Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
sich, Distanz zu wahren, obwohl das praktisch unmöglich war.
»Mein Bein tut weh.« Rachael wollte an die Wunde fassen, doch Rio hielt ihre Hand fest.
»Das wird nichts helfen, versuch lieber, an etwas anderes zu denken.« Er selbst sollte dringend an etwas anderes denken. Das kalte Wasser ließ ihre Nippel einladend hervortreten. »Erzähl mir doch mal, was du hier willst.«
Rachael riss die Augen auf. »Wohne ich denn nicht hier?« Sie schaute sich um, ließ den Blick durch das ganze Zimmer schweifen und konzentrierte sich dann wieder auf Rio. »Sind wir nicht extra hierhergezogen? Du wolltest doch irgendwo wohnen, wo wir ganz allein sind und den ganzen Tag nackt herumlaufen können.«
Ihre Worte beschworen lang vergessene Erinnerungen herauf. Bilder aus einer anderen Zeit und von einem anderen Ort. Regen, der leise auf ein Dach tropft. Ein Windhauch, der mit den Vorhänge am offenen Fenster spielt. Rachael, die sich auf einem kunstvoll geschnitzten Bett umdreht, die dunklen, schokoladenbraunen Augen voller Liebe. Voll derselben aufrichtigen Bewunderung. Wie in einem Film glaubte er in Gedanken ihr leises Lachen zu hören. Ihre Stimme. Sanft lockend und sündhaft verführerisch.
Er konnte kaum sprechen. Wusste nicht genau, was er fühlte, nur, dass es überwältigend war. »Wollte ich das?« Rio strich mit dem Tuch über Rachaels Dekolleté, durch das Tal zwischen ihren Brüsten hinab zur Taille. »Manchmal überrasche ich mich glatt selbst. Klingt nach einer guten Idee.«
»Immer wenn ich dich ansehe, ist da so ein Licht um dich herum.« Da war etwas Schelmisches in ihrem Gesichtsausdruck.
»Wenn nicht einige Teile deiner Anatomie dagegen sprächen, könnte man es fast für einen Heiligenschein halten.«
»Oder sie sprechen dafür, dass ich mich wie ein Heiliger benehme.« Rio hatte keine Ahnung, woher er die Worte und diesen spöttischen, vertrauten Ton nahm. Normalerweise war er Fremden gegenüber stets schroff und abweisend, Rachael jedoch kam ihm nicht fremd vor. Er tauchte das Tuch wieder ins Wasser und erlaubte es sich, der sanften Rundung ihrer Brust zu folgen. Selbst das fühlte sich vertraut an. Er kannte ihren Körper in- und auswendig. Wusste, dass er direkt über ihrer linken Pobacke ein kleines Muttermal finden würde, wenn sie sich umdrehte. Und wie es sich anfühlte, seine Zunge in ihrem verführerischen Bauchnabel kreisen und langsam tiefer gleiten zu lassen. Wusste ganz genau, wie sie schmeckte. Er hatte ihn noch im Mund, diesen süßen, würzigen Geschmack, von dem er nie genug bekommen konnte.
»Kennst du mich, Rachael?« Er beugte sich über sie und suchte ihren Blick. »Schau mich genau an, kennst du mich?«
Mit einer überraschend intimen Geste legte sie ihre Hand auf seinen nackten Schenkel. »Warum fragst du mich das? Natürlich kenne ich dich. Ich liebe es, mit dir im Bett zu liegen und in deinen Armen dem Regen zu lauschen. Dem Klang deiner Stimme und den Geschichten, die du mir erzählst.« Ihr Lächeln war verträumt, weit entrückt. »Das habe ich immer am liebsten gemocht.«
Sie glühte vor Fieber. Ihr ganzer Körper fühlte sich so heiß an, dass Rio Angst hatte, der Lappen in seiner Hand könnte Feuer fangen. Er badete ihre Handgelenke und ihren Nacken in Wasser, Panik stieg in ihm hoch. Der Wind
kühlte das Zimmer, doch Rachaels Körper war hochrot vor Fieber. Ihr angeschwollenes und entzündetes Bein bot einen grässlichen Anblick, und Blut sickerte aus der Wunde. Rio drehte sich der Magen um.
»Rachael«, rief er verzweifelt. Ihre Hand schien ein Loch in seine Haut zu brennen, wo immer sie ihn berührte.
»Hast du Angst um mich?«
»Ja«, antwortete er ehrlich. Denn genauso war es. Er hatte Angst um sie beide, denn er war ebenso verwirrt wie sie. Jäh stand er auf und ging zur offenen Tür. Der Wind flaute ein wenig ab, ehe er mit erneuter Kraft durchs Zimmer fegte. Rios Stimmung verdüsterte sich, er fand einfach keine Ruhe und fühlte sich in seinen eigenen Wänden nicht mehr wohl. Der Wald mit seinen wogenden Baumkronen und den beinahe silbernen Blättern, die ringsumher ihr ureigenes seltsames Lied säuselten, schien ihm etwas zuzurufen. Trotz aller Sorgen fand er Trost in dieser Melodie.
Er kannte Rachael ganz genau, und doch hatte er sie nie zuvor gesehen. Manches an ihr war vertraut, mehr als vertraut, fast schon so selbstverständlich wie das Atmen. Er strich sich mit der Hand durchs Haar, er brauchte den Frieden des Dschungels.
Rachaels Blick folgte ihm,
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