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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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Verzweiflung. Die Lider gesenkt, stieg sie die restlichen Stufen hinab. Plötzlich verstummten alle Gespräche.
    Die Hände geballt, spürte sie, wie sich ihr Magen umdrehte. Nur gut, dass sie nichts gegessen hatte. Sie zwang sich, den Kopf zu heben, die Schultern zu straffen. Am liebsten wäre sie davongerannt. Aber dieser fast unwiderstehlichen Versuchung durfte sie nicht erliegen. Sie musste durch die Menschenmenge gehen, zu ihrem Verlobten – mit ruhiger, heiterer Miene, als würde ihr schönster Wunschtraum Erfüllung finden.

    Begierig wurde sie gemustert, von Männern und Frauen gleichermaßen. Wie Jäger, die eine soeben erlegte Beute umringen und auf das Ausbluten warten, dachte sie. Nicht auf ihr Blut. Das hatte sie beim Verlust ihrer Jungfräulichkeit vergossen, aber sie lebte noch. Und nun musste sie diese Hochzeit überstehen, die ihr wie eine grausame Farce erschien.
    Hinter ihr murmelte Krysta: »Alles wird ein gutes Ende finden.«
    Wieder einmal wurde Rycca vom Gefühl reiner Wahrheit durchdrungen. Was die Herrin von Hawkforte versicherte, erhoffte sie nicht nur, sie glaubte ganz fest daran.
    Rycca fand keine Zeit, um darüber nachzudenken – denn jetzt kam ihnen der hoch gewachsene Festungsherr mit dem schimmernden kastanienbraunen Haar und den klaren blauen Augen entgegen.
    Zärtlich lächelte er Krysta an und weckte in Ryccas Brust eine plötzliche Sehnsucht nach einem Glück, das sie niemals genießen würde. Er wandte sich zu der widerspenstigen Braut. »Willkommen auf Hawkforte, Lady Rycca«, grüßte er in freundlichem, aber entschiedenem Ton. »Unser Priester, Vater Desmond, möchte Euch kennen lernen.«
    Bei diesen Worten wies er auf einen jungen Mann mit einer Tonsur, den Rycca erstaunt musterte. Dass ein so junger Geistlicher einem Herrn von Hawk of Essex’ Rang diente, erschien ihr ungewöhnlich. Vielleicht verdankte er diese Position der Klugheit, die aus seinen dunklen Augen strahlte.
    Der Geistliche trat vor und reichte ihr seine Hand. »Wenn Ihr mir ein paar Minuten Eurer kostbaren Zeit opfern würdet, Mylady...«
    Wenn es nach ihr ginge – den ganzen restlichen Tag und auch noch den nächsten... Sie nickte und folgte ihm – erleichtert, weil sie der neugierigen Menschenmenge wenigstens kurzfristig entrinnen würde, und fest entschlossen,
sich nicht zu fragen, warum Lord Dragon kein Wort gesagt hatte.
    Nicht weit von der Haupthalle entfernt, betraten sie eine schöne kleine Kapelle. Flackernde Bienenwachskerzen spendeten sanftes Licht. In der Luft hing süßer Blumenduft, auf dem bestickten Altartuch standen silberne und goldene Gefäße.
    »Wie Ihr seht, ist alles für Eure Hochzeit vorbereitet«, bemerkte Vater Desmond lächelnd, setzte sich auf eine der beiden breiten Stufen, die zum Altar führten, und bedeutete ihr, neben ihm Platz zu nehmen. Sein unbefangenes Verhalten verblüffte sie, aber sie erfüllte seinen Wunsch. »Wisst Ihr, warum ich Euch sprechen will, Mylady?«
    »Ja...« Unsicher faltete sie die Hände im Schoß. »Ich muss der Hochzeit zustimmen.«
    »Allerdings. In dieser Hinsicht folgt die Kirche strengen Gesetzen.«
    »Ich bin wohl kaum die erste Braut, die gegen ihren Willen heiratet.«
    Besorgt runzelte der junge Priester die Stirn. »Also seid Ihr nicht dazu bereit?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Oh, doch. Um Eurer unsterblichen Seele willen – es ist sehr wichtig.«
    Nachdem er vergeblich auf eine Antwort gewartet hatte, erhob er sich, begann umherzuwandern und unterstrich seine Worte mit ausdrucksvollen Gesten. An zwei Fingern seiner rechten Hand entdeckte sie Tintenflecken, starrte sie an und hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. »Seid Ihr ein Schreiber?«, unterbrach sie seinen Vortrag über die Hochzeit zu Kana.
    »Nun ja...«, entgegnete er verwundert. »Manchmal schreibe ich immer noch Bücher, wenn es die Zeit erlaubt, die ich anderen Pflichten widmen muss.«

    »Für die Stellung eines Hausgeistlichen in einer so mächtigen Festung seid Ihr sehr jung. Darf ich fragen, wie es dazu kam?«
    Vater Desmond errötete leicht. »Früher arbeitete ich im Skriptorium von Winchester. Seine Lordschaft beauftragte mich, ein Buch für Lady Krysta zu schreiben. Mit dem Ergebnis meiner Bemühungen waren beide zufrieden. Außerdem brauchten sie einen neuen Hauspriester. Und so boten sie mir diesen Posten an, den ich nur zu gern antrat.«
    »Bei meinem Besuch in Winchester sah ich die großartige Bibliothek.«
    »In der Tat, sie ist wundervoll. Aber um zu unserem

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