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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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er keine Adresse von Marie hatte und keine Telefonnummer.
    Â»Willst du mich verarschen? Du bist ihr Vater, du musst doch wissen, wie du sie erreichen kannst. Bitte, ich brauche ihre Nummer, ich …«
    Â»Sie will nichts mehr mit mir zu tun haben.«
    Michel hatte ihm die Tür vor der Nase zugemacht. Und Caspar hatte davor gestanden wie der letzte Idiot. Das gab’s doch nicht. Michel musste doch wissen, wo Marie lebte. Nachdem er sie unter diesen ganzen Mühen und Lügen hierhergezerrt hatte, würde er sie doch nicht einfach so wieder gehen lassen.
    Aber Michel hatte nicht mehr auf seine Rufe reagiert. Auch nicht auf die Faustschläge, mit denen Caspar die Tür malträtierte. Okay, dann eben anders. Er würde sie finden. Er würde gleich morgen nach Paris fahren und einfach bei einer Polizeiwache nach der Polizistin Marie Lamare fragen. Die würde ihm schon weiterhelfen. Und dann würde er mit ihr reden. Würde ihr sagen, dass er sie liebte. Dass sie zu ihm gehörte, dass er schon Pläne machte für ihre Zukunft.
    Es würde alles gut werden. Sie würde sich freuen, ihn zu sehen. Und sie würde ihm sagen, dass sie sich auch in ihn verliebt hatte. Dann würde er einfach ihre Hand nehmen, und sie würden zusammen weggehen. Um irgendwo in einem fernen Land ein neues Leben anzufangen.
    Caspar lächelte bei diesem Gedanken. Keine Firma. Keine Mutter. Nur er und Marie. Sie würden sehr glücklich miteinander werden, keine Frage.
10
    Marie war den ganzen Tag durch die Stadt gewandert. An der Seine entlang, über die Île de Paris, zum Montmartre hinauf, durch den Bois de Boulogne. Sie war in ihrem Polizeirevier gewesen, wo sie von den Kollegen herzlich empfangen worden war, hatte das Foto von Jean mit dem schwarzen Trauerband auf dessen ehemaligem Schreibtisch gesehen. Sie hatte ihren Chef gebeten, wieder arbeiten zu dürfen, doch Gerard Manzel hatte darauf bestanden, dass sie ihm erst eine Bestätigung der Ärzte brachte, dass sie wieder voll einsatzfähig sei. Im Übrigen solle sie sich alle Zeit der Welt nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen. So ein Ereignis stecke man nicht so einfach weg. Es hatte kein Bitten und kein Flehen genützt, ihr Chef war hart geblieben. Und Marie war unzufrieden von dannen gezogen. Der Neid auf die Kollegen, die gerade zum Einsatz gerufen wurden, hatte in ihr gebohrt.
    Sie hatte es sich einfacher vorgestellt, ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Aber ohne ihre Arbeit, ohne Jean, war es, als würde ein Teil von ihr fehlen. Thomas war nach London zurückgeflogen. Am Wochenende würde er wieder da sein. Dann müsste er nach Rom, hatte er noch gesagt; wenn sie Lust hätte, könnte sie ja mitfliegen. Zwei Tage eine andere Umgebung – bestimmt würde ihr das guttun.
    Mit Thomas nach Rom? Sie wusste, dass sie sich vor dem Tag X, wie sie den Tag der Schießerei in Gedanken nannte, ohne Bedenken ein Ticket gekauft und sich wahnsinnig auf zwei Tage in Italien gefreut hätte. Und jetzt? Jetzt hätte sie sich am liebsten in ihrer Wohnung verkrochen. Sich die Decke über den Kopf gezogen. Gehofft, dass sich irgendwann herausstellen würde, dass sie die letzten Wochen in einem Albtraum gelebt hatte.
    Â»Paul!« Ihn sehen und in seine Arme stürzen war für Sara eins.
    Â»Was machst du denn hier? Wieso hast du nicht angerufen? Wie lange kannst du bleiben?« Sie sprudelte über von Fragen, auf die sie ihn aber nicht antworten ließ. »Ich wäre zum Friseur gegangen, ich hätte mir die Nägel lackiert und die Beine rasiert, wenn du mir gesagt hättest, dass du kommst. Egal, jetzt musst du eben mit der hässlichen Sara vorliebnehmen, die ich immer vor dir versteckt habe.« Sie drückte ihn und knutschte ihn und drehte ihn wie verrückt um seine eigene Achse.
    Â»Super! – Und ich hab schon gedacht, ich muss morgen allein zu Lianes Fest gehen. Sie wird zweiundzwanzig und feiert gegenüber von Notre Dame unter der Brücke, du weißt schon, da, wo …«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich morgen noch da bin. Ich hab spontan geschwänzt heute, mehr wird mir mein Dekan wahrscheinlich übel nehmen.«
    Â»Du hast geschwänzt, weil du Sehnsucht nach mir hast? Du bist so süß, Paul.«
    Sara zog ihn wie immer mit sich mit. Sie hatte vor, mit ihren Freunden aus der Schauspielschule Pizza essen zu gehen, und es war ganz selbstverständlich, dass Paul da

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