Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
verklebt. Er fühlte sich tatsächlich so, als würde er in ihren Augen versinken, eine kitschige und absolut lächerliche Vorstellung, mit der er eigentlich gar nichts anzufangen wusste. Sein Herz begann, schneller zu klopfen. Voller Erwartung - nur auf was hätte er nicht sagen können. Vorsichtig wischte er Rachael über die Lider, ganz sanft, damit ihre Augen ihn nicht länger in ihren Bann ziehen konnten.
»Bist du immer so sarkastisch oder nur wenn du Schmerzen hast?«
Rachael versuchte zu lachen, brachte aber lediglich ein ersticktes Keuchen zustande. »Ich schwöre, mein Bein fühlt sich an, als brenne es lichterloh.«
»Es schwillt an. Ich gebe dir noch etwas gegen die Schmerzen und schiene dann dein Handgelenk.« Rio strich über Rachaels dichtes, seidiges Haar. Eine merkwürdige farbige Aura umgab sie, folgte ihr wie ein Schatten, der nicht abzuschütteln war. Egal, wie oft er blinzelte oder sich irritiert über die Augen wischte, der seltsame farbige Schein um sie herum blieb.
»Ich finde, Sie sollten sich um sich selbst kümmern«, bemerkte Rachael. Sie ließ ihren Blick über sein Gesicht gleiten, und ihm war, als streichele sie ihn dabei sanft. Glücklicherweise schien sie keine Ahnung zu haben, welche Wirkung sie auf ihn ausübte.
»Sie sehen müde aus. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mein Handgelenk im Augenblick nicht einmal spüren. Aber Schmerzmittel wären glaube ich trotzdem eine gute Idee. Am besten eine Riesendosis.« Rachael versuchte zu lächeln, sie wollte es mit Humor nehmen. Wenn er aber nicht bald etwas fände, um ihre Qual zu lindern, würde sie
ihn bitten, sie k. o. zu schlagen. Kräftig genug waren seine Fäuste ja.
Sie zitterte trotz der Decke, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie fieberte. Rio hatte die Wunde zwar mit Antibiotika behandelt, doch das reichte anscheinend nicht aus. Er schüttete einige Pillen in seine Hand und half Rachael, den Kopf zu heben, damit sie die Tabletten schlucken konnte. Obwohl sie die Zähne zusammenbiss, entfuhr ihr ein leises Knurren, wie das eines verwundeten Tieres. »Tut mir leid, ich weiß, wie weh das tut, aber du musst die hier nehmen.« Falls sie doch gekommen war, um ihn zu töten, machte er sich gerade verdammt lächerlich, doch das war Rio egal. Er konnte die Verzweiflung in ihren Augen nicht länger ertragen. Sie wirkte so hilflos, dass sich ihm der Magen umdrehte. Er gab Rachael zusätzlich zu den Antibiotika noch eine kleine Dosis Morphium und wartete, bis ihre Augen glasig wurden, ehe er ihr Handgelenk schiente. Ihre Haut fühlte sich ganz heiß an, doch er wagte es nicht, seine eigenen Wunden länger unversorgt zu lassen, sonst waren sie beide in Schwierigkeiten.
Rachael dämmerte langsam weg. Der Schmerz war zwar noch da, doch sie wollte sich nicht mehr hin und her wälzen, um ihm zu begegnen, sondern sie erhob sich einfach über ihn. Rio bewegte sich mit seiner seltsamen animalischen Grazie durchs Zimmer. Er faszinierte sie. Alles an ihm faszinierte sie. Sie konnte die Augen nicht von ihm lassen, auch wenn sie versuchte, an etwas anderes zu denken. An den Wind zum Beispiel. Oder den Regen. Oder an Leoparden, die ihr an die Kehle sprangen.
Ihr fielen die Augen zu. Sie lauschte dem Regen, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Vorhin hatte sie noch innerlich geglüht, doch nun war ihr mit einem Mal
unglaublich kalt. Außerdem störte das Regengetrommel auf dem Dach. So konnte sie Rio nicht herumlaufen hören. Nicht, dass der Sturm alle anderen Geräusche überdeckt hätte, nur Rio bewegte sich beinahe lautlos. Wie eine große Dschungelkatze.
3
R achael zwang sich, die Augen zu öffnen, um ihn weiter zu beobachten. Sie fühlte sich benommen, wie losgelöst von der Realität. Rio stand mehrere Schritte von ihr entfernt, nah am Herd, und steckte gerade die Daumen in den Hosenbund. Dann streifte er die nasse Jeans von den Hüften, enthüllte langsam seinen langen, muskulösen Rücken und den knackigen Hintern. Rachael versuchte, nicht insgeheim das Spiel seiner Muskeln zu verfolgen, während er sich mit dem heißen Wasser vom Herd sorgfältig wusch. Mit seinen ausgeprägten Muskeln und dem gut proportionierten, äußerst männlichen Körper erinnerte er sie an die Statuen, die sie in Griechenland gesehen hatte. Nackt zu sein schien für ihn etwas völlig Normales. Offenbar hatte er dabei ihre Anwesenheit vergessen, denn er machte keinerlei Anstalten, seine Blöße zu bedecken.
Rio zündete ein Streichholz an und hielt
Weitere Kostenlose Bücher