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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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»Das, was mich immer schon an dir gestört hat, Ross, ist deine Aufrichtigkeit. Das reicht, um einen hitzköpfigen Schotten wild zu machen.«
    Er wandte sich ab und schritt durch das kleine Zimmer, bis er vor einem wenig bemerkenswerten Bild einer englischen Landschaft stehenblieb. »Stimmt. Auf Juliet hatte es einen ähnlichen Effekt.« Er hörte, wie sie hinter ihm scharf die Luft einzog, und er wußte, daß sie ihre Bemerkung bereute. Trotz ihrer Zuneigung zueinander war es immer besser gewesen, wenn sie sich nicht getroffen hatten, denn eine Unterhaltung war stets mit Spannung verquickt, da sie - gewöhnlich vergeblich - versuchten, schmerzhafte Themen zu vermeiden.
    In dem Versuch, das Schweigen zu durchbrechen , fügte sie schnell hinzu: »Ich habe es aufgegeben, von der Botschaft irgendwelche Hilfe zu erwarten. Ich habe schon daran gedacht, selbst nach London zu gehen und die Leute da anzustacheln, aber die Zeit ist knapp, und es würde mich Monate kosten, um etwas zu erreichen. Und nun weiß ich nicht mehr, was ich tun soll.«
    Ross wandte sich langsam wieder zu ihr um. »Ich weiß, daß du es nicht hören willst, aber der beste PIan wäre wirklich, endlich zu akzeptieren, daß es nichts gibt, was du tun kannst. Wie Canning schon sagte, mußte Ian sich des Risikos bewußt gewesen sein, als er nach Buchara ging. Es ist bei jedem Europäer, der das Iand besucht, schon fraglich, ob er es überlebt, und ich glaube kaum, daß ein Offizier, der mit einer Bitte der britischen Regierung kommt, dort willkommen geheißen wird, egal, wie diplomatisch er sich auch gibt.«
    Sie öffnete den Mund, besann sich dann aber und schwieg. Nach einem langen Moment des Nachdenkens meinte sie schließlich: »Weißt du, ich war so in meinen Gedanken verstrickt, daß ich  ganz vergessen hatte, daß du mit Lieutenant Burnes vor ein paar Jahren in Buchara gewesen bist. Ich frage mich, warum du keinen Bericht darüber veröffentlicht hast wie bei deinen anderen Reisen.«
    »Alex Burnes war der Anführer dieses Expedition, und in seinem Buch stand alles, was wichtig war. Im übrigen war ich in dieser Zeit mehr daran interessiert, die Sahara zu durchqueren, als nach Hause zu fahren und zu schreiben.« Ross suchte ihren Blick und setzte dann langsam, jedes Wort betonend, hinzu: »Und gerade weil ich in Buchara war, denke ich, daß die Situation hoffnungslos ist. Der Emir ist ein launenhafter Mensch, der meint, die Wüste würde ihn vor jeder Vergeltung beschützen. Er würde keinen Moment zögern, die Hinrichtung eines unbequemen oder ärgerlichen Europäers zu befehlen.«
    Er konnte den Moment förmlich spüren, in dem ihre Trauer in Aufregung umschlug. »Ross, du bist einer der wenigen Engländer, die selbst in Buchara gewesen sind«, sagte sie eifrig. »Wirst du dorthin reisen, um herauszufinden, was mit Ian geschehen ist? Wenn er lebt, kannst du um seine Freilassung bitten. Und wenn nicht. . .« Sie  stöhnte qualvoll. »Es ist besser, Sicherheit zu haben, als den Rest des Lebens im Ungewissen bleiben zu müssen.«
    Jean Cameron war also doch nicht ganz so überzeugt davon, daß Ian noch lebte, wie sie vorgab. Ross empfand tiefes Mitleid für sie, aber das änderte nichts an den Tatsachen. Er hatte zu viele Todesfälle zur Kenntnis nehmen müssen, um noch an Wunder zu glauben.
    »Es tut mir leid, aber ich muß nach EngIand zurückkehren. Nachdem mein Bruder tot ist, werde ich dort gebraucht. Da ich soeben meine Pläne verworfen habe, nach Arabien zu reisen, kann ich mich jetzt kaum nach Buchara davonmachen. Es wäre etwas anderes, wenn eine solche Reise wirklich einen Zweck hätte, so aber sieht es, nicht aus. Auf die eine oder andere Art hat sich Ians Schicksal bestimmt schon vor einer ganzen Weile erfüllt.«
    »Aber es hat einen Zweck«, argumentierte sie stur. »Und nicht nur für mich. Ian ist mit einem englischen Mädchen verlobt. Was denkst du wohl, wie sie diese Ungewißheit empfinden muß?«
    Bis zu diesem Moment hatte Ross seine Haltung bewahren  können, doch ihre Worte trafen ihn tief. »Ich bin sicher, sie fühlt sich, als würde sie in der Hölle schmoren«, gab er rauh zu. »Niemand kann das besser als ich nachempfinden. Aber die Verpflichtungen meiner Familie gegenüber gehen vor.«
    Ihr Gesicht verfärbte sich, aber sie wollte noch nicht aufgeben. »Bitte, Ross«, flehte sie leise. »Ich könnte noch einen weiteren Verlust eines meiner Kinder nicht ertragen.«
    Die Intensität ihrer Bitte erinnerte ihn einen Moment

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