Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
roch es wie wirbelnde Klingen im Wind.
Frieden erfüllte ihn. Und seine Augen schlossen sich.
Indigos Herz blieb stehen. »Nein, oh nein!« Sie sank neben dem schwer verletzten Wolf in die Knie und legte die Hand auf seine Wunde.
»Judd«, sagte Hawke mit Eis in den Augen. »Er kann – «
»Er schläft nicht nur – als wir loszogen, war er noch bewusstlos«, sagte Indigo und warf Hawke ihr Handy zu. »Frag nach, ob er zu sich gekommen ist.«
Hawke rief an, sein Gesichtausdruck sagte ihr, dass Judd noch nicht zu Bewusstsein gekommen war. Nach der letzten Reise würde es wohl noch eine Weile dauern, bis er wieder so bei Kräften war, dass er mit seinen Fähigkeiten zerschmetterte Körper zusammensetzen konnte.
Doch so viel Zeit hatte Drew nicht.
»Lara«, sagte Indigo, denn sie wollte den Wolf nicht verlieren, der so charmant und klug den Weg zu ihrem Herzen gefunden hatte. »Wir müssen ihn zu Lara bringen.«
Hawke hielt sich nicht auf damit, ihr zu erklären, dass Drew zu schwer verletzt war und dass sie ihn niemals rechtzeitig in die Höhle bringen würden. Er hob den großen Wolf hoch und sagte: »Halte ihn hier bei uns.«
Halte ihn hier bei uns.
Ihre Wölfin zögerte nicht. Ließ sofort alle Schranken fallen und öffnete Herz und Seele. Erst geschah gar nichts, und sie hätte vor Schmerz und Enttäuschung beinahe laut aufgeschrien. Das war nicht fair. Er gehörte doch ihr! Gefährten konnten sich am Leben erhalten, konnten den anderen allein durch Willenskraft bei sich halten.
Dann traf es sie mit einer solchen Macht, dass sie in die Knie ging, ihr Kopf platzte fast, als sie den Schmerz eines anderen spürte und das Band einrastete. »Ich hab ihn«, sagte sie und hielt das schwindende Leben mit stählernem Griff fest. »Ich hab dich, Drew. Wag es ja nicht, mich erst dazu zu bringen, dich zu lieben, und dann einfach fortzugehen. Ich werde dir auch ins Jenseits hinterherjagen, wenn es sein muss.«
Hawke war schon losgelaufen. Und sie stolperte hinter ihm her.
Erst jetzt bemerkte sie, dass Riaz sie stützte, sie beinahe trug. »Du musst ihn halten«, sagte der Offizier mit rauer Stimme. »Halte ihn fest, Indigo.«
Wenn sie noch Kraft übrig gehabt hätte, hätte sie genickt. Aber sie brauchte jedes Fünkchen, um ihren Willen, ihre Wut und ihre Ängste durch das Band zu schicken. Sie war keine Mediale und konnte die Verbindung nicht sehen. Aber sie konnte sie spüren, sie war beinahe mit den Händen greifbar. Der Energiestrom flackerte. Sie gab noch mehr von ihrer Kraft hinein und verbot sich, an ein Scheitern auch nur zu denken.
Es musste gelingen. Drew musste wieder aufwachen, damit er sie necken konnte. Er durfte sie nicht verlassen. Bitte, Drew, tue mir das nicht an. Sie wusste nicht, ob sie die Worte laut ausgesprochen hatte, aber da kam ihnen Lara schon entgegen. Die Heilerin hatte gespürt, dass sie dringend gebraucht wurde.
»Drew«, sagte sie mit einer Stimme, die vor Schmerz zitterte. Dann rief sie sich zur Ordnung und sagte sachlich. »Leg ihn hin, vielleicht kann ich einen Teil der Verletzung schon hier heilen.«
Dann hörte Indigo nichts mehr, es wurde Nacht um sie. Doch immer noch hielt sie Drew. Er gehörte ihr. Sie würde ihn nicht gehen lassen.
Lara legte ihre heilenden Hände auf Drews Wunde, warf aber gleichzeitig einen Blick auf Indigo. »Mein Gott, sie ist wirklich starrköpfig. Dafür werde ich sie küssen, wenn sie aufwacht. Sie hat ihn gehalten und hält ihn immer noch.«
Hawke blickte auf die bewusstlose Indigo und dann wieder auf Drew. Er sagte nichts, Lara wusste auch so, dass sie durch ihn Zugriff auf die Energie des ganzen Rudels hatte. Alle Heiler waren dazu in der Lage, aber jeweils nur beim eigenen Rudel, dem eigenen Alphatier. Er spürte das Ziehen und öffnete sich. Für sein Rudel hätte er den letzten Tropfen Blut gegeben.
Doch diesmal war er nicht sicher, ob es ausreichte, um zwei Leben zu retten. Denn wenn sie Andrew verloren, würde Indigo mit ihm gehen, eigensinnig wie sie war.
»Jetzt ist er stabil genug für den Transport«, sagte die Heilerin, ihren Augen war die Anstrengung anzumerken. »Aber die Verletzungen sind sehr schwer. Die Splitter haben die wichtigsten Organe getroffen.«
Hawke trug Drew schweigend in die Höhle, Riaz folgte ihnen mit Indigo. Während der ganzen Zeit konzentrierte sich Hawke nur darauf, genügend Kraft durch den Blutbund mit den Offizieren zu sammeln. Kräftige Ströme kamen in großen Mengen von Riley, Riaz und anderen im
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