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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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musste stets auf der Hut sein. Seine Mutter war zu früh gestorben und hatte nur vage, süße Erinnerungen hinterlassen, die manchmal eine schmerzliche Sehnsucht heraufbeschworen. Dieses Gefühl konnten viele Dinge auslösen - eine Melodie, ein Duft, das Gemurmel einer Stimme, die fast, aber nicht völlig vertraut klang. Daran war er gewöhnt. Aber seiner selbstsüchtigen, gedankenlosen jungen Ehefrau, die in ihrem sträflichen Leichtsinn kurz nach der Hochzeit einen tödlichen Unfall erlitten und ihr ungeborenes Kind ins Jenseits mitgenommen hatte, gönnte er kaum einen Gedanken. Nach den Maßstäben dieser Welt hatte er viel erreicht, und das erfüllte ihn mit Genugtuung. Trotzdem fragte er sich manchmal, ob er nicht noch mehr erhoffen sollte - etwas Unerkanntes, Unerwartetes.
    Ein Signalhorn ertönte, um die Ankunft einer Reiterschar zu melden. Geschmeidig schwang sich Hawk auf den Torbogen und blickte über die Stadt hinweg. Ein Dutzend Krieger galoppierte unter dem flatternden königlichen Banner heran.

3
     
    Wie übermütige Kinder schrien sie vor Lachen, warfen sich in Positur und erwarteten, man würde alle ihre Wünsche sofort erfüllen. Verächtlich beobachtete Daria die Männer, die vom Königshof in Winchester hierher gereist waren und mit dem lieben
    Hawk schwatzten. Die Schwachköpfe hielten sich für was Besonderes und erkannten nicht einmal die einzig wichtige Persönlichkeit in dieser Festung.
    Am schlimmsten führte sich Hawk auf. Ein bösartiges Schicksal hatte Daria mit diesem Halbbruder gestraft, der sie nur unter seinem Dach duldete, um seine Pflicht zu erfüllen. Das wusste sie, und dafür hasste sie ihn. Stets ging er seiner eigenen Wege, verscheuchte sie immer wieder wie eine lästige Fliege und nahm ihre Anwesenheit kaum wahr. Doch sie würde die Situation ändern - o ja, ein für alle Mal.
    Voller Abscheu wandte sie ihren Blick von den Gästen an der herrschaftlichen Tafel ab und versuchte, das schallende Gelächter zu überhören. Gegen den Geruch der Krieger konnte sie sich bedauerlicherweise nicht wehren - Leder, Wolle, Schweiß und irgendetwas Maskulines, das sie nicht näher ergründen mochte. Ihr schwindelte, und sekundenlang fürchtete sie, sich vor aller Augen zu übergeben.
    Vater Elberts bleiche Hand berührte ihren Arm. »Beruhigt Euch, Lady«, bat er sanft. Sie starrte in sein schmales Gesicht mit den kohlschwarzen Augen und spürte, wie sie dem Tumult in der Halle entrückte. Langsam atmete sie aus und bezwang ihre Schwäche.
    »Wie ich diese Leute verabscheue!«, flüsterte sie, damit niemand außer ihm sie verstehen konnte. Wer sie beobachtete, würde eine rechtschaffene Frau im Gespräch mit einem Kirchenmann sehen, den Blick demütig gesenkt. Nur der äußere Schein zählte.
    »Mit gutem Recht, Lady. Aber die Zeit der Vergeltung wird kommen. Für all ihre Verbrechen müssen sie büßen.«
    »Dafür können sie gar nicht genug leiden.« Sie schaute wieder zu Hawk hinüber. Groß, kraftvoll, mit einer männlichen Ausstrahlung, die ihr ein seltsames Unbehagen bereitete. Ihr verstorbener, keineswegs betrauerter Ehemann war ein Taugenichts gewesen, zu dumm, um ihren Befehlen zu gehorchen, außerstande, die Macht zu erringen. Die hatte Alfred an sich gerissen. Statt Daria zu der Königin zu machen, zu der sie geboren war, hatte sich der Schwächling zu sterben erdreistet. Nun musste sie von Hawks Großmut leben und träumte von ihrer Rache, die sie hoffentlich bald üben würde.
    Einmal war das Werk der Zerstörung bereits missglückt, weil Cymbra - diese Kuh, die alle so unglaublich schön fanden - ihren Entführer, den Wikinger Wolf nicht dazu provoziert hatte, sie zu ermorden. Ganz im Gegenteil war sie seine heiß geliebte Gattin geworden. Darias Komplott war kläglich gescheitert.
    Allein schon dieser Gedanke drehte ihr den Magen um. Ein zweites Mal durfte sie nicht versagen. Hawks unerwünschte Wikingerbraut konnte jeden Tag hier eintreffen. Wenn es Daria gelang, ihn gegen diese Frau einzunehmen und die Sicherung des Friedens zu vereiteln, würde sie die größte Freude ihres trostlosen Lebens empfinden. Während sie ihren Halbbruder musterte, der mit den Gästen aus Winchester plauderte, stieg neuer Hass in ihr auf. Wie ungeduldig sie seine Vernichtung herbeisehnte, wie sie in ihrem Triumph schwelgen würde...
    Ein sonderbares Prickeln im Nacken lenkte Hawk vom Tischgespräch ab. Unauffällig sah er sich um und suchte die Quelle seines Missbehagens. Schon früh in seinem

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