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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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Buch aus der Kassette. »Mein lieber Freund Kareem ben Abdul hat es für mich aufgestöbert. Darin stehen fabelhafte Geschichten, von der Gemahlin eines grausamen Herrn erzählt, den sie so gut unterhielt, dass er ihr das Leben schenkte.«
    Trotz ihrer Faszination erschrak sie. »Wie furchtbar? Wollte er sie denn umbringen?«
    »Nun, er zürnte allen Frauen. Wer weiß schon, was in einem kranken Gehirn vorgeht... Kannst du lesen?«
    Zögernd kämpfte sie mit ihrem Bedürfnis, sich zu schützen. Wie immer siegte ihre Ehrlichkeit. »Ja«, flüsterte sie.
    In ihrer Heimat durften die Frauen nicht lesen – nicht nach der Ansicht ihres Vaters. Er glaubte, diese Fähigkeit sollte man nur Mönchen zubilligen, diesen Eunuchen, die niemals aufbegehrten. Aber wenn Frauen lasen, kamen sie womöglich auf dumme Gedanken. Heimlich hatte Rycca lesen gelernt, dank eines Mönchs, der kein Eunuch und ein ehrenwerter, tapferer Mann gewesen war.
    »Ja«, wiederholte sie etwas lauter, falls Dragon ihre Antwort nicht gehört hatte.

    »Großartig! So wie Alfred bin ich bestrebt, Schulen in meinem Land zu gründen und Bücher zu beschaffen. Das erweitert ihr Wissen.«
    Hätte er erklärt, er würde sich Flügel wachsen lassen und zum Mond fliegen, wäre sie nicht verblüffter gewesen. So dachte ein Krieger, der sein Schwert hervorragend zu schwingen wusste, was sie auf der Straße nach Hawkforte beobachtet hatte? Ein Wikinger? »Welch ein lobenswerter Plan...«
    »Da sind einige Leute ganz anderer Meinung, denn sie halten die Gelehrsamkeit für ein Zeichen der Schwäche. Keine Ahnung, warum. Ich finde, es zeugt eher von Mut, wenn man die Welt mit all ihren komplizierten Erscheinungen gründlich erforschen will.«
    Weil sie nichts zu sagen wusste, nickte sie nur. Dieser Mann überraschte sie immer wieder.
    »Jetzt schicke ich die Frauen zu dir«, kündigte er an und legte das Buch beiseite. »Sie werden ein Bad vorbereiten und dir eine Mahlzeit bringen. Einverstanden?«
    »O ja, natürlich.«
    »Und danach findet ein Fest statt.« Lässig winkte er ab, als wäre es nicht so wichtig. »Das erwarten die Leute – verstehst du?«
    »Ja, gewiss.«
    Ja und ja und ja. Etwas anderes vermochte sie anscheinend nicht mehr zu sagen. Bücher, wundervolle Zukunftspläne, eine Mahlzeit, ein Bad, ein Fest. Und das breite Bett – so nahe...
    Selbstvergessen schaute sie ihn an – ihren Ehemann. Viel zu deutlich entsann sie sich, wie es gewesen war, mit ihm zu schlafen.
    Auf dem Weg zur Tür drehte er sich noch einmal um. »Ich weiß, du bist erschöpft. Also werden wir nicht allzu lange mit den Leuten feiern.«

    In ihrem Lächeln sah er keine Müdigkeit. Nur ein Versprechen.
     
    Ein Dampfbad. Das brauchte er jetzt. Und eine Atempause. Landsende gefiel ihr. Daran zweifelte er nicht. Mochte er Wolfscroft auch verwünschen, er war seinem Schwiegervater dankbar. Wegen dieses Mannes hatte Rycca nur geringe Erwartungen in ihre Zukunft gesetzt. Und ihre Angst war verflogen. Dafür dankte er den Göttern – oder dem Gott, der es verdiente.
    In dieser Nacht würde er die Ehe vollziehen – und die lange Schiffsreise vergessen, auf der er ungewohnte Keuschheit geübt hatte.
    Ja, sie würde ihm gehören.
    Ein heftiges, besitzergreifendes Gefühl stieg in ihm auf, das ihn verwirrte, denn keine Frau hatte es je zuvor geweckt. Aber Rycca war seine Frau – und anders als alle, die er jemals gekannt hatte.
    Eine fügsame kleine Frau, die seine Füße warm rieb.
    Bei diesem Gedanken lachte er laut auf und pries die Götter, die ihm das erspart hatten. Auf Odin, den Herrn der Götter, und seine streitbare Gemahlin Frigg würde er trinken, sogar auf Loki, denn es war immer ratsam, diesen boshaften Kerl gnädig zu stimmen. Vielleicht würde er einen Priester nach Landsende holen, denn die meisten Geistlichen waren klug und gebildet. Sicher würde es nicht schaden, einen solchen Mann in der Festung zu beherbergen.
    Sollte er ernsthaft erwägen, ein Skriptorium einzurichten, würde er mehrere Priester brauchen. Auf Hawkforte hatte er die eindrucksvolle Schreibstube seines Freundes gesehen – und vom Skriptorium in Winchester wahre Wunderdinge gehört. Nur Mönche besaßen die erforderlichen Fähigkeiten.
    Rycca liebte Bücher, und diese Erkenntnis erwärmte Dragons Herz. Inzwischen zürnte er ihr nicht mehr, weil sie vor
der Hochzeit geflohen war, denn er wusste, was sie dazu getrieben hatte. Ihre Furcht war einem Lächeln gewichen. Und in ihren Augen las er immer wieder

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