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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Toby hieß, legte einen Arm um die kräftigen Schultern seines jungen Sohnes und verkündete, an diesem Tag würde der Bursche seine Lehre bei einem Wagenbauer beginnen. Lächelnd zerzauste Hawk das Haar des Jungen, beglückwünschte ihn, und einige Zuschauer nickten wohlwollend.
    Dann kam er an einer Taverne vorbei, die häufig von Schiffskapitänen und ihren Besatzungen besucht wurde. Tische und Stühle wurden vor die Tür gestellt, und ein paar Männer nippten am ersten Ale des Morgens. Dankend lehnte Hawk ab, bei ihnen Platz zu nehmen. Als er den Hang zur Festung hinaufstieg, nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr und blieb stehen. Instinktiv berührte er den Griff seines Schwerts.
    Thorgold schnaufte verächtlich, trat unter einem steinernen Torbogen hervor, der die Straße überspannte, und grinste Hawk an. »Beruhigt Euch, Mylord, da ist nur der alte Thorgold. Einen schönen guten Morgen wünsche ich Euch.«
    »Und ich dir«, erwiderte Hawk automatisch und kam sich albern vor, weil er zur Waffe gegriffen hatte. Aber nicht so albern wie vorhin. Beinahe hätte er die Wange des grünäugigen Mädchens gestreichelt... Diese Erinnerung bewog ihn, einen strengen Ton anzuschlagen, was er vorher nicht beabsichtigt hatte. »Was tust du hier?«
    »Oh, ich gönne meinen alten Knochen eine kleine Rast, Mylord, denn wir haben eine weite Reise hinter uns.«
    Immer noch leicht verärgert, bemerkte Hawk: »Klar, das muss ein ungewöhnlich langer Weg sein. Sonst wäre deine Herrin sicher schon eingetroffen.«
    »Seid Ihr so ungeduldig?«, kicherte der bärtige Mann mit den krummen Beinen. »Dazu habt Ihr auch allen Grund. Ein bildschönes Mädchen...«
    »Ein Mädchen? Bist du so vertraut mit ihr?«
    »Gewiss, seit der Stunde ihrer Geburt kenne ich sie.«
    An diesem Tag hatte Hawk schon genug Dummheiten begangen. Warum sollte er jetzt damit aufhören? »Erzähl mir von ihr.«
    »Seid Ihr so eifrig bestrebt, die Lady kennen zu lernen?«, fragte Thorgold belustigt.
    »Eifrig bestrebt? Nein, nur neugierig.«
    Der alte Mann kräuselte die Lippen und nickte verständnisvoll. »Ah, reine Neugier. Deshalb sind so manche Männer um die Welt gezogen. Oder sie wollten dem schönen Geschlecht entrinnen. Mit den Frauen hat man leider immer nur Ärger. Unentwegt nörgeln sie über dies oder jenes, mit grässlichen Stimmen wie... Nein, ich will nicht sagen, sie krächzen wie die Raben. Damit würde ich mir einige Schwierigkeiten einhandeln. Aber wenn sie in Wut geraten, schreien sie furchtbar schrill. Findet Ihr nicht auch?«
    Seufzend dachte Hawk an Daria. »Ja, allerdings.«
    »Aber zum Glück gibt’s auch andere Frauen. Sanft wie ein Frühlingsregen, stark wie das Wasser, das über den Felsen rauscht und ihn glättet. Der Felsen weiß kaum, wie ihm geschieht. Und es stört ihn keineswegs.«
    »Ich bin kein Felsen«, erwiderte Hawk und schaute zum Himmel auf. Schmerzhaft stach ihm das gleißende Blau in die Augen. Und überall saßen Raben - auf den Festungsmauern und den Ästen der Bäume. So viele Raben. »Ich bin ein Mann.«
    Da kicherte Thorgold wieder. Diese Antwort schien ihm zu gefallen. Gönnerhaft verkündete er: »Sie mag Haarbänder.«
    »Was...?«
    »Bänder. Für ihr Haar. Die mag sie. In vielen verschiedenen Farben. Dafür schwärmte sie schon in ihrer Kindheit.« Mit schmalen Augen starrte der kleine Mann den Lord an. »Diese Bänder verwahrt sie in einem Kästchen. Wie Blumen zusammengerollt.«
    »Schlägst du vor, ich soll Haarbänder kaufen?«
    Thorgold zuckte die Achseln. »Jedenfalls würde es nicht schaden.«
    »Und Juwelen, Pelze, Seide?«
    »Nur Haarbänder.«
    »Ein edles Pferd, luxuriöse Wandbehänge für ihr Gemach, kostbare Parfüms?«
    »Haarbänder.«
    »Ein Spiegel aus den fernsten Regionen Arabiens, Kassetten aus Zedernholz voller Gewürze, eine Harfe, deren Saiten an den Schwanz eines Einhorns gespannt sind?«
    »Haarbänder. Das Einhorn würde ich an Eurer Stelle vergessen, Mylord. Solche Tiere kann man nicht fangen.«
    Erfolglos versuchte Hawk, ein Lächeln zu unterdrücken. »Willst du andeuten, ich soll bis ins hohe Alter immer nur Haarbänder kaufen?«
    »Wenn Ihr Euch so glücklich schätzen dürft, Mylord... Überschüttet Euch Fortuna mit ihren Gaben?«
    »Verdammt will ich sein, wenn ich das weiß...« In seinem bisherigen Leben hatte Hawk Freud und Leid kennen gelernt. Das Essex seiner Kindheit war ein gefährliches Land gewesen, nicht so friedvoll wie jetzt. Und ein vernünftiger Mann

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