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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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damals beim Desert Storm.“ Und für den Bruchteil einer Sekunde war er wieder dort, als er den Reifen eines Trucks wechseln wollte und der dann explodierte. Die Felge hatte ihn zwei Meter weit zurückgeschleudert, und er konnte nicht wieder aufstehen. Einen Moment lang musste er wohl auch bewusstlos gewesen sein, denn er sah, wie seine Mutter sich über ihn beugte, ihm geradewegs in die Augen blickte und sagte: „John, steh auf. Steh auf, John.“ Direkt dort vor ihm stand sie, in diesem hochgeschlossenen Paisleykleid, das graue Haar zurückgebunden.
    Aber er konnte sich ja nicht bewegen, also fing er an zu weinen und zu brüllen. Mom!
    Ja, du hast große Schmerzen, nicht wahr, Kumpel?, hatte Jack ihn dann gefragt, als er sich über ihn beugte.
    Und Preacher hatte geantwortet: Es ist meine Mom. Ich will zu meiner Mom. Ich vermisse meine Mom.
    Wir werden dich zu ihr zurückbringen, Junge. Atme ein paarmal tief durch.
    Sie ist doch tot, hatte Preacher gesagt. Sie ist gestorben.
    Und einer der Jungs aus der Truppe hatte Jack dann erzählt, dass sie schon mindestens seit zwei Jahren tot sein müsste.
    Tut mir leid, Sarge. Ich kann nicht anders. Das ist mir noch nie zuvor passiert. Dass ich so geheult habe. Wir sollen doch nicht heulen … Und ich habe das noch nie gemacht. Das schwöre ich. Aber noch während er sprach, weinte er hilflos weiter.
    Wir weinen nun mal, wenn wir einen Menschen verlieren, Kumpel. Das ist in Ordnung.
    Pater Damien hat aber gesagt, denke daran, dass sie bei Gott ist und glücklich ist, und beschmutze nicht die Erinnerung an sie, indem du weinst.
    Normalerweise sind Priester klüger als das, hatte Jack gesagt und dabei verächtlich geschnaubt. Wenn du wegen so etwas nicht weinst, werden die Tränen zu Schlangen, die dich innerlich verzehren. Das Weinen, das muss sein.
    Tut mir leid …
    Lass es raus, Junge, oder es wird dir später damit nur noch schlechter gehen. Ruf sie, ruf nach deiner Mutter, mach, dass sie dich hört, wein um sie. Das ist verdammt schon längst überfällig!
    Und das hatte er dann auch getan. Er hatte geheult wie ein Baby, während Jack die Arme unter seine Schultern schob, ihn etwas hochhielt und schaukelte. Dabei redete er ihm zu: Ja, gut so. So ist’s gut…
    Eine ganze Weile war Jack so bei ihm sitzen geblieben und redete mit ihm über seine Mutter. Preacher erzählte ihm, dass er das letzte Schuljahr geschafft hatte, zäh und schweigsam. Und da er anschließend nicht die geringste Idee hatte, wohin er gehen oder was er tun sollte, hatte er sich verpflichtet. Er hatte Brüder gesucht, die er ja nun auch hatte, aber es war nicht genug, um ihn von der Sehnsucht nach seiner Mutter zu befreien. Und diese verdammte Reifenfelge hätte ihn fast zerrissen, und es war, als würde der Schmerz über ihren Verlust nun aus ihm herausfließen. Es war demütigend, fast ein Meter sechsundneunzig groß zu sein und dabei um seine ein Meter achtundfünfzig kleine Mutter zu jammern. Aber Jack sagte ihm: Nein, das ist genau das, was du brauchst. Lass es raus.
    Kurz darauf zog Jack ihn hoch und schulterte ihn. Dann trug er ihn ungefähr eine Meile weit die Straße entlang, um ihren Konvoi zu erreichen. Und Jack hatte gesagt: Lass es raus, Junge. Wenn alles raus ist, dann hältst du dich an mir fest wie ein Panzerband. Ich bin jetzt deine Mutter.
    „Es tut nicht gut, den Kontakt zu den Leuten zu verlieren, die einem viel bedeuten“, sagte Preacher zu Paige. „Haben Sie schon einmal daran gedacht, diese Freundinnen wiederzufinden?“
    „Daran habe ich jetzt schon eine ganze Zeit lang nicht mehr gedacht“, antwortete sie.
    „Wenn Sie es irgendwann einmal versuchen wollen, könnte ich Ihnen dabei helfen.“
    „Wie könnten Sie das?“
    „Mit dem Computer. Ich schlage gern Dinge nach. Die Verbindung ist zwar etwas langsam, aber es geht. Denken Sie darüber nach.“
    Sie sagte, dass sie das tun würde. Dann sagte sie, dass sie schrecklich müde sei und etwas Schlaf brauche. Also wünschten sie sich eine gute Nacht. Sie ging nach oben und er nach hinten in sein Apartment.
    An diesem Punkt beschloss sie, dass sie sich wohl besser auf den Weg machen sollte. Keine lauschigen Schwätzchen mehr, keine spätabendlichen Fragen. Und Zuneigungen standen schon gar nicht zur Debatte.

4. KAPITEL
    P aige packte den Koffer und suchte nach Bär. Sie zog die Bettdecke von ihrem Sohn, der noch schlief, aber dort war er nicht. Dann durchwühlte sie um ihn herum das ganze Bett und hätte es fast noch

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