Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Das sollte dir etwas sagen.«
Rio war sich nicht ganz sicher, was die Zahl der Anwesenden ihm verraten sollte, doch er wollte dem Ältesten nicht ins Wort fallen. Er wusste, was es Delgrotto gekostet haben musste, sich gegen den Rat zu stellen. Das wurde immer irgendwie bestraft. Daher akzeptierte er die versöhnliche Geste des alten Mannes. »Es ist eine Ehre, dich bei uns zu haben, Ältester. Sag, wie geht es Drake.« Rio wusste, dass Drake Himmel und Erde in Bewegung gesetzt hätte, um an diesem Tag bei ihm zu sein, doch sie hatten ihn mit einem ihrer Ärzte in einem Krankenhaus eingeschlossen.
Delgrotto machte ein finsteres Gesicht. »In der Regel verheilen unsere Wunden recht schnell, aber sein Bein wurde zertrümmert, die Knochen sind mehrfach gebrochen. Man hat natürlich operiert und mit Stahlnägeln und Schrauben alles wieder zusammengeflickt. Du weißt, was das für ihn bedeutet.«
Rio wandte sich ab und fluchte leise. »Hat er das so gewollt? Hat er sich dafür entschieden? Er hätte das Bein auch amputieren lassen können.«
Delgrotto schüttelte den Kopf. »Drake ist stark. Er wird einen Weg finden, darüber hinwegzukommen. Wer hat seine Aufgaben übernommen?«
»Joshua. Ich werde Drake so bald wie möglich besuchen.«
»Das wäre schön. Ist Maggie bei Rachael? Ich habe gesehen, dass Brandt gekommen ist.«
»Ja, Maggie hat angeboten, ihr beim Ankleiden zu helfen.
Sie ist die erste Gestaltwandlerin, die Rachael kennenlernen konnte. Ich hielt es für eine gute Idee, dass sie sich an unserem Hochzeitstag anfreunden.«
»Eine sehr gute Idee«, stimmte Delgrotto zu. »Alle machen sich bereit, Rio, du solltest deinen Platz im Kreise der Gemeinschaft einnehmen.«
Elijah hatte sich davongestohlen, um seine Schwester zu holen. Rio schaute sich um und betrachtete die große Schar der Einheimischen. Tama und Kim und ihre Stammesangehörigen. Dazwischen seine eigenen Leute, Mitglieder seiner Gemeinschaft, die nun nähertraten. Er musste den Blick abwenden. Er hatte nicht gewusst, dass sie kommen würden. Hätte nie gedacht, dass sie diesen Tag mit ihm feiern wollten. Sein Team war natürlich dabei, die Männer, die ihm halfen, den Wald zu bewahren und alles Notwendige zu tun, um sich gegenseitig zu schützen, doch nicht sehr viele von den anderen. Er wusste nicht, was er denken oder fühlen sollte.
Ein Murmeln ging durch den Kreis, und die Menge teilte sich. Rio stockte der Atem. Sein Herz setzte aus. Er konnte nur noch starren. Elijah führte ihm Rachael zu. Rios Welt wurde ganz klein. Alle anderen verschwanden aus seinem Blickfeld, und es gab nur noch Rachael, die auf ihn zukam. Sie trug ein seidenes Kleid, das an ihr herabfloss, als führe es ein eigenes Leben, an den richtigen Stellen aber so eng saß, dass es jede ihrer weiblichen Rundungen betonte. Das lockige Haar fiel in einer schwarzseidenen Kaskade bis auf ihre Schultern herab. Auf dem Kopf trug sie einen Blumenkranz. Sie sah aus wie eine Traumgestalt aus einem Märchen. Nicht für ihn gedacht. Unerreichbar. Einen Augenblick trübte sich sein Blick. Nur für ihn gedacht.
Rachael hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Schaute ihm mit brennendem Blick direkt ins Herz. Er wusste, dass sie zusammengehörten, jede Zelle seines Körpers wusste es. Rachael konnte ihn so wütend machen, dass er Zweige abreißen und sie um sich werfen wollte wie ein wild gewordener Affe. Sie konnte ihn in jeder Situation zum Lachen bringen. Konnte seinen Körper mit einem einzigen Blick, einer Berührung zum Leben erwecken. Rachael hatte die Macht darüber, ob er sich jeweils wie ein Poet fühlte oder wie ein Krieger, und sie konnte ihm den Atem stillstehen lassen, wenn er allein den Gedanken zuließ, er könnte sie verlieren.
Rachael hätte fast geweint vor Glück. Rio stand da und wartete auf sie und sah aus wie ein Gott, der Gott des Waldes. Sie liebte jede Einzelheit an ihm. Leise flüsterte sie seinen Namen, verwundert, wie schnell er ihr Herz und ihre Gedanken erobert hatte. Ihre Zukunft hatte düster ausgesehen, als sie in den Regenwald gekommen war, und dann hatte Rio das alles geändert. Er hatte ihr etwas gegeben, ein weitaus wertvolleres Geschenk als alles Geld der Welt. Sich selbst.
Rio spürte, wie Elijah Rachaels Hand in seine legte und wie seine Finger sich um ihre schlossen. Hart. Fest. Zu einer unlösbaren Verbindung. Er zog sie an sich, in den Schutz seiner breiten Schultern, an sein Herz. Rachael hob den Kopf und schaute zu ihm auf, ihre schwarzen
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