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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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warnenden Eichhörnchenrufen über panisch fliehendes Rotwild bis zu aufgestört wegflatternden Tannenhühnern – bewies, dass etwas Gravierendes geschehen sein musste und das Wild aus der Gegend geflohen oder vor Angst verstummt war. Joe spürte, dass sie fast angelangt waren, obwohl er nichts sehen konnte, was diesen Eindruck bestätigte. Worum auch immer es sich handelte: Es lag direkt vor ihnen.
    McLanahan blieb unvermittelt stehen, und Joe hörte ihn nach Luft schnappen.
    » Heiliger Strohsack«, flüsterte der Hilfssheriff ehrfürchtig. » Heiliger Strohsack.«
    Der noch rauchende Krater hatte einen Durchmesser von fast fünfzehn Metern und war in der Mitte gut einen Meter tief. Sechs Bäume waren aus dem Boden gerissen, und ihre flachen Wurzeln ragten wie ausgestreckte Hände in die Luft. Acht oder neun Rinder lagen tot zwischen den Stämmen. Die Erde unterhalb des dicken Humusrands des Kraters war dunkel und nass. Die Explosion hatte einige schenkelknochenlange weiße Wurzeln aus dem Boden gerissen, die nun zum Himmel wiesen. Der Geruch des Kordits, des Harzes abgebrochener Äste und des aufgewirbelten Rindenmulchs hatte sich zu einem süßen, schweren, übelkeiterregenden Gestank vereint.
    Das restliche Tageslicht schwand rasch, und als sie den Krater langsam umrundeten, schaltete Joe seine Taschenlampe ein. Barnum und McLanahan taten es ihm nach, und auch ihre Lampen beleuchteten die verdrehten Wurzeln und das gelbliche Unterholz im Krater, das seltsam an eine geklöppelte Decke erinnerte.
    Der Rest der Herde war augenscheinlich unverletzt und stand als schweigende Schatten knapp außerhalb von Joes Lampenkegel. Er sah schwere, dunkle Umrisse und vernahm Kaugeräusche; ein Augenpaar warf einen blauen Schein zurück, als ein Rind den Kopf hob und ihn ansah. Er ging zum nächststehenden Tier und leuchtete ihm auf die Hinterflanke, um nach dem Brandzeichen zu sehen. Das Rind trug ein V, darunter ein U und dazwischen einen Trennstrich – die V/U-Ranch. Das waren die Rinder von Jim Finotta.
    McLanahan schrie auf, und als Joe die Taschenlampe hob, sah er, wie der Hilfssheriff panisch auf seine Jacke einschlug, sich das Kleidungsstück vom Leib riss, es zusammengeknüllt auf den Boden warf, sich mit gespreizten Beinen darüber aufpflanzte und auf die Jacke starrte.
    » Was ist los, zum Teufel?«, fuhr Barnum ihn verärgert an.
    » Mir ist was auf der Schulter gelandet, was Schweres und Nasses«, antwortete McLanahan mit verzerrter Miene. » Es war, als hätte jemand nach mir gegriffen. Ich habe mich fast zu Tode erschreckt.«
    McLanahan hatte die Taschenlampe fallen lassen. Deshalb senkte Joe, der auf der anderen Seite des Kraters stand, sein Licht und richtete einen schmalen, aber hellen Strahl auf die Jacke des Hilfssheriffs. McLanahan bückte sich zum Licht hinunter, zog die zusammengeknüllte Jacke vorsichtig auseinander und war sofort bereit, zurückzuspringen, falls das, was auf ihn gefallen war, noch drinsteckte. Er schlug ein Stück Stoff zurück und fluchte. Joe sah nicht genau, was McLanahan da erblickt hatte, erkannte aber, dass es sich um einen dunklen und feuchten Gegenstand handelte.
    » Was ist es?«, fragte Barnum.
    » Es sieht aus wie … na ja … wie ein Stück Fleisch.« McLanahan schaute mit leerem Blick zu Joe auf. Seine Augen reflektierten das Licht der Taschenlampe.
    Langsam hob Joe seine Lampe und ließ das Licht über McLanahan und den Stamm einer Drehkiefer hinweg in die Äste gleiten. Was er dort sah, würde er – wie ihm sofort klar war – nie vergessen.
    Das lag zum Teil sicher am ersten Schreck, zum Teil auch am grellen Licht der Taschenlampe, das Struktur, Farben und Formen unnatürlich beleuchtete und beunruhigend verzerrte Schatten warf. Er hatte nicht erwartet – und hätte es sich nicht vorstellen können –, ein fünfhundert Kilo schweres Tier, das in tausend Stücke verschiedenster Größe zerrissen war, wie Eiszapfen von den Ästen hängen zu sehen, so hoch der Strahl seiner Lampe reichte. Därme schlangen sich von Ast zu Ast wie Popcornketten am Weihnachtsbaum.
    Er würgte, während er den Lichtkegel auf McLanahans Seite des Kraters von Baum zu Baum richtete. Der Hilfssheriff hob seine Taschenlampe auf und richtete sie ebenfalls in die Bäume.
    » Ich will nach Hause und duschen«, sagte er. » Die Bäume sind voll von diesem Zeug.«
    » Wie wär’s, wenn du stattdessen zum Wagen gehst und Absperrband und deinen Fotoapparat holst«, schnauzte Barnum so verärgert,

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