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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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stellen konnte, legte sie eine Hand an seine Schulter. »Schon gut, Daddy.«
    Als sie sich der Umarmung ihres Vaters entwand, erhaschte sie im Fenster einen Blick auf ihr Spiegelbild. In dem schlichten schwarzen Kleid und mit den frisch geschnittenen Haaren, die ihr Gesicht wie eine schimmernd weiche Wolke rahmten, wirkte sie schlank und elegant. Sie ließ nicht mehr die Schultern hängen, um ihre Größe zu kaschieren, und ihre Haut hatte den rosigen Schimmer der Gewissheit, dass sie Colins Kind unter dem Herzen trug.
    Tabitha legte eine Hand auf ihren Bauch. Lange wäre sie nicht mehr so schlank - aber sie freute sich bereits auf den sichtbaren Beweis, dass ein Mann wie Colin sie geliebt hatte.
    Noch vor ein paar Monaten hätte sie sich stotternd gewunden in einer derartigen Lage; aber jetzt stand sie hoch erhobenen Hauptes vor dem Haufen gieriger Journlisten und sah sie mit tränenfeuchten Augen an. »Ich kann Ihnen nur sagen, dass der Vater meines Babys einer der feinsten Menschen war …« sie schluckte »… ist, denen zu begegnen ich die Ehre gehabt habe - im wahrsten Sinne des Wortes ein Held! Es schmerzt mich unendlich, dass es ihm nicht möglich sein wird, bei der Erziehung unseres Kindes mitzuwirken.«
    Ihre rätselhafte Antwort steigerte das Interesse der Medienmeute noch.

    »Ist das seine oder Ihre Entscheidung, Miss Lennox?«
    »Ist er verheiratet?«
    »Ist er homosexuell?«
    Gerade wollte sich Tristan wieder helfend einmischen, als plötzlich sein Handy klingelte. Knurrend vor Ungeduld zog er sich ein Stück zurück und zerrte das Telefon aus seiner Hosentasche.
    »Lennox«, schnarrte er in das Mundstück. »Wovon, zum Teufel, redest du da, Sven? Du weißt, dass ich kein Norwegisch verstehe.« Er machte eine Pause. »Ein Eindringling? Bist du sicher? Tja, dann hol Verstärkung und ruf die Polizei. Entwaffne ihn, wenn du es schaffst. Das ist eine der Aufgaben, für die du jährlich achtzigtausend Dollar von mir bezahlt bekommst.« Die zweite Pause war länger als die erste. »Er hat dir die Waffe abgenommen?« Tristans Stimme schwoll zu einem Brüllen an, sodass ihn die Umstehenden, einschließlich seiner Frau, verwundert anstarrten. »Womit? Mit einem Schwert?« Tristan wurde kreidebleich und um ein Haar hätte er sein Handy fallen lassen, fing es jedoch gerade noch rechtzeitig wieder auf. »Um Himmels willen, erschieß ihn nicht! Was soll das heißen, er ist schon auf dem Weg …?«
    Tristan hatte keine Zeit, die Frage zu beenden, da sich in diesem Augenblick die Tür des am anderen Ende des Saals befindlichen Fahrstuhls öffnete und der einzige Fahrgast entschlossen den Saal betrat.
    Mr. Lennox ließ das Handy in dem Augenblick fallen, in dem Arians Weinglas auf dem Marmorboden in tausend Splitter zerbarst. Ihre Gäste reckten die Hälse, um sich den Neuankömmling zu beäugen, und ein verblüfftes Raunen wogte durch den Raum.
    Froh, der allgemeinen Aufmerksamkeit entronnen zu sein, drehte sich auch Tabitha um.

    Und blickte direkt in die goldenen Augen eines Ritters in schimmernder Rüstung. Er marschierte ohne zu zögern aus dem Fahrstuhl und stampfte mit derart zornig gerunzelter Stirn in ihre Richtung, dass selbst die neugierigsten Journalisten eilig vor ihm zurückwichen. Er wirkte, als wäre er durchaus in der Stimmung, mit dem riesigen Schwert, das von seiner Hüfte baumelte, den Nächstbesten zu durchbohren, der närrisch genug wäre, sich ihm in den Weg zu stellen. Seine dunklen Haare hingen zerzaust um sein Gesicht.
    Tabitha stand vollkommen reglos da. Sie fürchtete, wenn sie auch nur Luft holte, würde sie vielleicht aufwachen und dieser Traum zerstiebe genau wie all die anderen.
    Eine ältliche Dame, die schon vor Tabithas Geburt Mitglied des Lennox’schen Aufsichtsrates war, stellte erschüttert fest: »Seht euch nur diese empörende Verkleidung an. Ich hätte nie gedacht, dass Lennox so was wie einen Stripper zur Unterhaltung engagiert!« Angewidert wandte sie sich ab.
    »Ich finde die Idee gar nicht so schlecht«, erwiderte ihre blauhaarige Begleiterin, während sie die muskulösen Schultern des Überraschungsgastes mit Kennerblick musterte.
    Der unaufhaltsame Vormarsch des Ritters trieb Reporter und Fotografen in die Flucht, auch wenn einige von ihnen sich zusammenrissen und nach neuen Filmen und Batterien tasteten.
    Obgleich Tabitha immer noch nicht wieder atmete, konnte sie nichts gegen die unaufhaltsam über ihre Wangen strömenden heißen Tränen tun. Als Colin vor ihr auf die

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