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Wild (German Edition)

Wild (German Edition)

Titel: Wild (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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bestimmt hatte ich nicht die Absicht, aus Neustadt hinausgeworfen zu werden und in der Wildnis zu landen, wenn ich hier bei Moon mit allem versorgt werden konnte, was das Herz begehrte.
    »Fertig«, entschied sie und unterzog mich einer gründlichen Musterung. »Jetzt nur noch die passenden Klamotten und du bist ein neuer Mensch.« Sie lachte. »Wirklich, Pi, zieh mal die Mundwinkel hoch. Wie soll dich sonst irgendein Junge so toll finden, dass er dich auf seine Liste setzt?«
    »An unserer Schule ist sowieso kaum noch jemand übrig«, sagte ich. »Sie werden mir jemanden zuweisen, den ich überhaupt nicht kenne. Das finde ich gruselig.«
    »Gruselig? Im Gegenteil, das ist spannend. Es ist total aufregend!« Moon sprach darüber, als wäre es eine unumstößliche Tatsache, dass ich einen Freund zugeteilt bekommen würde, der von außerhalb war. »Stell dir vor, er kommt aus einem anderen Bezirk, vielleicht sogar aus der City – dann könnte man bei jedem Treffen gleich prima shoppen gehen!«
    Typisch Moon. Sie war immer optimistisch, während ich schon damit rechnete, dass ich aus dem Partnerprogramm herausgenommen worden war. Oder dass mich einfach niemand haben wollte.
    »Stell dir vor, du erhältst die Mitteilung auf deinem Tom! Sie springt dir ins Auge, und vor Schreck lässt du das Gerät fallen!«
    »Ja, das würde mir ähnlich sehen«, stimmte ich ihr zu. Ich konnte mir gut vorstellen, dass ich es erst einmal gar nicht glauben würde. Auf meinem Tom, kurz für TOM – Telefon, Organisation, Messages –, gingen normalerweise nur Nachrichten der Schule oder von Moon selbst ein.
    »Nein, sobald du sie hast, musst du mich anrufen. Und dann kriege ich raus, was das für ein Typ ist, versprochen!«
    Ihre Familie hat alle möglichen Kontakte in ganz Neustadt und sogar über die Grenzen hinaus, Beziehungen nach Friedensreich und Glücksstadt. Obwohl sie wenig darüber sprach, was ihre Eltern taten, hatte sie einmal erwähnt, dass ihre Mutter daran beteiligt gewesen war, Paragrafen für ein Handelsabkommen mit Neu-Amerika zu formulieren. Dazu musste man schon ziemlich weit oben mitspielen.
    »Dafür bin ich aber die Erste, die es erfährt, ja?«
    »Klar«, versprach ich. Allein die Vorstellung, irgendwann den Namen eines Fremden auf dem Display zu lesen, jagte mir einen Schauer über den Rücken.
    »Schluss mit dem Trübsalblasen!« Moon sprang auf und schnappte sich ihre geräumige Shoppingtasche. »Du brauchst was Neues zum Anziehen. Das hilft immer!«
    Moon war davon überzeugt, dass meine Familie arm war. Nur weil wir uns weder Dr. Peters noch Professor Frohsinn leisten konnten, ging sie davon aus, dass wir am Hungertuch nagten. Dabei war mein Vater ein angesehener Forscher am Bio-Institut, und meine Mutter malte Duft-Blumenbilder, die in dieser Saison groß in Mode waren. Anders als die meisten anderen Künstler verwendete sie nicht den Duft, der zur gemalten Pflanze passte, sondern kreierte für jedes Bild ein ganz eigenes Aroma, das sich manchmal sogar mit den Farben biss. Die Leute liebten das, weil jedes Gemälde eine kleine Überraschung darstellte. So eklig und gefährlich echte Pflanzen auch waren, gemalt waren sie der Renner.
    Wir waren nicht gerade reich, aber niemand in Neustadt war wirklich arm; schließlich waren wir nicht wie die Wilden jenseits des Zauns.
    »Aber ich hab doch genug zum Anziehen«, protestierte ich.
    »Ach komm, Pi, sei nicht immer gleich beleidigt.« Sie hakte sich bei mir unter und zog mich zur Tür.
    Den anderen war ich nicht lustig und aufgedreht genug – ein Stimmungskiller, wie Charity mir erst neulich gesagt hatte. Sie konnte es gar nicht haben, wenn ich nur herumsaß und Löcher in die Luft stierte. Aber Moon war das egal. Sie hatte Pläne und Ideen für uns beide.
    »Du wirst sehen, es macht Spaß.«
    Lautlos glitt der Aufzug nach unten und entließ uns in die Tiefgarage, wo ihr kleiner pinkfarbener Flitzer bereitstand, den sie zu ihrem siebzehnten Geburtstag bekommen hatte.
    »Hey, Irina, wie geht’s?«, fragte ich.
    »Willkommen zur Ihrer nächsten Fahrt«, säuselte Irinas automatische Stimme. Das Modell hieß Ina, doch da es sich häufig mal irrte und Moon sich endlos darüber amüsieren konnte, hatte sie es Irr-Ina, genannt, und daraus war allmählich Irina geworden. Ich ließ mich auf den Beifahrersitz plumpsen und schnallte mich an.
    Moon nickte mir aufmunternd zu. »Wir fahren zu Von-Kopf-bis-Fuß. Die haben immer die neueste Mode.«
    In Läden dieser Art kaufte

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