Wiedersehen in Virgin River
altmodischen Sachen – die alte Betty Crocker, Julia Child – aus der Zeit, bevor alle anfingen, leicht zu essen und auf ihr Cholesterol achtzugeben.
Er schlug Plätzchen nach.
Preacher wusste zwar nicht viel über Kinder, und in einer Bar waren Plätzchen auch wenig gefragt, aber er hegte zärtliche Erinnerungen an seine Mutter, wenn sie Plätzchen machte. Ein winzig kleines Persönchen war sie. Klein, charakterfest, von leisen Tönen, aber streng. Und wirklich schüchtern. Wahrscheinlich hatte er seine Zurückhaltung von ihr geerbt. Sein Dad war gestorben, als er noch jung gewesen war, aber auch er war kein großer Typ gewesen, allenfalls Durchschnitt. Und dann kam Preacher. Mehr als vier Kilo brachte er bei der Geburt auf die Waage, und in der siebten Klasse maß er dann schon fast ein Meter achtzig.
Auf das Backen von Plätzchen war er nicht eingerichtet. Aber Mehl, Zucker, Butter und Erdnussbutter hatte er. Nicht schlecht. Mit diesen Zutaten konnte er jedenfalls diese weichen, süßen Plätzchen machen. Während er den Teig anrührte und dann kleine braune Kugeln daraus formte, schwebte ihm das Bild vor Augen, das er mit seiner Mutter während der Messe abgegeben hatte: Sie schmalschultrig in einem hochgeschlossenen Kleid, das ergrauende Haar ordentlich zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden. Daneben er selbst, wie er schon mit fünfzehn in der Kirchenbank zwei Sitzplätze belegte. Während er behutsam die kleinen Bälle mit der Gabel platt drückte, lachte er in sich hinein, als er sich daran erinnerte, wie sie ihm das Fahren beigebracht hatte. Es war einer der seltenen Momente, dass er einmal hörte, wie sie die Stimme erhob, und wo sie ganz nervös und aufgeregt war. Seine Füße waren so groß und seine Beine so lang, dass er mit Gaspedal und Bremse ziemlich grob umging. Jesus, Maria und Josef, John! Du musst behutsamer sein! Langsamer, ein bisschen eleganter! Ich hätte dich lieber zum Ballettunterricht schicken sollen, anstatt zum Football! Es war ein Wunder, dass sie keinen Herzanfall bekommen hatte, als sie mit ihm fuhr.
Kurze Zeit später war sie dann an einem Herzanfall gestorben. Das war in dem Sommer vor Preachers Abschlussjahr an der Highschool. Sie hatte nicht ausgesehen wie eine Frau mit einem schwachen Herzen, aber wie sollte man so etwas wissen? Einen Arzt hatte sie nie aufgesucht.
Preacher war mit seinem zweiten Blech beschäftigt, als er aufsah und den kleinen Blondschopf entdeckte, der auf der untersten Treppenstufe stand und zu ihm herüberspähte. „Hi“, sagte Preacher. „Gut geschlafen?“ Christopher nickte. „Schön. Geht’s dir jetzt besser?“ Chris nickte noch einmal.
Mit einem Finger schob Preacher nun ein frisch gebackenes Plätzchen über den Tresen bis zum Rand, wobei er das Gesicht des Jungen beobachtete. Es dauerte eine gute Minute, ehe Chris einen Schritt auf das Plätzchen zuging, und dann noch einmal eine volle Minute, bevor er es mit seiner kleinen Hand berührte. Aber er nahm es nicht. Er fasste es nur an und sah zu Preacher hoch. „Nur zu. Sag mir, ob es einigermaßen schmeckt.“
Langsam brachte Chris das Plätzchen vom Tresen herunter an seinen Mund und biss dann vorsichtig ein kleines Stückchen ab.
„Gut?“, fragte Preacher, und Chris nickte.
Also füllte Preacher Milch in ein Glas und stellte es dorthin, wo vorher das Plätzchen gelegen hatte. In winzig kleinen Stückchen knabberte der Junge das Plätzchen auf. Dazu brauchte er so lange, dass Preacher schon das zweite Blech aus dem Ofen gezogen und alle Plätzchen abgenommen hatte, ehe er damit fertig war. Auf der anderen Seite des Tresens, dort, wo die Milch stand, befand sich ein Hocker, und schließlich versuchte Chris hinaufzuklettern. Allerdings hielt er ein Stofftier in der Hand, sodass er den Aufstieg nicht schaffte. Preacher ging also hinüber und hob ihn hinauf. Dann begab er sich wieder zurück auf seine Seite des Tresens und schob Chris ein weiteres Plätzchen zu. „Wart einen Moment. Es ist noch etwas heiß. Probier mal die Milch.“
Wieder fing Preacher an, Erdnussbutterteig in Bälle zu rollen, die er dann auf das Backpapier legte. „Wer ist denn das?“, fragte er und wies mit dem Kopf auf das Stofftier.
„Bär“, sagte Christopher und streckte die Hand nach dem Plätzchen aus.
„Pass auf, dass du dir nicht den Mund verbrennst. So, sein Name ist also einfach Bär?“ Christopher nickte. „Sieht aus, als würde ihm da ein Bein fehlen.“
Wieder nickte der Junge. „Tut
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