Wikinger der Liebe
Edelsteinen bestickt, die weiten Ärmel an den Handgelenken zusammengefasst. Unter den geschlitzten Bahnen des Rocks schimmerte ein hellbraunes seidenes Unterkleid, das sich nur zeigte, wenn sie sich bewegte. Goldene Stickereien schmückten den geraden Ausschnitt und den Rocksaum. Zu beiden Seiten wurde das Oberteil eng geschnürt, um ihren vollen Busen und die schmale Taille zu betonen. Schwere Goldbroschen mit Rubinen besetzt, hielten den Umhang aus bernsteinfarbener Seide am Hals zusammen. Dazu passte ein goldener, ebenfalls mit Rubinen verzierter Stirnreif.
Nachdem die Hofdamen ihr Werk vollbracht hatten, traten sie zurück und forderten die Braut auf, in den Spiegel zu blicken. Indem sie den Kopf vorsichtig zur einen und dann zur anderen Seite neigte, konnte sie sich vergewissern, dass sie in der glänzenden Bronze tatsächlich ihr eigenes Bild sah.
»Erstaunlich«, hauchte sie und beobachtete, wie das bemerkenswerte Geschöpf die Lippen zur gleichen Zeit bewegte wie sie selbst.
»In jedem Kleid würdet Ihr zauberhaft aussehen, meine Liebe«, meinte Eahlswith. »Aber diese Robe steht Euch besonders gut. Eine schönere Braut gab es noch nie.«
Krysta wandte sich zu ihr und ergriff ihre Hände. »Mein Leben lang werde ich Eure Güte nicht vergessen, Mylady, und ich hoffe, ich werde mich Eurer Gunst stets würdig erweisen.«
In Eahlswiths’ Augen schimmerten Tränen. »Ganz sicher, Kindchen. Daran zweifle ich nicht. Geht jetzt zu Eurer Hochzeit und freut Euch, denn diese Ehe wird wahrlich gesegnet sein.«
In diesem Moment begannen die Glocken zu läuten und kündigten die neunte Stunde nach Sonnenaufgang an, in der Krysta und Hawk den heiligen Bund schließen würden.
Und plötzlich raste die Zeit dahin. Krysta kam kaum dazu, Atem zu holen. In aller Eile wurde sie zur Tür hinaus- und die Treppe hinabgeführt, während die Hofdamen die lange Schleppe des seidenen Umhangs festhielten. Nur vage spürte sie die zahllosen Blicke, die ihr folgten. Im Hof wartete eine weiße Stute, und sie stieg auf. Kinder ergriffen die Zügel und geleiteten das Pferd an einer jubelnden Menschenmenge vorbei in strahlendem Sonnenschein zur königlichen Kirche.
Da Krystas Herz wie rasend gegen die Rippen hämmerte, musste sie nach Luft ringen. Wenig später war alles in Ordnung, denn Hawk kam ihr in schwarzem Samt mit üppigem Goldschmuck entgegen. Er streckte die Arme zu ihr empor, und sie ließ sich aus dem Sattel heben. Bevor er sie auf die Füße stellte, gab ihr seine Kraft das Gefühl, sie wäre federleicht.
Vater Asser wartete im Kirchentor. An seiner Seite stand das freudestrahlende Königspaar.
»Warum seid ihr gekommen?«, fragte der Priester.
»Um den Segen unseres Herrn zu erbitten, so wie Er ihn in Kana erteilt hat«, antwortete Hawk.
Und so begann das Ritual. Von Gesängen begleitet, betraten die Brautleute die Kirche. Vor dem Altar knieten sie nieder und empfingen aus der Priesterhand das Sakrament des Brots und des Weins. Für Krysta war es ein Augenblick seligen Friedens, einer turbulenten Welt abgerungen. In dankbarem Gebet neigte sie den Kopf, an der gleichen Stelle, wo sie vor einigen Tagen um Hawks Sicherheit gebetet hatte. Die Lieder der Mönche hallten durch den Raum, duftender Weihrauch erfüllte die Luft. In jeder einzelnen Sekunde war ihr die Nähe des geliebten Mannes bewusst, der neben ihr kniete.
Auf Assers Geheiß erhoben sie sich, und Hawk steckte einen schlichten Goldring an Krystas Finger, das Symbol, das sie für immer vereinte. Hand in Hand verließen sie das Gotteshaus und nahmen die Glückwünsche der versammelten Menschenscharen entgegen.
Krysta blinzelte ins blendende Sonnenlicht und spürte, wie die letzten Reste der Anspannung verflogen, die ihre ständige Begleiterin gewesen war, seit sie erfahren hatte, sie müsse in einem fernen Land einen Fremden heiraten. Im Jubel der Menge, von ihrem eigenen frohen Herzen besiegt, entschwanden die Ängste und verwandelten sich in eine schwache Erinnerung. Jetzt herrschte nur mehr reine Freude in ihrer Seele, und sie glaubte, wenn sie nicht mit beiden Füßen auf dem Boden stünde, würde sie zum Himmel emporschweben. Um das zu verhindern, und weil es sich so gut anfühlte, umklammerte sie Hawks Arm. Durch das Gedränge fröhlicher Gratulanten gingen sie zur königlichen Halle, wo das Hochzeitsfest begann.
19
Nun waren sie verheiratet. Sehr gut. Genauso, wie er’s gewünscht hatte. Vorher waren größere Schwierigkeiten aufgetaucht als
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