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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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Er berührte Michels Schulter.
    Â»Ãœberleg dir gut, was du tust, mein Freund.«
    Der Griff wurde härter. Nur ein klein wenig. Aber genug, dass Michel seinen Freund verstand. Leon meinte es ernst.
15
    Claire war nervös in diesen Tagen. Alles war so merkwürdig in Bewegung. Die Dinge schienen zwar noch an ihrem Platz zu sein, aber sie schwangen ganz sacht. Zitterten.Bebten. So musste sich die Luft vor einem Tsunami anfühlen. Eine böse Spannung lag unter dem blauen Septemberhimmel. Claire tat, was sie gern tat, wenn sie unruhig war. Sie ging shoppen. Ein Paar elegante Schuhe, ein, zwei Teile sexy Unterwäsche, normalerweise reichte das, um ihren Puls wieder auf normal zu bekommen. Aber dieses Mal, das wusste sie, war etwas anders. Wenn sie nicht aufpasste, würden sie alle in dem Tsunami umkommen. Sie, Leon und Caspar. Das Beängstigende aber war, dass die Gefahr nicht nur von Marie und Michel auszugehen schien. Es gab noch eine weitere Bedrohung, die sich in der letzten Zeit unmerklich aufgebaut hatte. Und der sie hatte begegnen wollen. Doch ihr Plan war gescheitert. In Paris hatte nichts geklappt. Im Gegenteil. Der Mann, von dem die Bedrohung ausging, lebte. Und nicht nur das. Er war inzwischen ganz in ihrer Nähe.

Zweites Buch –
DIE BEGEGNUNG

1
    Das Laufen fiel Marie nicht schwer. Sie war gut trainiert, ihr Schritt war leicht und federnd, und selbst sie wenn das Tempo erhöhte, kam sie kaum außer Atem. Es war eindeutig, dass sie sportlich war. Eine weitere kleine Erkenntnis, die sie den Puzzlestücken hinzufügen konnte, aus denen sie versuchte, sich ihr Bild von sich selbst zusammenzusetzen. Die Runde durch den Ort, dann die Felder entlang und durch den kleinen Eichenwald bis hinab zum Strand von St. Martin gefiel ihr. Vor allem der Blick aufs Meer, das, wenn sie den kleinen Wald hinter sich ließ, in seiner unendlichen, sich dauernd verändernden Bläue vor ihr lag, beeindruckte sie jedes Mal. Wie meistens, wenn sie an den Strand kam, traf sie auf ein paar Surfer, die sich in die Wellen des Atlantiks warfen und ihr Board in eleganten Schwüngen die Wellenkämme hinab bis auf den weißen Sand lenkten.
    Â»Hast du es inzwischen rausgefunden?« Caspar kam atemlos auf sie zu. Sie hatte dem blonden Jungen, der sie an ihrem ersten Tag hier am Strand unbefangen angeflirtet hatte, erzählt, dass sie nicht so genau wüsste, ob sie surfen könnte. Auch daran erinnerte sie sich nicht. Dass sie schwimmen konnte, das hatte sie schnell im mutigen Selbstversuch herausgefunden. Aber das mit dem Surfen war ihr noch nicht klar.
    Â»Ist doch eigentlich auch egal, ob du es kannst oder nicht. Wenn du willst, bring ich es dir bei.« Caspar hatte sie aus seinen knallblauen Augen angegrinst. Es war deutlich, dass sie ihm gefiel. Auch wenn er bestimmt drei, vier Jahre jünger war als sie. Aber das schien ihn nicht zu beeindrucken.
    Â»Du bist Michels Tochter. Das Mädchen ohne Gedächtnis.« Es stellte sich heraus, dass er Leon Menecs Sohn war. Bretonischer Surfmeister. Braun gebrannt, durchtrainiert, die blonden, langen Haare vom Wasser und der Sonne gebleicht, war er der Typ Junge, in den sich die Mädchen auf den ersten Blick verliebten. Er wusste das. Und spielte damit. Ernst war es ihm allerdings noch mit keiner gewesen. Bis jetzt. Bis er Marie Lamare getroffen hatte. Diese Frau hatte ihn vom ersten Augenblick an umgeworfen. Nicht nur, weil sie toll aussah. Das taten viele Mädchen, die man hier an den Stränden treffen konnte. Da war noch etwas anderes. Vielleicht diese leise Trauer, die von Marie ausging? Diese fragende Ernsthaftigkeit, die in ihrem Blick lag? Dieses trotzige Ankämpfen gegen ihre Situation, der sie hilflos ausgeliefert war?
    Marie spürte Caspars intensiven Blick auf sich.
    Â»Ich frage mich, wieso es mich nicht aufs Board zieht? Ich meine, das Laufen kam praktisch automatisch. Es war ganz klar, dass ich das schon immer gemacht habe. Auch das Schwimmen scheint zu mir zu gehören. Aber Surfen? Es gefällt mir, wenn ich dir zusehe. Aber es gibt nicht so ein … na ja, so ein dringenden Bedürfnis in mir, mich aufs Brett zu stellen. Kann es sein, das ich hier aufgewachsen bin und nicht gesurft habe?«
    Caspar wusste, dass sie recht hatte mit ihrer Irritation. Ein derart sportliches Mädchen wäre gar nicht umhingekommen, sich aufs Board zu stellen, wenn es hier aufgewachsen wäre.
    Â»Irgendetwas stimmt hier

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