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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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zeigte den Richter mit dem ehemaligen US-Präsidenten George Bush sen., der mal zum Fischen in die Gegend gekommen war, während auf der zweiten Aufnahme der Richter auf einem Pferd zu sehen war, ehe Familie Cooper ihre Ranch in den achtziger Jahren verloren hatte.
    Die Trauung hatte elf Minuten gedauert, was ungefähr dem Durchschnitt von Richter Cooper entsprach, obwohl er es bei Indianern schon mal in acht Minuten geschafft hatte.
    » Willst du, Allan Stewart Woods, Annabeth zu deiner rechtmäßig angetrauten Frau nehmen?«, las Richter Cooper vom Heiratsformular ab.
    » Anna bel«, berichtigte Annabel in ihrem schnippischen Rhode Island-Ton.
    » Ja«, sagte Stewie. Er war außer sich vor Freude.
    Er drehte den goldenen Ring von seinem Finger und steckte ihn ihr an. Das handgefertigte Einzelstück war mit kleinen Schraubenschlüsseln aus Sterlingsilber besetzt. Und es war drei Größen zu weit. Der Richter musterte den Ring.
    » Schraubenschlüssel?«, fragte er.
    » Die sind symbolisch«, entgegnete Stewie.
    » Und mir ist klar, wofür sie stehen«, sagte der Richter finster und brachte die Trauung zu Ende.
    Annabel und Stewie strahlten sich an. Annabel sagte, das sei wirklich der wildeste Urlaub, den sie je gemacht habe. Jetzt waren sie Mr. und Mrs. Outlaw, und er war ihr berühmter, bislang ungezähmter Gesetzesbrecher. Sie sagte, ihr Vater werde empört darüber sein, und ihre Mutter werde in Newport eine Sonnenbrille tragen müssen. Nur ihre Tante Tildie – eine exzentrische Frau, die mit einem texanischen Serienmörder, den sie allerdings nie getroffen hatte, bis zu seiner Todesspritze eine Brieffreundschaft unterhalten habe – werde sie verstehen.
    Stewie musste sich hundert Dollar von ihr leihen, um den Richter zu bezahlen, und sie unterschrieb einen Reisescheck.
    Nachdem das Paar mit dem in Rhode Island gemeldeten Geländewagen weitergefahren war, ging Richter Ace Cooper zu seinem einsamen Aktenschrank und suchte die Papiere mit den nötigen Informationen. Er zog ein Blatt heraus und überflog es beim Wählen. Während er wartete, bis der richtige Mann ans Telefon kam, betrachtete er das gerahmte Foto von sich auf seiner früheren Ranch. Sie hatte nördlich des Yellowstone-Parks gelegen und war von einer Immobilienfirma aus Bozeman in über dreißig » Ranchettes« aufgeteilt worden, die jeweils nur zwanzig Hektar Land besaßen. Hollywood-Prominenz – darunter auch die Frau, deren Fotos vom Beginn ihrer Karriere er neulich in Penthouse gesehen hatte – wohnte nun dort. Filme waren dort gedreht worden. Eines der Häuser war sogar eine Art Drogenumschlagplatz, doch Gerüchte wollten wissen, der Eigentümer überwintere in L. A. Das einzige Vieh auf diesen Mini-Ranches wurde nur des Anblicks wegen gehalten – passend zum Landschaftsbild, das sich besonders im Licht der hinter den Bergen versinkenden Sonne herrlich machte.
    Der Mann, auf den er gewartet hatte, kam ans Telefon.
    » Stewie Woods war hier«, sagte der Richter. » Er und kein anderer. Ich habe ihn sofort erkannt, und sein Ausweis hat es bestätigt.« Er machte eine Pause, weil der Mann am anderen Ende der Leitung etwas fragte.
    » Ja, das hab ich ihn vor der Abfahrt sagen hören. Sie sind nach Wyoming unterwegs, in die Bighorn Mountains. In die Gegend von Saddlestring.«
    Annabel sagte Stewie, ihre Flitterwochen seien ganz anders als erwartet, und verglich sie mit denen, die sie einst mit ihrem geschiedenen Mann verbracht hatte. Dem war es nur um Segelboote, Champagner und Barbados gegangen; Stewie hingegen ging es allein darum, in drückender Hitze in einem Nationalforst in Wyoming lange Nägel in die Bäume zu schlagen. Er bat sie sogar, seinen Rucksack zu tragen.
    Die beiden bemerkten den neuen schwarzen Ford Pick-up nicht, der ihnen in die Berge folgte und weiterfuhr, als Stewie am Straßenrand parkte.
    Tief im Wald beobachtete Annabel, wie ihr Mann sich das Hemd auszog und sich die Ärmel um die Taille band. Eine schwere Nageltüte hing klimpernd an seinem Werkzeuggürtel, während er durchs Unterholz zog. Ein Schweißfilm lag auf seiner nackten Brust, als er Nägel in eine fast einen Meter dicke Douglastanne schlug. Er hatte offenkundig Übung darin und kam rasch in einen Rhythmus, bei dem er die fünfzehn Zentimeter langen Nägel mit drei Schlägen seines gewaltigen Hammers ins weiche Holz schlagen konnte – einen Schlag, um den Nagel zu setzen, und zwei kräftige Schläge, um ihn bis zum Kopfende durch die Rinde zu treiben.
    Stewie

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