Wikinger der Liebe
hätten ihre Herrin unterwegs getroffen. Was wäre damit gewonnen? Hawk hatte sie zu oft und zu deutlich gesehen. Das wäre eine Überlegung wert gewesen, bevor sie ihren scheinbar so vernünftigen Plan geschmiedet hatte, einen kläglich gescheiterten Plan.
Als der Morgen graute, stand sie auf, leicht benommen von der schlaflosen Nacht. Wie sie sich verhalten sollte, wusste sie noch immer nicht. Zu ihrer Erleichterung bemerkte sie keine Vorbereitungen für ihre Abreise. Doch das musste nichts bedeuten. Zweifellos waren Lord Hawks Krieger jederzeit zum Aufbruch bereit. Vor Hunger drehte sich ihr Magen um. Doch sie würde keinen Bissen hinunterbringen. Aus den Küchenräumen drang Darias schrille Stimme. Instinktiv wandte sich Krysta in die andere Richtung und stieß beinahe mit dem Verwalter zusammen, der sie offenbar gesucht hatte.
»Verzeiht mir«, entschuldigte sie sich hastig und wollte an ihm vorbeieilen.
Doch der junge Mann versperrte ihr den Weg. »Seine Lordschaft will dich sehen.«
»Wie - was?«, stammelte sie.
»Er will dich sehen«, wiederholte Edvard ungeduldig. »Im Turmzimmer.« Als sie immer noch zögerte, versetzte er ihr einen sanften Stoß. Schlimmer noch, er schaute ihr nach, um festzustellen, ob sie auch wirklich durch die richtige Tür ging.
Langsam stieg sie die Turmtreppe hinauf. Was sollte sie sagen? Hätte sie doch ein bisschen mehr Zeit, um nachzudenken. Bedauerlicherweise blieb ihr nichts anderes übrig, als das Beste zu erhoffen und zu beten.
Die Tür des Turmzimmers stand halb offen. Nach einem tiefen Atemzug nahm Krysta ihren ganzen Mut zusammen und trat ein. Das Gemach nahm das ganze oberste Stockwerk ein, beherrscht vom größten Bett, das sie jemals gesehen hatte - mit reich bestickten Vorhängen und kostbaren Pelzen. Vielleicht hätte sie außer diesem imposanten Bett nichts bemerkt, wäre ihr Blick nicht von Hawk gefesselt worden, der in eine Wanne voll dampfendem Wasser stieg. Bevor er sich setzte, sah sie seine schmalen Hüften, die kraftvollen Schenkel und dann nur mehr die breite Brust und ein raubtierhaftes Lächeln.
»Steh nicht herum!«, rief er. »Mach dich nützlich und wasch mir den Rücken.« Ehe sie antworten konnte, tauchte er unter und wieder auf, spritzte Wassertropfen nach allen Seiten und seifte sein Haar ein. Wider Willen fasziniert, starrte sie ihn an - die bronzebraune Haut, die vibrierenden Muskeln und Sehnen, die kleinen flachen Brustwarzen. In seinen Achselhöhlen wirkte das dunkle Kraushaar noch seidiger als die Locken auf seinem Kopf. Er tauchte wieder unter, um die Seife wegzuspülen. Das
Gesicht triefnass, richtete er sich auf und öffnete ein Auge. »Hast du nicht gehört?«
Doch - gut genug, um zu wissen, was seine scharfe Stimme bedeutete. Aus irgendeinem Grund war er fest entschlossen, seinen Befehl befolgt zu sehen. Vielleicht bereute er, dass er sie am Vortag aus dem Stall gescheucht hatte und wollte das unterbrochene Liebesspiel jetzt fortsetzen. Dieser Gedanke beschleunigte Krystas Puls. Oder versuchte er, sie zu demütigen, bevor er sie wegschickte? Was immer er beabsichtigte, es wäre falsch, ihn zu erzürnen. Sie hatte ohnehin keine Wahl.
In jedem Schritt drückte sich ihr Widerstreben aus, während sie zur Wanne ging. Vorsichtshalber ließ sie ihn nicht aus den Augen. Aber nachdem er erkannt hatte, dass sie gehorchen würde, beachtete er sie nicht mehr und wusch seinen Körper. Die Wangen hochrot, beobachtete sie ihn. Wenigstens schützte das Badewasser einigermaßen ihre Unschuld - oder was davon übrig geblieben war, nachdem er diese heiße Leidenschaft in ihr geweckt hatte.
Doch sie gab sich nicht völlig geschlagen. Sie sollte seinen Rücken waschen? Nur zu gern. Fügsam kniete sie neben der Wanne nieder, und ihre Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln, das ihn alarmieren musste. Sie ergriff einen Lappen und tauchte ihn ins Wasser. Mit aller Kraft begann sie seinen Rücken zu schrubben.
Wollte sie seine Haut aufschürfen? Hawk lachte schallend. Verdammt, offenbar amüsierte sie ihn. »Zieh deine Krallen ein!«, mahnte er. »Ich habe auf harten Felsen geschlafen und nichts davon gespürt. Sicher wirst du keine schlimmere Wirkung ausüben.«
»Was nicht an meinem mangelnden Eifer liegen würde«, murmelte sie und verstärkte den Druck ihrer Hände, ohne Erfolg. Genauso gut hätte sie einen Stein scheuern können. Einen warmen, glatten Stein. Verwirrt zuckte sie zurück, als hätte sie sich die Finger verbrannt, und
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