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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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saß.

    Mit glasigen Augen spähten die Mercier herüber, einige waren bereits auf den Beinen. Hawk und Dragon wechselten einen kurzen Blick. Wenn Ogden aus der Halle geführt wurde, bestand immer noch die Möglichkeit, den Zwischenfall friedfertig zu beenden. Dragon ließ Wolscroft los, der erbost aufsprang, und trat zurück, ohne den älteren Mann aus den Augen zu lassen. »Natürlich will ich nicht mit Euch streiten, aber Euer Sohn hat zu viel getrunken. Deshalb sollte er nicht mehr mit den Ladys an einem Tisch sitzen und sich zurückziehen.«
    »Ach, tatsächlich?«, fauchte Wolscroft. Er schwankte, gewann aber sein Gleichgewicht sofort wieder und tastete nach seiner Hüfte, wo normalerweise ein Schwert hing. Jetzt nicht. Hawk hatte alle Waffen entfernen lassen. Auf dem Tisch lag nur der kleine Dolch, den er benutzt hatte, um sein Fleisch zu schneiden. Erstaunlich schnell griff Rudyard danach. Vor Ryccas angstvollen Augen richtete er die Spitze der Klinge auf Dragons Brust. »Mit dieser Heirat war ich nur einverstanden, weil der großmächtige Alfred mich dazu aufforderte. Und weil der da...« Der Dolch zeigte auf Hawk. »Weil dieser Lakai des Königs ins gleiche Horn blies! Allerdings hätte ich meine Tochter lieber mit einem Dänen vermählt – wenn’s schon unbedingt ein Wikinger sein musste.« Voller Hohn schaute er zu Rycca hinüber. »Dauernd schnüffeln die Dänen in unserem Land herum und bringen Alfred um den Nachtschlaf. Da hätte ich mir einen passenden Schwiegersohn aussuchen können.«
    »Sicher wäre das eine schlechte Wahl gewesen«, meinte Hawk in ruhigem Ton. Er ging nach rechts – ganz langsam, um Wolscroft nicht zu alarmieren, aber offensichtlich entschlossen, zwischen den bewaffneten Mann und Krysta zu treten, die in unmittelbarer Nähe des Merciers saß. So wie Rycca erkannte auch Dragon die Gefahr und ermahnte seine Männer mit unauffällig erhobenen Brauen, innezuhalten. Sie
waren mittlerweile näher gekommen, um auf sein Zeichen einzugreifen. Nun erstarrten sie, zu einem Kampf bereit, der einseitig, aber trotzdem blutig verlaufen mochte.
    In Ryccas Kehle stieg bittere Galle empor. Jahrelang hatte sie mit ihrer Familie auf Kriegsfuß gestanden, von Thurlow abgesehen, den Vater und die älteren Brüder stets gefürchtet. Nun fühlte sie sich zutiefst gedemütigt. Dragon bewies eine bewundernswerte Selbstkontrolle, erweckte aber den Eindruck, er müsste irgendetwas Ekelhaftes von seiner Stiefelspitze wischen. In sich zusammengesunken, stand Ogden zwischen den beiden Rittern und schien gar nicht zu merken, welchen Schaden er angerichtet hatte.
    Umso zorniger zückte Rudyard Wolscroft den Dolch. »Eine bessere Wahl als Lord Dragon! Wie ein verdammter Eunuch lässt er sich vom König gängeln. Alfred wird uns allen die Eier abschneiden.«
    »Legt den Dolch auf den Tisch«, sagte Hawk.
    Aber Wolscroft hörte den Befehl nicht, zu betrunken, zu wütend. »Warum zeugt man eine Tochter, wenn man sie nicht gewinnbringend verheiraten kann? Er kriegt die Mitgift«, fügte er hinzu und wies wieder auf Dragon. »Und was bekomme ich? Einen norwegischen Abschaum, der sich mein Schwiegersohn nennt!« Da der Wikinger immer noch schwieg, grinste der Mercier verächtlich. »Soeben habe ich Euch als Abschaum bezeichnet, Junge. Findet Ihr nicht, Ihr solltet was unternehmen?«
    »Was denn, alter Mann?«, fragte Dragon leise. »Gegen Euch kämpfen? Auf dem Hochzeitsfest Eurer Tochter?« Angewidert schüttelte er den Kopf. »Legt den Dolch beiseite und geht schlafen. Hier seid Ihr am Ende.«
    »Noch lange nicht!«, stieß Wolscroft hervor. »Anscheinend seid Ihr nicht Manns genug. Da gerade von Eunuchen die Rede war...«
    »Jetzt reicht’s!« Der Klang ihres eigenen Rufs überraschte
Rycca. Doch sie empfand keine Angst mehr, von ihrer Scham zur Verzweiflung getrieben. Den ganzen Tag war sie in seelischen Qualen versunken, im Netz ihres eigenen Versagens gefangen, und hatte sich immer wieder gefragt, wie Dragon über sie denken würde. Nun brachte ihr dreister Vater das Fass zum Überlaufen. Diesem Unhold, der ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte, musste sie endlich Einhalt gebieten.
    Verblüfft wandte er sich zu ihr. Im selben Augenblick schlug sie mit ihrem schweren Trinkhorn auf sein Handgelenk, und er öffnete schreiend die Finger. Als ihm die Waffe entglitt, packte sie den Griff und richtete die Dolchspitze auf seine Brust. Dabei begann sie zu zittern, nicht aus Furcht vor ihm, denn plötzlich sah er wie

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