Wiedersehen mit Mrs. Oliver
besser gefällt, dann schreiben Sie es doch selber!‹«
Poirot nickte.
»Und das hat sich ereignet?«
»Nein, es war nicht ganz so … man hat mir dumme Änderungen vorgeschlagen, dann bin ich aufgebraust, und man hat nachgegeben, aber trotzdem auf irgendeinem unwichtigen Vorschlag bestanden, und weil ich mich der wichtigen Änderungen wegen auf die Hinterbeine gestellt hatte, ließ ich den unwichtigen Vorschlag durchgehen, ohne dass mir das im Augenblick zum Bewusstsein gekommen wäre.«
»Ich verstehe«, sagte Poirot. »Es wird zur Methode gemacht, etwas ganz Sinnloses vorzuschlagen, auf das es aber im Grunde gar nicht ankommt. Das wirkliche Ziel ist der kleine, unwichtig erscheinende Vorschlag – meinen Sie das?«
»Das trifft den Nagel auf den Kopf«, entgegnete Mrs Oliver. »Es ist natürlich durchaus möglich, dass ich mir alles nur einbilde, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier merkwürdige Dinge vor sich gehen und dass eine unheimliche Atmosphäre herrscht.«
»Wer hat Ihnen die Änderungen vorgeschlagen?«
»Mehrere Leute. Wenn sie nur von einer Person stammten, wäre ich meiner Sache sicherer. Aber der Vorschlag kam von verschiedenen Seiten, obwohl ich glaube, dass nur eine Person dahinter steckt – eine Person, die andere, völlig harmlose Leute vorschiebt.«
»Haben Sie eine Ahnung, wer diese eine Person sein könnte?«
Mrs Oliver schüttelte den Kopf.
»Jemand, der sehr klug ist und sehr vorsichtig«, stellte sie fest. »Mehr weiß ich nicht – jeder von ihnen könnte es sein.«
»Wie setzt sich die Gesellschaft zusammen?«, fragte Poirot. »Die Anzahl der Personen kann doch wohl nicht allzu groß sein?«
»Also, da ist zunächst einmal Sir George Stubbs, dem dieser Besitz gehört«, begann Mrs Oliver. »Ich würde ihn als reich und gewöhnlich und nicht sehr klug bezeichnen – abgesehen von geschäftlichen Dingen, in denen er allerdings außergewöhnlich gerissen zu sein scheint. Und dann Hattie – Lady Stubbs –, etwa zwanzig Jahre jünger als er, eine schöne Person, aber strohdumm; ich halte sie sogar für geistig minderbemittelt. Sie heiratete ihn natürlich des Geldes wegen – sie hat nur Schmuck und Kleider im Kopf. Dann Michael Weyman, Architekt, jung, gut aussehend, zwanglos gekleidet, mit leicht künstlerischem Touch. Er hat einen Tennispavillon für Sir George entworfen, und er repariert das Folly.«
»Das Folly – was ist das?«
»Eine Art Sommerhäuschen, das wie ein Tempel gebaut ist – weiß, mit Säulen. Diese so genannten Follys sind zurzeit von Königin Viktoria in vielen Parks und Privatbesitzungen erbaut worden … Eine wichtige Rolle spielt Miss Brewis; sie ist gleichzeitig Sekretärin und Haushälterin, schreibt Briefe und kümmert sich um alles – sie ist sehr tüchtig und energisch. Und dann gibt es noch verschiedene Nachbarn, die bei den Vorbereitungen mithelfen: Alec Legge und seine Frau Sally, die ein kleines Häuschen am Fluss gemietet haben, und Captain Warburton, Sir Georges Verwalter, und Mr und Mrs Masterton sowie die alte Mrs Folliat, die im ehemaligen Pförtnerhaus wohnt und deren verstorbener Mann der ursprüngliche Besitzer von Nasse war. Aber sie sind verarmt, die Söhne sind im Krieg gefallen, dann kamen die hohen Erbschaftssteuern, und sie, die einzige und letzte Erbin, musste den Besitz verkaufen.«
Poirot überlegte einen Augenblick, aber vorläufig waren diese Personen für ihn nichts als Namen. Er kam auf den springenden Punkt zurück.
»Wessen Idee war die Mörderjagd?«
»Ich glaube, es war die Idee von Mrs Masterton. Sie ist die Frau des Parlamentsabgeordneten des Bezirks und eine glänzende Organisatorin. Sie hat Sir George dazu überredet, das Gartenfest zu veranstalten. Das Haus war lange unbewohnt, und sie glaubt, dass die Leute gern Eintritt zahlen werden, um Haus und Park sehen zu können.«
»Das scheint mir eine ziemlich einleuchtende Idee zu sein«, sagte Poirot, »ganz plausibel.«
»Sie scheint plausibel zu sein, aber sie ist es nicht«, entgegnete Mrs Oliver störrisch. »Ich sage Ihnen, M. Poirot, irgendetwas ist nicht, wie es sein sollte.«
Poirot sah Mrs Oliver nachdenklich an, und Mrs Oliver erwiderte seinen Blick.
»Wie haben Sie meine Gegenwart erklärt? Weshalb haben Sie mich aufgefordert herzukommen?«
»Das war ganz einfach«, sagte Mrs Oliver. »Sie werden morgen die Preise für die Mörderjagd verteilen. Alle brennen schon darauf, Sie kennen zu lernen. Ich habe gesagt, dass Sie ein alter
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