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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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dem langen Tresen stand vor einer Batterie bernsteinfarbener Flaschen ein gebeugter Barmann und polierte Gläser. Eine Hand voll Männer hockte an der Theke, doch das lauteste Geplauder und fröhlichste Gelächter kamen von einem Tisch direkt unter der Galerie.
    Zwei trübäugige Cowboys flankierten einen breitschultrigen Mann, dessen Mund unter dem hängenden Schnurrbart zu klein geraten schien. Sein blondes Haar lag wie eine
üppige Woge seidigen Korns um seine Schultern, und an seiner Jacke aus schimmerndem Satin war ein Blechstern befestigt.
    Der hochverehrte Sheriff McGuire, schloss Esmeralda, und Verachtung wallte in ihr auf.
    Die über dem fleckigen Tisch verlaufende Spur aus Scheinen und Silbermünzen führte direkt zu einem vierten Kumpan. Einem Mann, dessen Gesicht im Schatten seines Hutes lag - eine dünne Zigarre klemmte zwischen den vollen Lippen, und auf seinen Knien saß eine Hure mit verführerischen Grübchen.
    Er fixierte sie, erkannte Esmeralda und sie schüttelte sich. Sein Blick mochte nichts weiter als ein argwöhnisches Blitzen im herrschenden Dämmer sein; aber er war intensiv genug, sämtliche Augen im Saloon auf ihre erstarrte Gestalt zu lenken. Es schien, als existierte sie erst wirklich ab dem Augenblick, in dem er sie bemerkt hatte.
    Die Klaviermusik verstummte, das Tuch des Barmannes beendete seine kreisenden Bewegungen, und hinter den Saloonfenstern tauchten ebenso wie in der Tür neugierige Gesichter auf.
    Kopf hoch und einen Schritt vor den anderen, sagte eine Stimme in Esmeralda. Wenn du weiter einen Fuß vor den anderen setzt, Mädchen, dann gelangst du am Ende auch ans Ziel. Obgleich sie ihren Großvater nie wirklich hatte sprechen hören, wusste Esmeralda genau, dass es seine Stimme war. Sie mochte den Mann verfluchen, weil er ihrer Mutter den Rücken zugekehrt hatte; aber es war seine gnadenlose Schelte, die sie dazu bewegt hatte, ihr Bett zu verlassen und sich nicht länger in Selbstmitleid zu ergehen über die kalten, starren Körper ihrer im Sonntagsstaat gekleideten Eltern im Nebenzimmer. Seine Schelte hatte ihr die
Kraft gegeben, die Tränen des kleinen Bartholomew zu trocknen, noch während sie selbst kaum etwas sah vor lauter Weinen.
    Trotz oder vielleicht wegen des Hasses auf ihren Großvater hatte sein knurriger, nüchterner Ton sie stets beruhigt.
    Bis zu diesem Moment.
    Sie marschierte in Richtung des Tisches und blieb unmittelbar vor dem Mann stehen, dessentwegen sie hergekommen war. Die Frau auf seinem Schoß schlang besitzergreifend einen Arm um seinen Hals und bedachte sie mit einem amüsierten Blick.
    »Mr. William Darling?«, fragte Esmeralda und fuhr zusammen, als ihre Stimme die unnatürliche Stille durchbrach.
    Einen langen Augenblick gab er nur durch das kaum merkliche Zucken eines Wangenmuskels zu erkennen, dass er sie überhaupt gehört hatte. Von der Spitze seiner Zigarre stiegen ihr dünne Rauchwolken wie Schwefelsträhnen ins Gesicht.
    »Der bin ich«, antwortete er schließlich mit gedehnter Stimme, drückte seine Zigarre aus und schob mit dem Zeigefinger seinen Hut zurück.
    Esmeralda war auf die Begegnung mit einem schnauzbärtigen Widerling gefasst gewesen. Was erklärte, weshalb sie beinahe ihre Tasche hätte fallen lassen, als sie seine schmalen, von kaum sichtbaren Bartstoppeln verdunkelten Wangen und seine von dunklen Wimpern gerahmten, graugrünen Augen wahrnahm, in denen nicht eine Spur von Bosheit lag. Diese Augen unterzogen sie einer unverhohlen gründlichen Musterung.
    Mit einem stummen Stoßgebet zog Esmeralda die Derringer aus den satinbeschlagenen Tiefen ihres Retiküls und zielte damit auf sein Herz.

    »Sie sind verhaftet, Mr. Darling«, informierte sie ihn unmissverständlich. »Hiermit nehme ich Sie fest!«
    Billy Darling war ein im Grunde gutmütiger Mensch, der gern in Ruhe seinen Drink schlürfte.
    Was erklärte, weshalb er die hochmütige junge Lady, die es frech wagte, die Pokerrunde so rüde zu unterbrechen, derart wütend anstarrte. Sein erster Whisky für heute stand nur wenige Zentimeter vor ihm auf dem Tisch. So, wie der Tag begann, würde es ganz sicher nicht sein Letzter sein!
    Doch das sah die Lady anders. Sie folgte seinem Blick und nickte erhaben in Richtung der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. »Am besten trinken Sie das Glas noch aus. Es könnte für Sie lange Zeit nichts mehr geben.«
    Beinahe hätte Billy laut gelacht. Stattdessen legte er gelassen seine Finger um das Glas und prostete ihr in ehrlicher Anerkennung

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