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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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abgezogen, kniete sich hin, um darunter nachzusehen. Sie suchte im Badezimmer, in allen leeren Schubladen der Kommode. Nichts. Bevor sie aufbrach, wollte sie noch in der Küche nachsehen, aber wenn Bär wirklich verschwunden war, würde er eben zurückbleiben müssen.
    Sie nahm zweihundert Dollar aus der Brieftasche und legte sie auf die Kommode. Dann faltete sie die Hände und steckte sie zwischen die Knie und blieb dann wie versteinert neben Christopher auf der Bettkante sitzen und wartete. Gegen Mitternacht zog sie sich ihre Jacke an und schlich leise die Treppe nach unten. Das Haus war so solide gebaut, dass nicht mal eine Bohle quietschte.
    In der Küche hatte John eine Lampe für sie angelassen. Es war das einzige Mal nach jener ersten Nacht, dass sie nach dem Schlafengehen noch einmal herunterkam, aber sie vermutete, dass John die Lampe jede Nacht für sie brennen ließ. Auf Zehenspitzen schlich sie sich verstohlen zur Tür seines Apartments und lauschte. Da war kein Ton, und sie sah auch kein Licht unter der Tür.
    Glücklicherweise hatte sie in der Küche mal eine Taschenlampe entdeckt, als sie John beim Saubermachen half. Bis dahin war ihr allenfalls ein Streichholzheftchen in den Sinn gekommen, wenn sie überlegte, wie sie sich Licht verschaffen könnte, während sie an den Nummernschildern hantierte. Sobald sie die Schilder vertauscht hätte, wollte sie erst den Koffer holen, dann Chris. Sie nahm ein Buttermesser aus der Schublade und schlüpfte leise durch die Hintertür aus der Küche.
    Draußen hinter der Bar stellte sie erleichtert fest, dass in Johns kleinem Apartment kein Licht angegangen war. Sie hockte sich hin und machte sich daran, ihre eigenen Nummernschilder abzumontieren, was ihr problemlos gelang, auch wenn ihr die Finger dabei zitterten. Dann wandte sie sich Johns Truck zu, schraubte seine Schilder ab und ersetzte sie durch ihre. Wieder zurück bei ihrem Honda, bückte sie sich, um das erste neue Kennzeichen anzubringen.
    „Geht’s wieder auf die Straße, Paige?“, hörte sie Preacher hinter sich.
    Erschrocken fuhr sie zusammen und ließ Schild, Taschenlampe und Messer fallen. Sie hielt den Atem an und fühlte, wie ihr Herz pochte, als sie sich aufrichtete. Die Taschenlampe warf eine Art Lichtpfad auf den Boden, der seine Füße anstrahlte. Dann trat er zwei Schritte auf sie zu und war nun in voller Größe sichtbar.
    „So kann das nicht funktionieren.“ Mit einem Kopfnicken wies er auf ihren Wagen. „Das sind Truck-Kennzeichen, Paige. Jeder, wie etwa der Sheriff oder die California Highway Patrol, wird auf der Stelle Bescheid wissen, wenn er ein Truck-Kennzeichen an Ihrem kleinen Auto entdeckt.“
    Sie fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. An so etwas hätte sie nie gedacht. In der kalten Nacht fröstelte sie eh schon, und nun zitterten ihr die Hände noch stärker. Ihr Magen hatte sich zu einem festen, harten Knoten zusammengezogen.
    „Keine Panik“, beruhigte er sie. „Ich glaube eigentlich gar nicht, dass Sie andere Kennzeichen brauchen, jedenfalls nicht sofort. Aber wir können es machen. Gegenüber auf der anderen Straßenseite steht Connies kleiner Wagen, und ihr würde es ganz bestimmt niemals auffallen.“
    Eine Träne lief ihr über die Wange, und sie bückte sich, um die Taschenlampe aufzuheben. „Ich … Ah … Ich habe etwas Geld hingelegt. Oben. Für das Zimmer. Das Essen. Es ist nicht viel, aber …“
    „Oh, Paige. Wenn Sie so etwas machen, stehe ich doch ganz schlecht da. Sie sollten doch wissen, dass ich an Geld überhaupt nicht gedacht habe.“
    Schniefend hielt sie die Tränen zurück und fragte: „Und woran haben Sie gedacht?“
    „Kommen Sie“, sagte er und hielt ihr die Hand hin. „Es ist kalt hier draußen. Kommen Sie wieder rein, ich werde Ihnen einen Kaffee machen, damit Sie unterwegs nicht einschlafen. Dann will ich für Sie die Kennzeichen austauschen, wenn Sie sich damit auf der Fahrt sicherer fühlen. Aber wirklich nötig ist es nicht.“
    Sie blieb außerhalb seiner Reichweite, ging aber neben ihm her. „Und wie kommen Sie darauf? Dass ich sie nicht brauche?“
    „Niemand sucht sie“, antwortete er. „Zumindest nicht offiziell. Noch ist so weit alles in Ordnung.“
    „Woher wissen Sie das?“, fragte sie und stand nun kurz davor, völlig zusammenzubrechen und einfach nur noch hilflos zu schluchzen.
    „Ich will es Ihnen erklären“, antwortete er. „Lassen Sie mich nur ein Stück Holz aufs Feuer legen, damit Sie wieder warm

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