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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Schneewittchen -Steppdecke gedrückt. »Ich will, dass ihr beiden euch anbrüllt, statt euch ständig zu küssen. Ich will, dass meine Spielsachen aufhören zu reden und dass die Teller aufhören, dauernd mit sämtlichen Löffeln davonzulaufen. Ich will in einem Reihenhaus wohnen und Kleider von der Stange tragen.« Ihre Stimme war schrill geworden. »Ich will meinen Geburtstag bei McDonald’s feiern!«

    Diese überraschende Erklärung hatte bei ihrem Vater noch größere Verwunderung hervorgerufen und diesmal war er es, der entgeistert die Augen verdrehte.
    Trotz ihrer seit Anbeginn regelmäßigen und häufig katastrophalen Begegnungen mit dem Übernatürlichen hatte Tabitha weiter ihre runde kleine Nase über Disney-Filme mit sprechenden Teekannen und singenden Mäusen gerümpft; sie zog die unerschütterlich düsteren Filme von Ingmar Bergman Geschichten von irgendwelchen dämlichen Prinzessinnen vor, die stets von irgendwelchen Prinzen auf wilden Hengsten davongetragen werden wollten.
    Tabitha Lennox hatte keine Wahl. Sie glaubte an Magie. Doch sie glaubte nicht an Märchen.
    Nicht an Happy Ends.
    Nicht an Traumprinzen.
    Bis jetzt.

ERSTER TEIL
    Die Verlockung
    ’Tis the strumpet’s plague to beguile many and be beguil’d by one.
     
    Es ist der Dirne traurig Los
zu locken viele
und gelockt zu sein
von einem bloß.
    WILLIAM SHAKESPEARE
     
     
     
    Yet she wish’d that heaven had made her such a man.
     
    Doch sie hätte gewünscht, der Himmel hätt’ gemacht aus ihr’nen solchen Mann.
    WILLIAM SHAKESPEARE

1
    NEW YORK CITY
    In Augenblicken wie diesem vermisste Michael Copperfield seinen Pferdeschwanz am schmerzlichsten. Da er nicht länger daran ziehen konnte, wenn seine Frustration ihn überwältigte, musste er, um seine Anspannung zu mildern, einen Bleistift entzweibrechen. »Du scheinst den Ernst der Situation nicht zu verstehen. Deine Eltern sind verschwunden«, wiederholte er.
    Die junge Frau, die zusammengesunken in dem Ledersessel vor seinem Schreibtisch hockte, machte sich nicht einmal die Mühe, von den Berichten, die sie las, aufzusehen. »Was ja wohl nicht weiter ungewöhnlich ist«, antwortete sie ruhig. »Meine Eltern verschwinden mit schöner Regelmäßigkeit. Von Partys. Aus Taxis. Von Aktionärsversammlungen. Einmal haben sie sich mitten während des zweiten Akts einer Aufführung meiner Schauspielgruppe in der Schule einfach in Luft aufgelöst.« Sie bedachte ihn mit einem kurzen, spöttischen Blick, ehe sie eine Seite des Berichts umblätterte. »Versuch mal, so etwas deinem Schauspiellehrer zu erklären, Onkel Cop.«
    Ihre aufreizend beiläufige Akzeptanz der Neuigkeit verstärkte Copperfields Unbehagen noch. Er erhob sich, kam um den Schreibtisch herum und zwang sie, ihre Aufmerksamkeit von den Software-Konfigurationen abzuwenden
und in sein sorgenvolles Gesicht zu schauen. »Dieses Mal ist es anders, Tabitha«, knurrte er. »Sie sind nicht bloß für ein paar Minuten aus unserem Blickfeld gerückt, oder haben sich zum Essen nach Paris gewünscht. Dieses Mal wird ihr gesamtes Flugzeug vermisst. Und zwar seit dem Bermudadreieck.«
    Tabitha blinzelte wie eine Eule hinter ihren dicken Brillengläsern, und Copperfield kam zu dem Schluss, dass sie ihm endlich zuhörte.
    »Der Firmenjet wurde vor über sechzehn Stunden zum letzten Mal auf dem Radar gesehen. Die Marine hat bereits Flugzeuge und Schiffe ausgeschickt, aber bisher nirgends auch nur eine Spur von einem Wrack entdeckt. Was natürlich in der Gegend nicht weiter ungewöhnlich ist. Ich versuche, die Medien noch ein paar Tage hinzuhalten, zumindest, bis die Marine ihre Suche abgeschlossen hat. Aber ich kann dir versichern, dass das Verschwinden eines der reichsten Männer der Welt sicher nicht lange unbemerkt bleiben wird.«
    Tabithas skeptisches Lachen klang gezwungen, als sie fragte: »Und, was ist deiner Meinung nach geschehen, Onkel Cop? Wurden die beiden vielleicht von einer fremden Regierung, von irgendeiner Terrororganisation«, sie pfiff die Anfangsmelodie der Akte X , »oder von Außerirdischen entführt?«
    Er kehrte an seinen Platz zurück, und plötzlich fühlte er sich wie ein alter Mann. »Vielleicht ist ihr Flugzeug ganz einfach abgestürzt.«
    Stille senkte sich über den Raum, ehe Tabitha laut zu lachen begann. »Mach dich doch nicht lächerlich! Das ist sicher wieder einer von Mamas kleinen übernatürlichen Scherzen. Bestimmt taucht der Jet genau dort wieder auf, wo er sich in Luft auflöste, oder er erscheint

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