Wikinger meiner Träume
Anführer antwortete, lächelte er kalt. Vielleicht erwartete er, der Krieger würde sein Verhalten bereuen, sobald er hörte, wen er herausgefordert hatte. »Ich bin Rudyard, Lord of Wolscroft aus Mercia. Genügt Euch das, wer immer Ihr sein mögt? Ihr wisst Euer Schwert zu schwingen. Aber ich sah Euch weder im Gefolge des Königs noch im Heer des Lords of Essex. Vielleicht sucht Ihr Ruhm und Ehre zu erwerben, indem Ihr Euch gegen ranghöhere Herren stellt.«
Jeden anderen Mann hätte die unmissverständliche Drohung eingeschüchtert. Aber Dragon starrte den Lord in wachsendem Unmut an. » Wolscroft... ?«
Ungeduldig nickte Rudyard. »Steckt Euer Schwert in die Scheide und gebt den Weg frei, wir müssen weiterreiten.«
Dragon rührte sich nicht von der Stelle. »Dann ist Eure Tochter...?«
Warum erlaubte sich dieser unverschämte Fremde, nach dem Mädchen zu fragen? Rudyard seufzte ärgerlich. Aber wenn die Antwort den Kerl veranlassen würde, endlich zu verschwinden, sollte er sie hörerf »Lady Rycca of Wolscroft. Übrigens würde ich Euch empfehlen, Euren Blick von ihr loszureißen. Denn sie ist mit einem norwegischen Lord verlobt, der bald hier eintreffen wird, um sie heimzuführen.«
Langsam schob Dragon sein Schwert in die Scheide - langsam stieg er aus dem Sattel. Ohne Rycca aus den Augen zu lassen, ging er zu ihr. Ogden war mittlerweile aufgestanden. Leichtsinnigerweise trat er vor seine Schwester, und Dragons gezielter Fausthieb warf ihn erneut zu Boden.
Rycca bewegte sich nicht. Hinter ihrer Stirn entstand ein schrecklicher Gedanke - so grausig, dass sie ihn kaum zu fassen vermochte. Der Held des fremden Landes hatte ihren Familiennamen erkannt. Das merkte sie ihm an, obwohl sie sich dagegen sträubte. O Gott, welcher beklemmenden Wahrheit musste sie ins Auge blicken?
Verzweifelt stieß sie hervor: »Ihr seid ein Angelsachse! Weil Ihr genauso gut englisch sprecht wie ich und...«
»Nun, ich beherrsche viele Sprachen, denn es fällt mir leicht, sie zu erlernen.«
»Ihr reist ohne Gefolge...«
Aber er benutzte eine Jagdhütte, die vermutlich dem Lord of Essex gehörte, mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet. Und er besaß zwei prachtvolle Pferde. Gesegnete Jungfrau Maria und alle Heiligen, warum hatte sie es nicht erraten? Wer sonst würde es wagen, allein dieses Land zu durchqueren, seiner überragenden Kampfkraft sicher? Wer sonst durfte erwarten, dass niemand die Waffe gegen ihn erheben würde, wenn er sich nicht vor Hawk oder sogar dem König selbst verantworten wollte? Und warum hatte dieser Mann sie so freundlich behandelt, so geduldig und fürsorglich. Das passte nicht zu allem, was sie über ihn wusste - was sie unentwegt in bösen Träumen verfolgte.
»Auf meinen Wunsch verließ mich meine Eskorte. Ich wollte ein paar Tage allein sein. Um meine Zukunft zu überdenken.« Seine Mundwinkel zuckten. »Offensichtlich habt Ihr Euch nicht mit solchen Überlegungen begnügt - und stattdessen die Flucht ergriffen.«
Immer noch kämpfte Ryccas kaltes Grauen mit ungläubigem Staunen. Welche Arme hatten sie umfangen, wer hatte ihr jene himmlischen Freuden geschenkt, ihr Herz mit Zärtlichkeit und Leidenschaft beglückt? »Nein - Ihr könnt es unmöglich sein...«, stammelte sie und starrte in die goldbraunen Augen, die sie mit kühlem Spott musterten.
»Was soll das?«, fragte Rudyard. »Habt ihr beide euch schon kennen gelernt? Bei Gott, Sir, stellt Euch vor, oder Eure Fechtkunst wird Euch nicht vor dem Zorn des meist gefürchteten Wikingers retten, der es gewohnt ist, in Blut zu baden - ein Mann, so wild wie der Teufel, ein Mann, der...«
»...der einen Namen trägt«, fiel Dragon ihm ins Wort, griff nach Grani und sprang auf seinen Rücken. Nur sekundenlang erwiderte er Ryccas Blick, die ihn entgeistert anstarrte, das Gesicht aschfahl.
Entschlossen bekämpfte er den unsinnigen Wunsch, sie zu trösten, und wandte sich zu ihrem schurkischen Vater. Obwohl er mit ruhiger Stimme sprach, drang sie bis zur hintersten Reihe des Wolscroft-Gefolges. Und seine Erklärung wirkte durch ihre Schlichtheit umso eindringlicher.
»Ich bin Dragon Hakonson, Lord von Landsende, und ich kam hierher, um meine Braut zu holen.«
Sobald er die Worte ausgesprochen hatte, begann Rycca hilflos zu lachen - erst leise, dann immer lauter und schriller. Von der Ironie des Schicksals überwältigt, krümmte sie sich zusammen. Ihr Leben hatte sie gewagt, um diesem Mann zu entfliehen - und ihm nichts ahnend ihre Unschuld
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