Wikinger der Liebe
eindeutigen Beweises sah er keinen Grund, seine Gefühle zu verbergen.
Er riss ein Handtuch von der Lehne eines Stuhls, schlang es um seine Hüften und wartete, bis eine klatschnasse, prustende, mit schwarzer Farbe befleckte Lady Krysta auftauchte - seine Braut.
4
Mühsam erhob sie sich auf die Knie und rieb ihre brennenden Augen. Hatte er sie tatsächlich in die Wanne gezerrt? Unfassbar. Was hatte er vor? Wie sollte sie... ? Plötzlich unterbrach sie ihre Gedanken und starrte ihr Kleid an, über das schwarze Farbe ins Badewasser floss.
Nun wusste sie, warum ihre Augen brannten. Ein Handtuch landete in ihrem Gesicht, von einer starken Hand geschleudert. »Wisch dich ab und komm heraus. Und mach bloß nichts schmutzig!«
Dass Hawk sie allem Anschein nach durchschaut hatte, nahm ihr den Atem. Natürlich, er wusste Bescheid. Und er wird wütend sein, dachte sie. Ein kurzer Blick über den Rand des Handtuchs genügte, um diese Vermutung zu bestätigen und auf etwas anderes hinzuweisen - seine spärliche Bekleidung, die kaum ausreichte, um die Schicklichkeit zu wahren. Die Beine gespreizt, die kraftvollen Arm verschränkt, stand er da und musterte sie, als wäre sie ein unerfreuliches Strandgut, das die Meereswellen vor seine Füße geschwemmt hatten.
Kein guter Anfang.
Obwohl das nasse Kleid bleischwer an ihr hing, gelang es ihr irgendwie, aus der Wanne zu klettern. Sie versuchte die schwarzen Flecken aus ihrem Gesicht zu wischen. Dann zuckte sie plötzlich zusammen, denn Hawk ging mit langen Schritten zu ihr, so schnell, dass sie keine Zeit fand, um sich zu wappnen. Dicht vor ihr blieb er stehen, bot ihr einen imposanten Ausblick auf seine nackte Brust und ergriff eine ihrer feuchten Haarsträhnen, die er so angewidert betrachtete wie einen Klumpen Seetang. »Wie sieht die echte Farbe aus?«
Krysta hüstelte, weil etwas Wasser in ihre Kehle gedrungen war. »B-b-blond...«
Offenbar missfiel ihm diese Farbe, denn er schüttelte verächtlich den Kopf. »Dachtest du, ich würde dich nicht erkennen, wenn du endlich ankommen würdest, nur weil du eine andere Haarfarbe hast?«
Die Erkenntnis ihrer eigenen Dummheit traf sie so qualvoll, dass sie nicht antworten konnte.
Seufzend ließ er die nasse Strähne los und kehrte ihr den Rücken, als würde er ihren Anblick nicht mehr ertragen. »Zieh dich aus.«
»W-Was?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
»Zieh das nasse Zeug aus!«, befahl er und spähte sekundenlang über seine Schulter. »War das deutlich genug?«
Von Krysta abgewandt, nahm er eine Tunika vom Stuhl und ließ das Handtuch von seinen Hüften gleiten. Während er sich ankleidete, schluckte sie - der breite Rücken, die schmale Taille, die prallen Hinterbacken. Nie zuvor hatte sie auch nur einen
Gedanken an diesen Körperteil eines Mannes verschwendet. Und nun wurde ihre Aufmerksamkeit von zwei perfekten Rundungen gefesselt.
Hawk drehte sich um, bemerkte ihre Faszination und runzelte verblüfft die Stirn. Doch er hatte sich sofort wieder in der Gewalt. Seine Augen verengten sich. »Neulich fragte ich dich - in Unkenntnis deiner wahren Identität ob du dumm bist. Warum hast du gelogen?«
Mit diesen kränkenden Worten riss er sie aus ihrer Verwirrung. »Mein Verstand lässt nichts zu wünschen übrig. Das werdet Ihr merken, wenn Ihr mir erlaubt zu erklären...«
»O ja, du wirst mir eine ganze Menge erklären, Lady.« Hawk lachte heiser. »In allen Einzelheiten. Aber zieh dich zuerst aus. Wenn ich dich noch einmal dazu auffordern muss, reiße ich dir die nassen Sachen selber vom Leib.«
Ehe sie ihm mitzuteilen vermochte, was sie von seiner Drohung hielt, eilte er zur Tür, öffnete sie und rief nach der Dienerschaft. Hastig stolperten ein paar Leute herein und erstarrten angesichts der klatschnassen, mit schwarzer Farbe beschmierten jungen Frau.
»Leert die Wanne aus und bringt frisches Wasser«, wies Seine Lordschaft die Dienstboten an. »Das müsst ihr nicht erhitzen.«
Sie beeilten sich zu gehorchen - zweifellos, um dem Zorn ihres Herrn möglichst schnell zu entrinnen und die anderen Diener mit einer aufregenden Klatschgeschichte zu erfreuen. Inständig wünschte Krysta, sie würden hier bleiben oder bald wiederkommen - oder sie brächte den Mut auf, aus dem Fenster zu springen und der Rachsucht ihres Bräutigams zu entfliehen.
»An mir werden die nassen Kleider besser trocknen«, gab sie zu bedenken. »Die Diener brauchen sich nicht um das Wasser zu bemühen, ich hole mir selber ein paar
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