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Wikinger meiner Träume

Wikinger meiner Träume

Titel: Wikinger meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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hob sie den Kopf, um der grausamen Wirklichkeit ins Auge zu blicken.
    Im Sattel des stolzen Schiachtrosses saß ein kräftig gebauter Mann mit massigem Schädel und schütterem grauem Haar, über vierzig Jahre alt. Brutalität und Ausschweifungen zeichneten seine Züge. Durch seine wettergegerbte Stirn zogen sich tiefe Furchen, ein faltiges Doppelkinn hing herab. Längst hatten sich einstige Muskeln in Fett verwandelt. Trotzdem wirkte er immer noch formidabel, wenn auch nur dank seiner deutlich erkennbaren Neigung, alle Leute zu töten, die ihn herausforderten, erzürnten oder einfach in seiner Bequemlichkeit störten. In letzter Zeit fand er wenig Gelegenheit, seiner Mordlust zu frönen, da König Alfred den Frieden sicherte. Dadurch war der unmenschliche Lord noch reizbarer geworden als in früheren Jahren. Mit schmalen Augen musterte er die schwankende Gestalt, die er zunächst für einen Jungen gehalten hatte.
    Aber nicht lange, denn dafür kannte er sie viel zu gut.
    Verblüfft hob er die Brauen, und der kleine Mund verzerrte sich. »Rycca!« Der Ruf - halb triumphierend, halb angewidert - jagte einen Schauer über ihren Rücken.
    »Was?«, stieß eine jüngere Version des grauhaarigen Reiters hervor. Brutal riss der Mann an den Zügeln seines Pferds und lenkte es an die Seite des Anführers. »Rycca?«
    »Sieh doch selbst!« Verächtlich wies der ältere Mann in ihre Richtung. »Ich wusste es ja, wir würden sie finden.« Auf den Sattelknauf gestützt, nickte er zufrieden. »Dummes Biest!«, fuhr er sie an. »Dachtest du wirklich und wahrhaftig, du könntest davonlaufen - und in der Kleidung deines Zwillingsbruders, dieses elenden Schwächlings, nach Hawkforte gelangen? Wolltest du dich auf ein Schiff schleichen, das die Normandie ansteuern würde?« Belustigt schüttelte er den Kopf, und der jüngere Mann stimmte in sein heiseres Gelächter ein.
    »Bei Gott, du hast Recht! Diesen Plan hat sie zusammen mit Thurlow ausgeheckt. Erst verschwand der kleine Schurke, dann ergriff sie die Flucht. Und das taten sie nur, um dich zu demütigen.«
    »Nein!« Trotz ihrer Angst konnte Rycca diese falsche Beschuldigung nicht hinnehmen. »Damit hatte Thurlow nichts zu tun, ich floh aus eigenem Antrieb.«
    Wütend neigte sich der jüngere Mann aus dem Sattel hinab, um sie zu schlagen. Aber sie sprang behände zur Seite, und seine Faust traf die leere Luft, was seinen Zorn noch schürte. Fest entschlossen, sie zu züchtigen, stieg er ab.
    Es gab keinen Ausweg, keine Zuflucht. Und die letzten Kräfte hatten sie verlassen. Verzweifelt entsann sie sich, wie wundervoll es gewesen war, umarmt und beschützt zu werden. In ihren Augen brannten Tränen, die sie erfolglos bekämpfte. Und ihr Herz - auf der langen Reise so dumpf und leer - schwoll plötzlich an vor lauter Sehnsucht nach dem Helden des fremden Landes, in dem sie nur wenige Tage verbracht hatte.
    »Biest!«, wiederholte Ogden das Schimpfwort seines Vaters und schlug sie mitten ins Gesicht. Ein heißer Schmerz durchfuhr ihre Wange. Taumelnd sank sie zu Boden.
    Der Lord of Wolscroft wandte sich zu einem der beiden Söhne, die seiner würdig waren - im Gegensatz zu der Zwillingsbrut, die seine schwache, kränkliche Frau kurz vor ihrem Tod geboren hatte. Der zweite war daheim geblieben, um die Festung zu hüten. »Beeil dich!«, befahl er und reichte ihm eine schwarze, zusammengerollte Peitsche. »Hier dürfen wir uns nicht lange aufhalten. Aber bring sie nicht um. Vielleicht können wir sie noch gebrauchen.«
    Mit einem lauten Knall zuckte die Peitsche durch die Luft. Reglos, so fest wie nur möglich zusammen gekrümmt, lag Rycca auf der Straße. Um zu wissen, wie sehr Ogden diese Vergeltung genoss, musste sie sein Gesicht nicht sehen. Schlimmer noch - sie wusste auch, welch große Freude der Vater an ihrem Leid fand. Beide Männer kannte sie gut genug. In ihrer Not sah sie nur einen einzigen Ausweg - die Flucht in ihre Seele. Dort hatte sie sich schon als kleines Mädchen verkrochen, wenn die Grausamkeit des Vaters und der älteren Brüder unerträglich geworden war. Immer tiefer glitt sie hinab, zu einem besseren Ort, fern von der Welt, wo es so still war, dass sie kaum atmen musste.
    Früher war es ein undefinierbarer Ort gewesen, leer und dunkel. Und jetzt nahm er plötzlich erkennbare Gestalt an -die Hütte, das parfümierte Bett, das leise Plätschern des nahen Flusses, der Duft von Holzrauch und er, der sie umarmte und mit seinem Lächeln erwärmte...
    Beinahe war sie

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