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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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selbst diese leichte Bewegung ließ den Hass in den Augen des Mannes erneut aufflackern. Rowena hatte das Gefühl, als wäre sie zu nahe an ein Feuer geraten und von Kopf bis Fuß von seinem plötzlichen Auflodern versengt worden.
    Bevor sie sich wieder besinnen konnte, gab ihr Vater in barschem Ton den beiden Dienern ihre Anweisungen. “Schafft ihn in den Keller, und sperrt ihn in dem vergitterten Raum ein. Stellt ihm etwas Wasser hin und einen Exkrementenkübel – wollen wir hoffen, dass der arme Teufel nach zwei Monaten auf See etwas damit anzufangen weiß.”
    “Wie könnt Ihr ihn nur dort im Dunkeln einsperren?” Rowena hatte die Sprache wieder gefunden und war entschlossen, ihre Meinung zu sagen. “Seht Euch die arme Kreatur doch an! Er braucht etwas zu essen, warme Kleidung und ein Mindestmaß an Freundlichkeit in dieser fremden Umgebung!”
    “Das wird er alles früh genug bekommen!”, erwiderte Sir Christopher. “Aber zunächst müssen wir wie bei jedem wilden Tier seinen Stolz brechen. Erst nachdem er gelernt hat, sich seinen Herren unterzuordnen, wird er fügsam genug für die Untersuchungen sein.”
    “Vater, es gibt Ratten dort unten und weiß der Himmel was sonst noch …”
    “Sei still, Rowena! Mein Entschluss steht fest! Wir können beim Abendessen darüber sprechen.” Sir Christopher wandte sich von seiner Tochter ab und ließ seinen Ärger an den Dienern aus. “Was gibt es da zu glotzen? Schafft ihn nach unten – und lasst ihn ja nicht aus den Augen. Man hat mir gesagt, dass diese Kreatur äußerst hinterhältig ist!”
    Die beiden stämmigen Männer packten den Gefangenen fester an den Armen und fingen an, ihn zur Hintertür des Hauses zu schleifen. Bis zu diesem Augenblick hatte der Mann kein Geräusch von sich gegeben, aber als sie sich nun zu dritt der offenen Veranda näherten, warf er urplötzlich seinen Kopf zurück und stieß einen markerschütternden Schrei aus – einen Laut, so wild und primitiv, dass die feinen Härchen auf Rowenas Nacken sich aufrichteten und ein Dohlenschwarm aufgeschreckt wurde, der sich auf dem Rand des Daches niedergelassen hatte. Das war kein Schrei aus Angst oder Schmerz – so viel wusste Rowena sofort. Nein, ihre innere Stimme sagte ihr, das war der Schlachtruf eines Kriegers, ein Ausbruch purer, trotziger Wut.
    Erschrocken wichen die beiden Diener für einen Moment zurück, und plötzlich war der dunkle Fremde frei. Er machte einen Satz nach vorne über den Hof und zog seine schweren Ketten hinter sich her, als ob es ein paar Enden Schnur wären. Wäre er richtig gesund gewesen, hätte die Flucht vielleicht gelingen können, aber so ermüdete er rasch. Auf halber Strecke zwischen Haus und Stall holten Thomas und Dickon ihn ein. Ein schneller Tritt von Thomas’ Stiefel beförderte ihn kopfüber in den Dreck. Danach war es für die beiden Männer ein Leichtes, seine Arme zu packen und ihn mit einem Ruck wieder auf die Füße zu stellen.
    Triefend vor Schlamm und Dung, sah der Wilde seinen Peinigern ins Gesicht. Dann, zum allgemeinen Erstaunen, brach aus ihm plötzlich ein Schwall der unflätigsten Flüche heraus, die jedem englischen Seemann bekannt waren.
    “
… Verdammter Hurensohn … schmutziger, mörderischer, rothäutiger Bastard …”
Die Beschimpfungen, die er ausspuckte, vergifteten die Luft um ihn herum. Er hatte sie auf der Überfahrt von Amerika gelernt, das wurde Rowena mit Entsetzen klar. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren das die einzigen englischen Ausdrücke, die er kannte.
    Ein bitteres Lächeln umspielte Sir Christophers Mundwinkel. “Gut, gut”, sagte er und nickte zufrieden. “Zumindest wissen wir jetzt, dass die Kreatur fähig ist, die menschliche Sprache zu lernen. Bringt ihn in den Keller.”
    Rowena erwartete fast, dass der Wilde erneut heftig um sich schlagen würde, aber er hatte sich fürs Erste völlig verausgabt und leistete keinen Widerstand mehr, als Dickon und Thomas ihn packten und ins Haus zerrten.
    Black Otter hatte das Gefühl, von dem großen Wigwam völlig verschlungen zu werden, so wie eine Fliege von einem Frosch.
    Er warf verstohlene Blicke auf die weiß getünchten Wände und die Decken, die höher waren, als ein Mann nach oben reichen konnte, sah riesige, prunkvolle Bilder, die vollständig aus Fäden bestanden, und erkannte Tische und Stühle, die so massiv aussahen wie die Stämme großer Bäume. Zunächst war es sein Plan, sich den Weg im Innern einzuprägen, damit er ihn kannte, wenn sich eine

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