Wild wie die Praerie
Ranch verirren. Wir müssen unseren Ruf, gastfreundliche Menschen zu sein, aufrechterhalten.”
“Aber ich erinnere mich jetzt wirklich wieder an den Weg.”
Kam er ihr absichtlich so nahe, dass sie kaum noch klar denken konnte? Das Baumwollhemd spannte sich über seinen breiten, muskulösen Schultern, und sein Arm war ebenso gebräunt wie sein Gesicht. Ob er wohl am ganzen Körper so braun war? Holly presste die Lippen zusammen. Sie benahm sich wie ein Schulmädchen, benommen vom Anblick ihres ersten Schwarms.
Marc betrachtete sie eine Zeitlang, dann nickte er unvermittelt und trat zurück. “In Ordnung. Danke für Ihre Hilfe.”
Und das war alles? dachte Holly, als sie in den Jeep gestiegen war und rasch den Motor anließ. Sie hatte mehr Widerspruch und weitere Versuche erwartet, sie zu überreden.
Sie wendete auf dem Hof und fuhr los. Wenn sie zugestimmt hätte, dass Marc ihr vorausfuhr, hätte er zu Hause wohl darum gebeten, ein Weilchen bleiben zu dürfen? Holly schüttelte den Kopf. Was für dumme Gedanken! Bei Männern wie ihm standen die Frauen vermutlich Schlange, um seine Aufmerksamkeit zu ergattern. Er würde seine Zeit bestimmt nicht mit ihr, Holly, verschwenden. Erst recht nicht, wenn sie so aussah wie jetzt.
Und sie wollte jetzt nur noch nach Hause, duschen und ins Bett gehen.
Aber an irgendeinem anderen Abend würde es ihr vielleicht gefallen, Marc McKendrick zu Hause zu empfangen.
2. KAPITEL
Als Holly ins Haus kam, sah sie, dass der Anrufbeantworter blinkte. Sie lief hin, spulte das Band zurück und sank auf den Stuhl neben dem Schreibtisch, um sich die Nachricht anzuhören.
Sie hoffte nur, dass es keinen weiteren Notfall gab und sie noch mal weg musste.
Eine sanfte Stimme ließ Holly wissen, dass Emmie Haslet versucht hatte, sie zu erreiche n, Doc Watsons Assistentin.
Schwester Emmie würde gleich morgen früh in die Praxis kommen, und sie hoffte, dass Doc Murphy sich bereits im Haus eingerichtet hatte und wohl fühlte.
Es gab keine weiteren Nachrichten, und so stellte Holly den Beantworter wieder ein und machte sich bereit, zu Bett zu gehen. Sie fand, sie hätte wirklich Glück gehabt, diese Vertretung zu bekommen.
Nach ihrer Bewerbung hatte Dr. Watson Holly seine Praxis in allen Einzelheiten erklärt. Er und seine Frau wollten endlich einen langersehnten Urlaub antreten. Ihr erster Urlaub seit Jahren, und er sollte sechs Monate dauern. Sie beabsichtigten, all ihre Kinder zu besuchen, die in verschiedenen Teilen der USA lebten, und anschließend eine Kreuzfahrt machen.
Holly hatte zwar nie persönlich mit Dr. Watson gesprochen, aber seine Briefe waren sehr ausführlich und informativ gewesen. Die Praxis befand sich in der Stadt Waxco, er versorgte jedoch vor allem die umliegenden Ranches in der Gegend. Ab und zu kamen Leute aus der Stadt mit ihrem Hund oder ihrer Katze zu ihm, der größte Teil seiner Arbeit konzentrierte sich allerdings auf die Rinder und Pferde auf den Ranches.
Emmie war seine Assistentin, Bürovorstand und allgemeines Faktotum, jedenfalls hatte Holly das der Korrespondenz entnommen. Dr. Watson hatte geschrieben, dass sie sich vollkommen auf Emmie verlassen und von ihr alle Informationen bekommen könne, die die Patienten der Praxis betrafen.
Als Holly unter der Dusche stand und das heiße Wasser über ihren Rücken lief, lächelte sie bei dem Gedanken, Emmie kennen zu lernen. Offenbar wusste hier - außer Marc McKendrick inzwischen - niemand, dass es sich bei Dr. Watsons Vertretung um eine Frau handelte. Würde Emmie ihr gegenüber ebenso skeptisch sein wie Marc am Anfang? Und wenn ja, was sollte sie tun, um Emmie von ihren Fähigkeiten zu überzeugen?
Während sie sich abtrocknete, überdachte Holly sorgfältig alles, was sie geschrieben hatte. In keinem ihrer Briefe hatte sie erwähnt, dass sie eine Frau war, andererseits hatte sie aber auch nie behauptet, ein Mann zu sein. Sie wusste jedoch, dass man allgemein annahm, Tierärzte wären Männer.
Ihr Onkel vertrat die Meinung, Veterinär sei ausschließlich ein Männerberuf. Ihr Leben lang hatte sie sich gewünscht, als Tierärztin auf Windmeres Farms tätig zu sein. Sich um die Rennpferde zu kümmern, die ihr Onkel züchtete. Ihre Cousins arbeiteten schließlich auch dort. Und da ihr Onkel Holly nach dem Tod ihrer Eltern bei sich aufgenommen und großgezogen hatte, war sie überzeugt gewesen, ebenfalls die Chance zu erhalten, auf dem Gestüt zu arbeiten. Aber jedes Mal, wenn sie darauf zu sprechen gekommen
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