Wikinger der Liebe
das Krystas Nackenhaare sträubte. Hawk trat von dem Hengst zurück, den er beschwichtigt hatte.
Was nützte es, ein Pferd zu besänftigen, wenn seine eigene Seele keine Ruhe fand? Den ganzen Tag war er der Frau aus dem Weg gegangen, hatte seine Männer und sich selbst auf dem Turnierplatz und bei der Jagd gnadenlos angetrieben. Trotz aller Mühe konnte er sie nicht vergessen. Letzten Endes hatte er beschlossen, die Dienerin mit einer Eskorte zu seinem Schwager zu schicken und sich schriftlich nach dem Verbleib seiner Braut zu erkundigen. Diese Heirat hatte der tückische Wolf eingefädelt. Also sollte er das Problem gefälligst lösen.
Und jetzt stand sie vor ihm - so verlockend, wie ein Becher voll kühles Wasser einem Verdurstenden erscheinen mochte, gefährlich wie das Unwetter, das sie zusammengeführt hatte.
Das ist Lokis Werk, würde Wolf behaupten, denn dieser boshafte Gott genoss es in vollen Zügen, wehrlose Menschen zu quälen. Eine einleuchtende Erklärung, fand Hawk. Ebenso gut wie jede andere.
»Komm zu mir.«
»Nein«, entgegnete sie ohne Zögern, mit klarer Stimme, unmissverständlich.
In wachsendem Argwohn hob er die Brauen. Eine seltsame Dienerin, die einen Befehl so dreist missachtete. »Nein?«, wiederholte er lächelnd. »Du bist eine Frau, nicht wahr? Und eine Dienerin? Du befindest dich in meiner Festung. Trotzdem missachtest du meine Aufforderung?«
Trotzig hob sie ihr Kinn. »Ihr seid nicht mein Herr.« Eine lahme Ausrede, das wussten sie beide.
Nun vertiefte sich Hawks Lächeln. »Du hast nichts zu befürchten, denn ich möchte nur bestätigt sehen, was ich bereits herausgefunden habe.«
Als sie ihn vorher erkannt hatte, war sie erschrocken. Und jetzt geriet sie beinahe in Panik. Was hatte er festgestellt? Durchschaute er die Maskerade? Andererseits nannte er sie eine Dienerin, die sich ihrem Herrn nicht widersetzen durfte. »Mylord, ich bin eine freie, unverheiratete Frau. Deshalb muss ich keinem Mann gehorchen. Es sei denn...« Ihre Augen verengten sich. »Es sei denn, die Wünsche einer Frau kümmern Euch nicht.« Verächtlich kräuselte sie die Lippen.
»Doch, sie kümmern mich«, versicherte Hawk, und sie atmete auf. »Und wie ich bereits sagte, hast du nichts zu befürchten. Komm endlich her.«
»Lieber nicht.«
Mit wenigen Schritten war er bei ihr. Sie konnte sich nicht gegen ihn wehren - er war ein Krieger, in zahlreichen Schlachten erprobt, und ein geborener Jäger. Hilflos war sie ihm ausgeliefert. Oder doch nicht? Der Gedanke ihr wehzutun erschien ihm unvorstellbar. »Was zwischen uns entstanden ist, weißt du. Das habe ich in deinen Augen gesehen.«
Auf so freizügige Worte war sie nicht vorbereitet. Erklärte er tatsächlich, dass er sie begehrte? Die Dienerin seiner Braut? Interessierte ihn nicht, wie Lady Krysta darüber denken würde? Bedeuteten ihm die Gefühle seiner künftigen Gemahlin gar nichts?
»Ich will nicht mit Euch schlafen.« Diesen Augenblick wählte der Wind, um zu ersterben. In der plötzlichen Stille klang Krystas Stimme unnatürlich laut.
»Darum habe ich dich nicht gebeten.«
Brennend stieg ihr das Blut in die Wangen. Hatte sie die Situation missverstanden? Sie fühlte sich zutiefst gedemütigt. »Oh, ich dachte... Schon gut.« Hastig wandte sie sich ab und hoffte, die Frauenhalle zu erreichen, bevor das Gewitter erneut losbrach. Aber Hawk ergriff ihren Arm und zog sie an sich.
»Du bist eine Frau wie jede andere. Davon will ich mich überzeugen. Und dann beenden wir dieses alberne Geplänkel.«
Bevor er seinen Mund auf ihren presste, fand sie gerade noch Zeit, ein einziges Mal Atem zu holen. Die Gefühle, die er in ihr weckte, erschreckten sie. Nie zuvor war sie geküsst worden. Doch sie gestand sich ein, dass sie mehrmals von Küssen geträumt hatte. Vor allem in letzter Zeit. Mit der Wirklichkeit ließen sich die Fanatsiebilder nicht vergleichen. Kein kraftvoller, grausamer Angriff, sondern eine süße Verlockung zog Krysta in einen unwiderstehlichen Bann einer betörenden Intimität. Hawks Lippen öffneten ihre, und sie spürte seine Hitze, kostete seinen Geschmack. Stöhnend grub sie ihre Finger in seine breiten Schultern, von einer Macht überwältigt, die sie bisher nicht gekannt hatte. Aus seiner Kehle rang sich ein heiserer Laut, er presste sie fester an sich. Da erkannte Krysta eine verwandte Seele. Ihre wilde Leidenschaft beantwortete seine, und sie genoss das Drängen seiner Zunge, die mit ihrer spielte. In plötzlicher
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