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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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uns allen wäre ein großer Teil des Kummers erspart geblieben. Ich will dir nicht die Schuld dafür geben, daß du unterstützt hast, was Juliet und ich beide wünschten, aber verzeih mir, wenn ich nicht unbedingt von der Verläßlichkeit deiner mütterlichen Instinkte überzeugt bin.« Sie löste ihren Blick von seinem. »Ich verstehe immer noch nicht, was schiefgelaufen ist«, murmelte sie kleinlaut. »Du und Juliet erschient so richtig füreinander. Und tief in meinem Herzen glaube ich auch jetzt noch nicht, daß ihr mit eurer Ehe einen Fehler begangen habt.«
    »Gott schütze uns vor Geistern, Unholden, spinnenbeinigen Geschöpfen, die uns in der Nacht plagen, und vor berechnenden schottischen Müttern mit einer fehlerhaften Intuition«, sagte Ross, indem er das alte schottische Gebet ironisch verdrehte. Sein Tonfall blieb jedoch herzlich. Wenn er ein Kind gehabt hätte, wäre er vermutlich genauso skrupellos, wenn es darum ging, es zu beschützen. Er kam auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich schwöre, ich werde mein Bestes tun, um herauszufinden, was mit Ian geschehen ist. Und wenn es möglich ist, bringe ich ihn nach Hause zurück.«
    Daß er wahrscheinlich schon froh sein konnte, wenn er Ians Knochen nach England bringen konnte, schluckte er hinunter.

Kapitel 2
    NORDOSTEN PERSIENS
    April, 1841
    Ross nahm den Wasserschlauch, der hinter seinem Sattel befestigt war, und trank einen winzigen Schluck, gerade genug, um den Staub in seinem Mund fortzuspülen, dann ließ er ihn wieder nach hinten fallen. Das Hochplateau des nordöstlichen Persiens war kalt, trocken und öde, obwohl es im Vergleich zu der  Karakum-Wüste, die er morgen erreichen würde, noch ein wahres Paradies war.
    Trotz seines schnellen Tempos waren über drei Monate vergangen, seit Jean Cameron ihn überredet hatte, nach Buchara zu reisen. Er hatte zwei nervenaufreibende Wochen in Konstantinopel verbracht, um die Reise vorzubereiten. Zwar war er mit allem ausgerüstet - vom Kompaß und Fernglas bis zu Geschenken, wie die arabische Übersetzung von Robinson Crusoe -, und es war auch kein Problem gewesen, die nötigen Reisedokumente und Pässe zu bekommen. Die Schwierigkeit hatte vielmehr darin gelegen, Empfehlungsschreiben von einflußreichen Osmanen zu erhalten. Einzig der Botschafter war sehr hilfsbereit gewesen, obwohl er von Ross' Mission überhaupt nichts hielt. Ohne ihn hätte er die Schreiben nie zusammenbekommen, die er vorsorglich in seinen Mantel eingenäht hatte.
    Ross besaß Briefe von dem Sultan des Osmanischen Reiches und dem reis effendi, der Staatsminister für Auslandsangelegenheiten war. Noch wertvoller aber war sicherlich die Empfehlung von Scheich Islam, der der höchste moslemische Mullah in Konstantinopel war. Die Schreiben waren an eine Vielzahl einflußreicher Männer gerichtet, den Emir und die Mullahs von Buchara eingeschlossen. Ross besaß genug Erfahrung in diesem Teil der Welt, um genau zu wissen, daß solche Briefe lebensrettend sein konnten, dennoch war er ungeduldig geworden, weil es so lange gedauert hatte, bis sie ihm ausgehändigt worden waren.
    Dann hatte er endlich mit dem Dampfer über das Schwarze Meer nach Trapizunt abreisen können. Von dort war er über Land weitergezogen, hatte jedoch fast drei Wochen bei Erzurum wegen Schneestürmen festgesessen. Der einzige Lichtblick war eine Gruppe von usbekischen Händlern gewesen, die sich unter den anderen gestrandeten Reisenden befand. Ross hatte die Zwangsverzögerung genutzt, um sein Usbekisch aufzubessern, welches die Amtssprache von Buchara war.
    Nachdem der Schnee genügend geschmolzen war, um die Reise wieder aufzunehmen, waren weitere drei Wochen verstrichen, bis er endlich Teheran erreichte, wo er die britische Botschaft aufsuchte und die Situation mit dem Botschafter, Sir John  McNeill, besprach. McNeill hatte genug Gerüchte gehört, um überzeugt zu sein, daß Ian Cameron tot war, aber er kannte ebenso eine Geschichte über einen Beamten aus Buchara, der angeblich exekutiert worden war und dann fünf Jahre später plötzlich im Gefängnis des Emirs auftauchte. Die einzige Schlußfolgerung, die Ross daraus ziehen konnte, war, daß er die Wahrheit niemals erfahren würde, wenn er sich nicht selber bis Buchara vorwagte. Nachdem er weitere Briefe vom Schah und seinem Premierminister erhalten hatte, hatte Ross zwei Perser, Murad und Alladah, als Führer und Diener angeheuert. Sie hatten die knapp sechshundert Meilen von Teheran bis

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