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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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auf qualvolle Weise an Juliet. Ross wirbelte herum und schritt wütend durch den Raum. Zehn Schritte hin, zehn zurück. Die ganzen Jahre über hatte er seine gescheiterte Ehe mit vielen Empfindungen betrachtet: mit Zorn, Kummer und endlosen verzehrenden Fragen, warum Juliet ihn verlassen hatte. Und unvermeidlich war das Schuldgefühl gekommen, als er sich gefragt hatte, welches namenlose Verbrechen er wohl begangen hatte, das seine junge Frau dazu gebracht hatte, zu fliehen und sich in irgendeinem fernen Iand zu vergraben. Ohne ihre Ehe hätte Juliet niemals das Bedürfnis verspürt, ihre Unabhängigkeit auf eine solch unwiederbringliche Art zu demonstrieren.
    Er hatte mit seiner Schwiegermutter diesen Punkt niemals besprochen, aber er war überzeugt, daß sie wußte, wieviel Schuld er sich selbst an dem gab, was geschehen war. Und nun benutzte Jean dieses Wissen, um ihn in eine gefährliche, nutzlose Mission zu drängen.
    Er hielt an und starrte aus dem Fenster, vor dem die schrägen Strahlen der tiefstehenden Sonne eine exotische Szene von Kuppeln und Minaretten beleuchteten. Aufmerksam musterte er die Fensterkonstruktion, um sich Zeit zu geben, seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Anders als in türkischen Häusern hatte dieses Fenster Glasscheiben, um die kalte Winterluft draußen zu halten. Mit nur wenigen Zentimetern Abstand davon war ein Gitter sowohl zum Schmuck als auch zum Schutz befestigt, falls der Mob sich jemals dazu entschließen sollte, seinen Zorn auf die Ungläubigen zu richten.
    Das zerbrechliche, importierte Glas war ein passendes Symbol der Präsenz EngIands in Asien. Hier konnte ein Fremder auf tausenderlei Art sterben: durch Krankheit, durch die grausame  Hitze, Kälte oder vor Durst, durch die Hände von Räubern oder durch den wütenden Mob. Ross hatte dieses Wissen immer verdrängt, doch nun schuldete er es seinen Eltern, etwas mehr darauf zu achten, daß er am Leben blieb.
    Als sein Ärger verblaßte, zog er scharf die Luft ein. Eigentlich hatte er nur wenig Lust, so bald schon nach EngIand zurückzukehren. Und so sehr er sich auch bemühen würde, seinen Verpflichtungen der Familie gegenüber nachzukommen, so würde er schließlich doch scheitern, und alles nur, weil er im Alter von einundzwanzig Jahren diese unglückliche Ehe eingegangen war. Solange Juliet lebte, konnte er keinen Erben zeugen, der den Namen der Carlisle weitertragen würde. Doch trotz dieser Tatsache konnte er ihren Tod nicht herbeiwünschen, auch wenn er dann eine zweite Frau heiraten und seine freudlose Pflicht erfüllen konnte. Es war wirklich bedauerlich, daß sein älterer Bruder nur Mädchen gezeugt hatte. Ross hatte seine Frau enttäuscht, und er hatte seine Familie enttäuscht. Vielleicht, dachte er müde, würde er tatsächlich ein wenig Absolution finden, wenn er das tat, was Jean Cameron von ihm verlangte. Es gab nur zwei wirkliche Gründe, die ihn zurückhielten. Wenn er zu Tode kam, würde es hart für seine Eltern sein. Und wenn sein Vater starb, während er in Buchara war, dann würde es hart für ihn werden. Aber schließlich war er inzwischen ein Experte für Schuldgefühle.
    Er wandte sich wieder um und lehnte sich an den Fensterrahmen. »Du bist eine skrupellose Frau, Jean«, sagte er resigniert. »Du weißt, daß ich kaum ablehnen kann, wenn du mich auf diese Art bittest.«
    Einen Augenblick schloß sie die Augen, um die Tränen der Erleichterung zurückzuhalten. »Ich weiß es, und es schmeichelt meiner Ehre nicht, daß ich nach jedem Mittel greife, das sich mir bietet«, antwortete sie mit bebender Stimme. »Aber ich würde dich nicht darum bitten, wenn ich glaubte, es kostete dich das Leben.«
    »Ich wünschte, ich könnte deinen Optimismus teilen«, entgegnete er trocken. »Ich hatte Glück, einmal nach Buchara zu reisen und lebendig zurückzukehren. Ein zweites Mal dorthin zu gehen, fordert das Schicksal entschieden heraus.«
    »Du wirst sicher zurückkehren«, erklärte sie, wobei sie sich weigerte, ihre Hoffnung durch seine Worte vermindern zu lassen. »Und nicht nur das. Ich habe das seltsame Gefühl, daß diese Mission nicht nur Ian, sondern auch dir selbst vieles nützen wird.« Er hob ironisch eine Augenbraue. »Wenn ich dich daran erinnern darf, war es auch so ein Gefühl, das dir sagte, Juliet und ich wären füreinander bestimmt, während der Rest der Welt starke Zweifel daran hegte. Wenn du deine Erlaubnis nicht gegeben hättest, hätten wir nicht heiraten können, und

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