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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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Lippen zu einem stummen Seufzer öffneten. Die Wände des alten Hauses schienen sich um sie herum zu schließen, sie einzusperren wie die Tore eines Gefängnisses. Ihr war, als ob die schweren Falten ihrer Röcke und ihr starres Korsett sie nach unten zu ziehen versuchten wie das Gewicht eiserner Ketten. Nur ihr gesunder Menschenverstand hielt sie davon ab, dem Ruf ihres Herzens zu folgen – die Ketten von Haus, Kleidung und alle Bedenken abzuwerfen, ihre Freiheit zu nutzen und gleich dem Albatros Orte aufzusuchen, die sie während ihres zurückgezogenen Lebens niemals sehen würde, Orte, deren Namen wie Musik klangen – China, Sansibar, Konstantinopel, Amerika …
    Mit aller Kraft riss Rowena sich von diesen Gedanken los und ließ den Blick vom Himmel zurück zu der Stelle gleiten, wo ihre schmalen, blassen Finger auf der Kalksteinfensterbank ruhten. Als sie wieder aufsah, war auf der fernen Straße ein dunkler Punkt zu erkennen, der sich auf das Haus zubewegte.
    Allmählich wurde aus dem Punkt ein Wagen, ein klappriger Rollwagen mit einem Zugpferd und zwei Männern, die gekrümmt auf dem Sitz saßen, und einer langen, dunklen Gestalt, die auf der offenen Ladefläche lag. Unwillkürlich legte Rowena die Hand an ihre Kehle, als sie Blackamoor, den Wallach ihres Vaters, erkannte, der an einem Haltestrick neben dem Wagen tänzelte. Der Sattel des Wallachs war leer.
    Rowena nahm zwei Stufen auf einmal, als sie die Treppe hinunter in die Große Halle rannte, die, wie der Rest des Hauses, ihren früheren Glanz eingebüßt hatte. In ihren Hausschuhen eilte sie über den mit Binsen bestreuten Boden, und wo sie entlanggelaufen war, hing der Duft von zertretenem Rosmarin in der Luft.
    Als sie schließlich die Haustür erreichte, klopfte ihr Herz vor Angst und Schrecken. Was war nur in sie gefahren, ihren Vater heute Morgen allein ausgehen zu lassen? Sie hätte mitreiten sollen unter dem Vorwand, irgendwelche Besorgungen zu machen, oder sich eine Ausrede einfallen lassen sollen, um ihn zu Haus zu behalten. Ganz gleich, welches Unheil ihm nun widerfahren war, es war zumindest teilweise ihre Schuld.
    Die Haustür öffnete sich direkt zum Moor hin. Rowena stürzte hinaus und sah, dass der Wagen noch ziemlich weit entfernt war. Zu aufgeregt, um zu warten, raffte sie ihre Röcke und rannte los, ohne sich darum zu kümmern, dass sie in den dünnen Lederhausschuhen überall Blasen an den Füßen bekommen würde. Der Seewind zerrte die Nadeln aus ihrem Haar, als sie zur Straße stürmte. Würde sie ihren Vater verletzt vorfinden? Krank? Oder sogar tot?
    Am Ende einer langen Hecke hielt sie einen Moment inne, um zu verschnaufen. Ihre Brust hob und senkte sich unter dem einschnürenden Korsett. Jetzt konnte sie die beiden Männer auf dem Sitz klar erkennen. Der eine war der Kutscher, ein ungepflegter Tagelöhner, den sie des Öfteren in der Stadt gesehen hatte. Der andere …
    Rowena bekam weiche Knie vor Erleichterung, als sie die gebeugte Gestalt ihres Vaters und seinen flachen Wollhut erkannte. Ihm fehlte nichts. Sie war ganz umsonst halb verrückt vor Angst gewesen.
    Aber warum hatte er sich die Mühe gemacht, einen Wagen zu mieten? Worum handelte es sich bei der geheimnisvollen Gestalt, die auf den Brettern hinter ihm lag, eingewickelt in Segeltuch, wie es schien? Hatte ihr Vater ein neues exotisches Exemplar gekauft? Vielleicht einen großen Fisch? Einen Delfin? Einen toten Seehund? Sie dachte an den langen marmornen Seziertisch im Laboratorium und die anstrengenden Tage und Nächte, die ihnen bevorstanden, wenn sie sich abmühten, ihre Entdeckungen zu untersuchen und zu katalogisieren, bevor die Verwesung das Arbeiten unmöglich machte.
    “Rowena!” Der Vater winkte sie zu sich heran, aber sie lief bereits zur Straße, wobei ihre Röcke hinter ihr herschleiften, sodass sich grüne Kletten daran hefteten.
    “Rowena. Gut!” Ihr Vater nickte nur kurz, wie es seine Art war. “Ich brauche etwas Hilfe bei diesem Exemplar. Reite du Blackamoor zurück zum Stall. Sag Thomas und Dickon, sie sollen sich auf dem Hof für meine Ankunft bereit halten. Sorg dafür, dass Ned den vergitterten Raum im Keller ausräumt und den Boden mit frischem Stroh bestreut. Beeil dich!”
    “Den Keller?” Rowena starrte ihn verblüfft an. “Aber das ist doch nicht Euer Ernst? Das ist kaum mehr als ein Rattenloch. Kein Mensch geht dort hinunter, es ist so dunkel, feucht und schimmelig! Vater, ich verstehe wirklich nicht …”
    “Das wirst du früh

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