Wikinger meiner Träume
seine maßlose Erregung noch bezähmen würde, wusste er nicht. Allzu lange nicht mehr, wenn Rycca fortfuhr, ihn zu streicheln... Und die sanfte Sorge in ihren Augen, die vorhin so wilde Funken gesprüht hatten, war nicht sonderlich hilfreich.
Welch einen widersprüchlichen Charakter sie hatte - zu unbeugsamem Stolz fähig, aber auch sehr verwundbar. Sie konnte ihn ärgern und zugleich völlig verwirren, was er Loki verdankte. Oder vielleicht Frigg, denn er nahm an, eine Frau wie Rycca würde der Königin aller Götter gefallen.
»Hier siehst du die Vorzüge weiter Reisen«, begann er so beiläufig wie möglich, »und der glücklichen Wahl, die mein Bruder traf, als er sich eine Braut aussuchte.«
»Das verstehe ich nicht«, erwiderte Rycca.
»In Konstantinopel lernte ich einen Arzt kennen, der mir zeigte, wie man Wunden nähen muss. Diese Maßnahme fand ich sehr vernünftig, im Gegensatz zur Behandlung des Fleisches mit einer glühenden Schneide. Jahre später verblutete ich beinahe auf einer Straße bei Hedeby in Jütland. Da erinnerte ich mich an Nadel und Faden in meinem Gepäck -Utensilien, die wir benutzten, um Segel zu flicken. Die leisteten mir ausgezeichnete Dienste.«
»Also hast du deine Wunde selber genäht?« Allein schon der Gedanke, wie schmerzhaft das gewesen sein musste, erfüllte sie mit kaltem Grauen.
Eine solche Maßnahme würde eine fast übermenschliche Selbstkontrolle erfordern.
»Das zog ich der einzigen anderen Möglichkeit vor. Leider war ich nicht besonders erfolgreich. Der Schenkel verheilte schlecht und peinigte mich, bevor sich Cymbra darum kümmerte.«
»Lady Cymbra, Wolfs Frau?«
»Dieselbe. In der Heilkunde unübertrefflich. Wie ich allerdings zugeben muss, hätte ich ihr manchmal am liebsten den schönen Hals umgedreht, weil sie mich ständig mit ihrer Fürsorge belästigte und mir keine Ruhe ließ, bis ich vollends genas.«
Das war zweifellos jene berühmte Schönheit, von der Krystas wundervollen Rezepte stammten. Krysta - selber so schön, so gütig, so fügsam, wie eine Ehefrau sein sollte...
Ganz anders als Rycca, die über keinerlei häusliche Talente verfügte, weit entfernt von weiblicher Vollkommenheit... Rycca, die nach Freiheit strebte, nur Töchter gebären wollte und ihren Mann wütend anfauchte, wenn er ihr unbeschreibliche Freuden schenkte...
Möge mir der Himmel helfen, flehte sie stumm.
Offenbar verriet ihre Miene, was in ihr vorging, denn Dragons Stimmung änderte sich plötzlich. Er nahm ihr den Weinkelch aus der Hand und stellte ihn zusammen mit seinem eigenen auf den Nachttisch. Dann umarmte er Rycca, und sie versteifte sich, was er ignorierte. Entschlossen drückte er ihren Kopf an seine Schulter. »Wenn ich dich beobachte, glaube ich zu sehen, wie schnell das Wetter über dem Meer wechselt. Eben noch kommst du mir ruhig und sanft vor. Und im nächsten Moment scheint ein Sturm in dir zu toben.«
An seiner Haut klang ihre Stimme gedämpft, und er spürte die Bewegung ihrer Lippen. »Meine Emotionen habe ich stets verborgen. Bis jetzt. Manchmal dachte ich sogar, ich hätte keine Gefühle.«
»Außer deiner Sehnsucht nach Freiheit?«
Ihr Haar streifte ihn wie warme Seide. »Ja, davon abgesehen. Hätte mir mein Vater diesen Wunsch angemerkt, wäre ich verprügelt worden.«
Zärtlich streichelte er ihren Rücken. »Wie lange wird es dauern, bis du erkennst, dass du hier in Sicherheit bist?«
Auf diese Frage fand sie keine Antwort, und sie suchte auch nicht danach. Die Schatten der Vergangenheit boten keinen angenehmen Gesprächsstoff - insbesondere, weil sich ein anderer, sehr verlockender Zeitvertreib ankündigte. Hatte Dragon vergessen, dass er ihr verboten hatte, ihn intim zu berühren? Würde er sich ihrem Verlangen fügen, so wie in jener denkwürdigen Liebesnacht? Vielleicht müsste er noch etwas mehr Wein trinken. Aber als sie über seiner Brust nach einem Kelch tastete, den sie ihm reichen wollte, hielt er ihre Hand fest.
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, drehte er sie auf den Rücken und presste ihren Körper fnit seinem in die Matratze. Grinsend entblößte er seine schneeweißen Zähne. »Schließen wir ein Abkommen, teure Gemahlin?«
»Welches Abkommen?«, murmelte sie, ohne ihren Argwohn zu verhehlen.
»Ich mache mit dir, was mir beliebt, und du wehrst dich nicht. Wenn ich befriedigt bin, darfst du tun, was auch immer dir gefällt.«
Über diesen Vorschlag staunte sie nur kurz. »Entsinnst du dich, was ich vorhin über Unwissenheit
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