Wikinger der Liebe
luxuriösen Kleiden, Hemden, Umhängen und all den Dingen arbeiteten, die nach Eahls- with’ Meinung zur Aussteuer einer vornehmen Braut gehörten. Erst an diesem Morgen hatte sie zur Freude der Hofdamen und Krystas Bestürzung bekannt gegeben, wie viele Hochzeitsgeschenke sich mittlerweile in der Haupthalle stapelten. Gewiss, Hawkforte war eine große Festung. Trotzdem konnte man innerhalb dieser Mauern nur eine begrenzte Anzahl goldener Teller und Becher, kunstvoll gewobener Wandbehänge, kostbarer Truhen voller Gewürze, edler Pelze und dergleichen unterbringen.
Dessen ungeachtet wurde Hawk mit Geschenken überhäuft. Ein Tribut an die rechte Hand des Königs, dachte Krysta, an den Mann, der Udell bezwungen hatte, der heiraten würde, um den Frieden zwischen Sachsen und Norwegen zu sichern. Natürlich verdiente er die reichen Gaben, das wollte Krysta nicht bestreiten. Sie gewann nur den Eindruck, es wäre des Guten zu viel.
»Vielleicht solltet Ihr Euch setzen, meine Liebe.« Eahlswith gab Martha und deren Gehilfinnen ein Zeichen.
Geschickt streiften sie die prächtige Robe über den Kopf der Braut. Nur mit einem Hemd bekleidet, sank Krysta auf einen Stuhl, und eine Hofdame kredenzte ihr ein kühles Getränk.
»Sogar die liebe Athelflad, die nur selten die Nerven verliert, fand ihre Hochzeitsvorbereitungen ermüdend«, erzählte Eahlswith. »Und dafür hatten wir ein halbes Jahr Zeit - nicht nur vierzehn Tage.«
Krysta konnte sich nicht vorstellen, ein solches Martyrium sechs Monate lang zu ertragen. Doch das sprach sie nicht aus. Stattdessen dankte sie der gütigen Königin für all die Mühe. »Ihr wart sehr freundlich, Mylady. Wie soll ich Euch jemals vergelten, was Ihr für mich getan habt?«
Erfreut und ein bisschen verlegen lächelte Eahlswith. »Ihr braucht mir nicht zu danken, Kindchen. Glaubt mir, ich amüsiere mich köstlich.«
Wenigstens eine Person, der die Plage Spaß macht, dachte Krysta.
Aber am Hochzeitsmorgen besserte sich ihre Laune. Ausnahmsweise wurde ihr nicht übel. Ganz im Gegenteil, sie fühlte sich wundervoll. Sobald die ersten Sonnenstrahlen das Zimmer erhellten, sprang sie aus dem Bett, eilte zu einem Fenster und betrachtete die Stadt. Da nicht genug Quartiere für die zahlreichen aristokratischen Gäste und ihre Dienerschaft zur Verfügung standen, mussten mehrere Leute auf Matratzen vor den Haustüren schlafen. Glücklicherweise herrschte angenehmes Wetter. Der Herbst begann mit warmen, wolkenlosen Tagen. In den Büschen summten immer noch Insekten. Kaum ein welkes Blatt fiel von seinem Zweig. Nur hier und da zeigte goldenes oder rötliches Laub in den umliegenden Wäldern den Wechsel der Jahreszeiten an. Und die Tage wurden merklich kürzer.
Plötzlich erschrak Krysta beim Gedanken an die nächste Nacht. Wie albern! Sie würde nicht als Jungfrau ins Ehebett steigen. Darüber war sie sehr froh. Unvorstellbar, sie müsste die Zeremonie, die zahllosen Gäste und alles andere verkraften und danach mit einem Fremden schlafen. Ihren Bräutigam kannte und liebte sie, und sie vertraute ihm rückhaltlos. Sekundenlang schloss sie die Augen und wünschte, die Nacht würde möglichst bald auf sanften Schwingen herabsinken und den anstrengenden Tag verdrängen.
Während sie noch am Fenster stand, erschien die Königin mit ihren Hofdamen. Sie brachten ihr ein Frühstück und Badewasser. Und sie leisteten ihr willkommene Gesellschaft. Aber obwohl Krysta die Abwechslung genoss, hoffte sie, irgendetwas würde die Ereignisse beschleunigen. Jede Minute kroch qualvoll langsam dahin.
Das bildete sie sich nur ein. Als die Kirchenglocken erklangen und die Sext einläuteten, zuckte sie überrascht zusammen. Schon Mittag. Auf einmal wurde die Zeit knapp. Nur mehr drei Stunden bis zur Trauung, und noch so viel war zu erledigen! Belustigt ließ sie ihre Finger- und Zehennägel polieren, musste jedoch zugeben, dass der Perlglanz sehr hübsch wirkte.
Und dann wurde ihr Haar endlos lange gebürstet. Darauf bestanden die Damen, obwohl sie warnend erklärte, dadurch würden die Locken noch wirrer aussehen. Schließlich wurden sie mit Bändern voller Juwelen umwunden, deren Gewicht ihren Kopf ständig nach hinten zu ziehen drohte.
Letzten Endes war es so weit. In einem hauchdünnen Leinenhemd und Seidenstrümpfen mit Strumpfbändern an den Knien, stand sie da, hob die Arme, und drei Damen streiften das Kleid über ihren Körper. Das Oberteil aus waldgrünem Samt war mit Goldfäden, Perlen und
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