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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Begierde war nicht Liebe. Würde es ihr gelingen, die Kluft zwischen diesen beiden Gefühlen zu überbrücken? Lustlos schob sie das Essen auf ihrem Teller umher. Raven bemerkte es nicht, sie war mit ihrem Täubchen beschäftigt. Aber Thorgold warf seiner Herrin einen verständnisvollen Blick zu, ehe er wieder einen Schluck Ale nahm.
    Trotz der ungelösten Probleme schlief Krysta erstaunlich gut und viel länger als gewohnt. Fröhliches Geschrei drang in den Alkoven und weckte sie. Erstaunt spähte sie in die menschenleere Frauenhalle, dann zog sie sich hastig an, rannte ins Freie und sah die Kinder umhertollen. Edythe, die Anführerin, entdeckte »Ilka« und grinste. »Gerade ist Daria zum Markt aufgebrochen!«, rief sie und lief zu ihr. »Und einer der Küchenjungen hörte sie sagen, sie würde erst vor dem Abendessen zurückkommen.«
    Ohne zu überlegen, erwiderte Krysta das Lächeln und fragte eifrig: »Was tun wir zuerst?« Die Überraschung in Edythes grauen Augen wies sie auf ihr ungehöriges Verhalten hin. Normalerweise beteiligten sich Erwachsene nicht an den Possen der Kinder. Aber sie hatte in ihrer eigenen Kindheit die Gesellschaft von Altersgenossen schmerzlich vermisst. Natürlich war sie dankbar für alles gewesen, was man ihr geboten hatte. Und nun wollte sie einfach nur herausfinden, wie ein ganz gewöhnliches Kind in einer ganz gewöhnlichen Welt lebte. »Ich meine - was wollt ihr zuerst tun?«, verbesserte sie sich.
    »Das weiß ich nicht...« Unsicher verstummte Edythe und überdachte die eigenartige Situation. Dann siegte ihre Freundlichkeit - oder ihre Neugier. »Begleitet uns doch, wenn Ihr wollt, Ilka.«
    »Nein, ich wäre euch nur im Weg...«
    »Gestern wart Ihr’s nicht.« Edythe wandte sich ab und rief über ihre Schulter: »Gehen wir!«
    Krysta folgte ihr zögernd zu den anderen Kindern, die sie nach anfänglicher Verblüffung begeistert willkommen hießen. Zunächst stürmten sie zum Fluss hinab, wo sie Frösche fingen. Sie veranstalteten einen Wettbewerb im Froschhüpfen, den ein schüchterner kleiner Junge gewann. Als Edythe seinen Frosch zum Sieger erklärte, strahlte er vor Freude. Danach pflückten sie Beeren, lagen im Gras und verspeisten sie.
    Während die Sonne immer heißer herabschien, wateten sie ins Wasser und folgten dem Fluss bis zum Strand. Dort suchten sie Muscheln und fanden eine ganze Menge. Mit dieser Beute kehrten sie heim und übergaben sie den Müttern, die sie nur zu gern entgegennahmen. Die Frauen starrten Krysta neugierig an. Doch sie stellten keine Fragen. Seit der Ankunft auf Hawkforte war sie von niemandem außer dem Lord befragt worden. Waren die Leute zurückhaltend, weil sie eine Ausländerin war, oder wollten sie einfach aus Höflichkeit ihre Privatsphäre respektieren? Wie auch immer, die Eltern begegneten ihr freundlich, und es schien ihnen zu gefallen, dass sie sich den Kindern in deren ersehnter Freizeit anschloss.
    Nun führte Edythe die kleine Schar zu einem runden Platz außerhalb der Festungsmauern und erklärte Krysta, hier würde man die älteren Jungen zu Kriegern ausbilden. Für diesen Tag hatten sie die Übungen beendet, reinigten ihre Waffen und unterhielten sich. Deshalb stand der Platz für beschaulichere Aktivitäten zur Verfügung. Die Kinder begannen zu tanzen und wirbelten umher. Manchmal hielten sie einander an den Händen, manchmal drehten sie sich allein im Kreis. Dabei sangen sie alberne, selbst ersonnene Lieder. Lachend stampften sie dahin und dorthin, klatschten und pfiffen und warfen die Arme hoch. Krysta schaute fasziniert zu. Noch nie hatte sie so viel unbändige Energie auf einmal gesehen, und bald nahm sie an dem ausgelassenen Treiben teil, von einer lächelnden Edythe ermutigt, die nach ihrer Hand griff. Während Krysta tanzte, mit immer komplizierteren Schritten, hörte sie in ihrer Fantasie eine Melodie, die sie wenig später zu singen begann. Die Kinder umringten sie und ahmten ihre Bewegungen nach. Dann erfanden sie neue Figuren oder folgten alten Traditionen. Es war ein Tanz für das Sternenlicht und geheimnisvolle Nächte, für mondhelle schäumende Wellen an weißen Stränden, obwohl eine gleißende Nachmittagssonne die Festung beleuchtete. Aus den Seelen der Kinder schienen sich verborgene Wunder zu erheben, die sie nicht enthüllten, aber ihr Entzücken verhehlten sie nicht. Auch
    Hawk bemerkte es, als er vom Turnierplatz zurückkehrte, voller Sehnsucht nach einem erfrischenden Bad und gut gekühltem Cidre. Erstaunt

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