Wikinger meiner Traeume - Roman
auslief, unterhielten sich Cymbra und Rycca immer noch, die eine an Deck, die andere auf dem Kai. Erst als sie einander nicht mehr hörten, verstummten sie, nach dem inbrünstigen Versprechen, sich bald wieder zu sehen.
»Sie wohnt nur eine Tagesreise entfernt«, tröstete Dragon seine Gemahlin. »Sobald die Ernte eingebracht ist, fahren wir nach Sciringesheal. Würde dir das gefallen?«
Von seinen Armen umfangen, nickte sie etwas schüchtern. »Nach Aelflynnes Tod hatte ich keine Freundin mehr – und keine Freunde außer Thurlow...«
»Auch ich bin dein Freund«, beteuerte er leise und strich mit einer Fingerspitze über ihre vollen Lippen. »Wenn ich auch gestehen muss, dass ich mir die Rolle eines Ehemanns anders vorgestellt habe – allmählich erweitere ich meinen Horizont.«
Tief bewegt lächelte sie. Um die Intensität ihrer Gefühle zu verbergen, erwiderte sie leichthin: »Darüber freue ich
mich, denn ich hatte befürchtet, die Ehe würde dich enttäuschen.«
»Wieso, Lady? Gab ich dir jemals einen Grund für diese Annahme?«
»Nun, bisher habe ich’s versäumt, dir die Füße warm zu reiben.«
Dragons schallendes Gelächter zog die Blicke einiger verblüffter Leute an, die auf dem Kai standen. »Das hast du also gehört, Rycca? Zu meiner Ehrenrettung muss ich betonen, dass ich verdammt jung und dumm war, als ich diesen Unsinn erzählte.«
»Und jetzt bist du älter und klüger.«
»Nicht viel, aber ein bisschen – jedenfalls genug, um zu wissen, was in meinem Leben gut und schön ist.«
Plötzlich blinzelte sie, denn die grelle Sonne trieb ihr Tränen in die Augen. Das redete sie sich ein, doch sie glaubte keine Sekunde lang daran.
Arm in Arm schlenderten sie zur Festung zurück. Schon nach wenigen Schritten fiel ein Schatten über ihren Weg, und Magnus lächelte entschuldigend. »Verzeih mir, Dragon. Soeben kehrte ich nach Landsende zurück – und sosehr ich es auch bedaure, diese Angelegenheit verlangt deine Aufmerksamkeit.«
»Sofort?«, fragte Dragon und schaute Rycca an.
»Ja, leider. Aus einem Handelsschiff, das vor wenigen Stunden anlegte, ist ein Teil der Fracht verschwunden. Sicher wirst du die Aufregung des Kapitäns verstehen.«
Erst jetzt wandte sich Dragon zu seinem Stellvertreter. »Behauptet er, die Ladung wurde gestohlen.«
»Zumindest hat er diesen Verdacht geäußert.«
»Kein Hafen wird besser bewacht als Landsende.«
»Das weiß ich, aber...« Seufzend breitete Magnus die Arme aus.
»Entschuldige mich«, bat Dragon seine Frau. »Wenn es
einen Dieb in unserer Mitte gibt, muss ich der Sache auf den Grund gehen.«
»Natürlich, das verstehe ich.«
»Magnus, bring meine Lady...«
»Nein!«, unterbrach sie ihn so hastig, dass beide Männer verwundert die Brauen hoben. Da mäßigte sie ihren Ton und zwang sich sogar zu einem Lächeln – fest entschlossen, die Gesellschaft des getreuen Stellvertreters unter allen Umständen zu meiden. »Ich würde gern in der Stadt bleiben. Bisher sah ich leider nicht allzu viel davon, und sie ist anscheinend sehr schön.«
»Freut mich, dass du dich umschauen willst. Allerdings brauchst du eine Eskorte.«
Obwohl sie sich keineswegs belustigt fühlte, lachte sie. »Noch nie hielt ich mich an einem Ort auf, wo es so gesittet und wohl geordnet zuging. Hier achten dich jeder Mann und jede Frau und jedes Kind. Wenn deine Gemahlin auf einer Wanderung durch diese Straßen bangen muss – dann ist nichts auf dieser Welt sicher, nicht einmal das Licht der Sonne.«
»Nun schmeichelst du mir«, entgegnete Dragon amüsiert. »Aber es stimmt, in ganz Landsende kann man sich sicher fühlen. Tu, was dein Herz begehrt. Ich bitte dich nur – nimm dir nicht zu viel Zeit. Bald werde ich das Problem gelöst haben.«
Davon war sie überzeugt, denn jetzt las sie in seinen Topasaugen nicht die Sanftmut des vertrauten Liebhabers, sondern die eiserne Entschlossenheit eines Anführers, der keinen Verstoß gegen seine Gesetze duldete. Flüchtig dachte sie an den tollkühnen Dieb und erschauerte.
Die beiden Männer eilten den Kai entlang, und Rycca blieb sich selbst überlassen. Sie wartete, bis Dragon aus ihrem Blickfeld verschwand. Hingerissen starrte sie ihm nach, schüttelte den Kopf über ihre hilflose Faszination und ging
in die Stadt. Bald musste sie ihre Schritte verlangsamen, denn zahlreiche Leute begrüßten sie. Alle kannten die neue Festungsherrin. Und alle schienen sich zu freuen, sie zu sehen.
Höflich, aber zurückhaltend verneigten sich
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