Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
faszinierenden Kontrast zwischen dem Räuber und dem Dichter in ihm.
»Ich glaube nicht, dass dieses Haus noch mehr Leben braucht«, erwiderte sie leise, während sie versuchte, Brandt nicht weiter anzustarren. Sie konnte schlecht splitterfasernackt im Bett Obst essen, während er mit diesen sündhaften Augen dabei zusah. Er raubte ihr die Sprache. Den Atem. Den Verstand. Ihr ganzer Körper erwachte zum Leben, jetzt, da er im Zimmer war. Die Situation war einfach zu gefährlich. »Ernsthaft, warten Sie bitte unten. Ich komme gleich.«
Seine Augen glitten über ihren Körper. Feurig. Besitzergreifend. Sie hielt den Atem an. Schon allein bei seinem Anblick schmolz sie dahin.
Ein raubtierhaftes Grinsen ließ Brandts weiße Zähne aufblitzen. »Ich werde warten, Maggie«, sagte er leise, ehe er das Zimmer verließ. Seine Stimme war tief und so verführerisch, dass sie anscheinend durch ihre Poren drang, um ihr Blut noch mehr in Wallung zu bringen. Alles an Brandt, seine Stimme, sein Körper, seine Augen und sein Mund, war sündhaft sinnlich. In ihrem augenblicklichen Zustand fürchtete sie, seiner unwiderstehlichen Anziehungskraft auf der Stelle zu erliegen. Glücklicherweise hatte er ein klein wenig zu aggressiv geklungen. Zu arrogant. In seinem Ton lag etwas Herrisches, das ihr nicht behagte. Fast so, als hätte er ihr Fell gegen den Strich gebürstet.
Über diese Vorstellung musste Maggie laut lachen. Kaum war sie einen Tag im Dschungel, war sie schon ganz eins mit der Wildnis. Sie warf das Laken zur Seite und lief ins Badezimmer. Brandt Talbot besaß die Schlüssel zu jeder Tür in ihrem Haus. Auch der Riegel an der Haustür hatte ihn nicht aufhalten können. Sie sollte eigentlich dankbar sein, dass dieser Mann so besorgt um sie war. Er hatte bei ihr im Haus geschlafen.
Ob er in der Nacht in ihr Zimmer gekommen war? Ob es seine Wahnsinnsstimme gewesen war, die sie in ihren Träumen gehört hatte? Sie versuchte, sich an die Traumfetzen zu erinnern, doch alles, woran sie denken konnte, war ihre Gier nach Sex, wie sehr sie sich danach gesehnt hatte, berührt und gestreichelt zu werden. Hatte er sie etwa so gesehen? Diese Vorstellung ließ sie am ganzen Körper erröten.
Sie schaute sich im Spiegel an und versuchte zu ergründen, ob ihr eine Veränderung anzusehen war. Zum ersten Mal in ihrem Leben fiel ihr auf, wie unglaublich groß ihre grünen Augen waren. Im Tageslicht hatten ihre Pupillen sich zu stecknadelkopfgroßen schwarzen Punkten verengt, um ihre Augen vor der gleißenden Helligkeit zu schützen, die auch bei bedecktem Himmel herrschte. Verwundert registrierte sie das Strahlen ihrer leuchtend grünen Augen, während sie Zahnpasta auf die Bürste drückte. Als ihre kleinen weißen Zähne zum Vorschein kamen, setzte ihr Herz einen Schlag aus. In ihrem zarten Gesicht blitzten scharfe Fangzähne auf.
Erschrocken über das seltsame Spiegelbild schlug Maggie die Hand vor den Mund. Das musste eine Täuschung sein. Ganz langsam zog sie die Hand wieder fort und musterte ihre entblößten Zähne. Sie waren makellos und gerade. Völlig normal. Offenbar verlor sie den Verstand. Vielleicht hatte Jayne Recht gehabt, und sie gehörte nicht in eine derart primitive Umgebung. So lange hatte sie sich gewünscht, einmal ihr Elternhaus zu sehen, dass sie wohl überreizt war. Andererseits war dies ihre einzige Chance, jemals mehr über ihre Eltern zu erfahren. Sie war nie schüchtern oder nervös gewesen. Hatte keine Angst, allein zu reisen. Auch mit Kampfsport kannte sie sich recht gut
aus und wusste sich in gefährlichen Situationen durchaus zu behaupten, doch hier im Dschungel fühlte sie sich ganz anders als die normale Maggie Odessa. Aber Weglaufen kam nicht infrage.
Maggie wählte ihre Kleidung mit Bedacht, so leicht und locker wie möglich. Es war drückend schwül. Sie flocht ihr Haar zu einem festen französischen Zopf, den sie auf dem Kopf feststeckte wie eine Krone. Der Nacken blieb frei. Dann suchte sie nach ihrem seidenen Büstenhalter und dem passenden Höschen, hauchzarten Sachen, die in der feuchten, stickigen Luft hoffentlich nicht auf der Haut scheuerten. Den Fehler, ohne BH von einem tropischen Regensturm überrascht zu werden, wollte sie nicht noch einmal machen.
Ihr blieb nur wenig Zeit, mehr über die Geschichte ihrer Eltern zu erfahren. Und sie war fest entschlossen, jede Sekunde zu nutzen. Während sie die Treppe hinunterlief, machte sie sich im Geiste eine Liste der Fragen, die sie Brandt Talbot
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