist das der Fall, Mrs. Forester?«, gibt sie zurück.
    Ich habe keinen Grund, Cassie nicht mit nach Hause zu nehmen. Aber es passt mir nicht, dass einfach so über mich verfügt wird, und deshalb lasse ich meinem Unmut noch einmal freien Lauf, bevor ich mich in das Sekretariat begebe, um auf Cassies Rückkehr zu warten.
    Seit meiner Ankunft hat Cassie kein Wort mit mir gesprochen. Auch als wir zu meinem Wagen gehen, bricht sie ihr Schweigen nicht. Nur ihr Gepäck, das wir gemeinsam tragen, verbindet uns.
    »Ich nehme mal an, Libby Lansford hat ihre gerechte Strafe gekriegt«, sage ich, als wir über den langen Zufahrtsweg vom Schulgelände auf die Landstraße zurückfahren. »Wenn dich das tröstet – ich hätte es an deiner Stelle genauso gemacht.«
    Mit einem Blick gibt Cassie mir zu verstehen, dass ich mir bloß nicht einbilden soll, mit solchen Sprüchen bei ihr punkten zu können. Dann starrt sie wieder verdrossen

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