Wien
gewordenen Areal den Prachtboulevard der RingstraÃe anlegen. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs., der Ãra massiver Industrialisierung, wuchs sich die Kaiserstadt zu einer modernen Metropole aus â einer der damals weltweit gröÃten. Die Einwohnerzahl erreichte 1910 mit über 2 Mio. ihren Höchststand.
Kaffeehäuser mit kreativer Atmosphäre
Bereits im Laufe des 19. Jhs. hatten sich in der Donaumetropole die Kulturen Zentral- und Osteuropas vermengt. Das Ergebnis war jene dichte und schöpferische Atmosphäre, die als âWiener Fin de Siècleâ in die Geistesgeschichte einging. Damals waren die groÃen Kaffeehäuser Kristallisationspunkte der europäischen Intelligenz. DichtergröÃen wie Hugo von Hofmannsthal, Franz Werfel und Josef Roth verfeinerten dort ihren Sprachsinn; Egon Erwin Kisch und Karl Kraus kreuzten die spitzen Federn, Bertolt Brecht und Leo Trotzki spielten Schach, und selbst Sigmund Freud schaute regelmäÃig vorbei, um beim Kaffee seine Theorien durch Beobachtung am lebenden Objekt zu überprüfen. Einen Rest jener inspirierenden Atmosphäre können Sie im Griensteidl, im Bräunerhof, im Central und anderen Orten der Wiener Kaffeehaustradition auch heute noch nachempfinden. Tatsächlich ist die geistige und künstlerische Kreativität der Stadt nach wie vor beachtlich. Die mehr als 9 Mio. Gäste, die alljährlich in die österreichische Hauptstadt herbeiströmen, kommen zum gröÃten Teil wegen der reichen Kulturtradition â um im Musikvereinssaal oder in der Oper, wo ein Richard Strauss, ein Gustav Mahler und ein Herbert von Karajan dirigierten, den samtenen Klängen der Philharmoniker zu lauschen oder um zu den Beethoven- und Schubert-, den Haydn- und Lehár-Gedenkstätten zu pilgern. Doch die Musik ist nur eine Seite von Wien. Schlendern Sie auch über die RingstraÃe, den Heldenplatz und durch die mittelalterlichen Gässchen; besuchen Sie die gotischen und barocken Kirchen, die altehrwürdigen Theater, die grandiosen Kunstmuseen und die glanzvollen Paläste wie das Belvedere und Schloss Schönbrunn. Und verkosten Sie abends in Grinzing beim Heurigen den frischen Wein. Oder Sie stürzen sich einfach Hals über Kopf in das turbulente Treiben der Innenstadtszene und am Gürtel und machen in den Diskos und Bars die Nacht zum Tag.
Hauptwerk des Wiener Jugendstils: Secession mit vergoldeter âKrautschopfâ-Kuppel
Bild: Uno-City
ARCHITEKTUR
Zwei Gesichter offenbart Wien, was sein Stadtbild betrifft: Da ist einmal das altehrwürdige Zentrum, dessen wohltuend unzeitgemäÃe Umrisse von gotischen und historistischen Türmen, von barocken Kuppeln und einem Meer ziegelgedeckter Häuser aus Biedermeier und Gründerzeit geprägt sind. Hier steht die Hofburg, ein riesiger, verschachtelter Palastkomplex, von dem aus die Habsburger zeitweise über halb Europa herrschten. Vereinzelt sind im Zentrum noch bauliche Reste des Römerlagers Vindobona zu finden.
Zum anderen aber schieÃt an und jenseits der Donau seit einigen Jahren die Skyline eines zweiten, ultramodernen Brennpunkts urbanen Lebens in den Himmel. Andromeda- und Millenniumstower, Uno-City (mit Heinz Tesars neuer Kirche zu ihren FüÃen) und Austria-Center, der Wohnpark Donau-City, das Technologiezentrum Tech Gate sowie ein Rudel weiterer Büro- und Apartmenttürme stellen die Dynamik der einstigen Kaiserstadt unter Beweis. Und begeistern Fans moderner Architektur. Unter den Schöpfern der futuristischen Neustadt finden sich prominente Namen wie Hans Hollein, Gustav Peichl, Harry Seidler und Coop Himmelb(l)au.
DONAU
Jahrhundertelang lag Wien, allen Walzerklischees zum Trotz, nicht an der schönen blauen Donau, sondern neben ihr. Erst gegen Ende des 19. Jhs., als der in Wahrheit übrigens graubraune Fluss reguliert wurde, rückte ihm die Stadt nahe und übersprang schlieÃlich seine Ufer. Richtig intim wurde das Verhältnis zwischen Stadt und Strom aber erst in den 1970er-Jahren. Da grub man, um die Hochwassergefahr ein für alle Mal zu bannen, ein zweites Flussbett. Und dabei entstand eine Insel, 200 m breit und über 20 km lang, die kurzerhand zum Freizeit- und Erholungsgebiet umgebaut wurde â eine gigantische Binnenadria, die den Wienern mittlerweile richtig ans Herz gewachsen ist. Radfahrer, Wanderer, Jogger und Inlineskater lieben die langen asphaltierten Wege auf derDonauinsel.
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